Kapitel 63: Aus dem Winterschlaf erwacht

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„Nicht direkt..", sie schüttelte den Kopf, sah ihn freundlich an, „ich... wollte dich einfach sehen... du hast mir gefehlt.", sagte sie leise, musterte sein Gesicht, „Tut mir leid, ich..."
„Du musst dich nicht entschuldigen.", meinte er sanft, „Es ist doch alles in Ordnung."
„Ich will dich nicht unter Druck setzen...", sie wandte den Blick ab, strich sich über die Augen, „ich hätte gar nicht herkommen sollen..."
„Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass du hier bist. Ich habe lange über dich nachgedacht...", seine dunkle Stimme und die Worte waren wie Balsam für ihre Seele.

War das nicht alles, was sie hören wollte?
War das nicht genau der Grund, warum sie zu ihm gekommen war?
Wollte sie nicht eine Bestätigung für die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickelten?
Eine Bestätigung dafür, dass sie nicht verrückt geworden war?
Dass sie sich nichts einbildete?
Oder wollte er ihr gerade sagen, dass ihre Idee vollkommen irrational und überaus verwerflich war?
Dass er sich nie wieder ein weiteres Mal auf sie einlassen würde?
Dass er diesen Kontakt doch nicht wollte?

„Wirklich?", sie versenkte ihre rehbraunen Augen in seine obsidianen.
„Ja... mir sind die Aalaugen ausgegangen", meinte er gespielt betroffen, was ihm einen fassungslosen Blick von ihr einbrachte, er lachte auf, nahm ihre Hand, drückte sie zwischen seinen, „du hast mir auch gefehlt", schob er flüsternd nach.
Sie legte den Kopf schief, atmete erleichtert aus, rutschte ein wenig näher zu ihm, lehnte sich, nachdem sie sich sein Einverständnis durch einen eindringlichen Blick geholt hatte, an ihn, legte seinen Arm um sich und den Kopf an seine Brust.

„Du willst das wirklich?", er wollte sicher gehen, dass er sie richtig verstanden hatte und er am Ende nicht wie ein Einfaltspinsel da stand.
Er musste an Albus denken, ‚Liebe macht uns alle zum Narren', hatte er immer gepriesen, wie recht er doch hatte.
Sie suchte seinen Blick, „das einzige, was ich will, ist bei dir zu sein... an jedem Tag. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das verstanden hab.", sie seufzte, „Ich weiß, dass es vollkommen verrückt ist... aber du löst etwas in mir aus, was ich bei niemandem sonst spüre... kannst du das verstehen?"
„Sehr gut sogar", er lehnte seine Stirn an ihre, strich über ihre Haare, drehte eine Strähne um seinen Finger, musterte sie wieder, sie schenkte ihm so viel Hoffnung, so viel Vertrauen, eine zweite Chance, um alles besser zu machen, wie könnte er diese Chance nicht ergreifen?
Er war mehr als froh, dass sie so mutig war und er wollte ihr zeigen, dass er besser war als sein alter Ego, dass er sich wirklich geändert hatte, zum größten Teil für sie.

Hermine streichelte durch seine Haare, schob ihr Gesicht zu seinem und drückte ihm ihre Lippen auf die Wange, schmuste dann ihr Gesicht an seines und umarmte ihn.
Severus schloss die Augen, genoss den Duft, den sie ausstrahlte und die Wärme, die von ihr ausging.
„Dein Herz rast ja", bemerkte sie erstaunt, hielt ihn nur noch fester bei sich, löste sich dann ein wenig, legte ihre Hand auf seine Brust.
„Aus dem Winterschlaf erwacht", er hielt ihre Hand fest, schmunzelte ein wenig.
„Ich bin froh, dass wir uns wiedergefunden haben... allerdings hab ich eine Bedingung... Keine getrockneten Billywig-Stachel... und wenn, dann nur, wenn wir sie zusammen nehmen und uns hier einschließen", sie lachte ein wenig.
„Keine Drogen... versprochen.", stimmte er zu.
„Und wir lassen uns Zeit.. ja?"
„Solange bis wir alt und grau sind...", auch dem stimmte er zu.

Glücklich sah sie zu ihm, „Ich bin ein wenig aufgeregt", gab sie zu, errötete leicht und lachte wieder.
„Ich auch... das letzte Mal ist lange her.", er sah entschuldigend zu ihr.
„Hast du dich mit keiner Frau getroffen?", sie setzte sich ein wenig auf, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können.
„Nein", sagte er verhalten, „du dich mit... Männern?"
„Ich hab es versucht... es lief ein-bis zweimal auf Knutschereien hinaus... aber mehr war da auch nicht.", gab sie ehrlich zu, „Ist das für dich in Ordnung?"
„Du bist mir keine Rechenschaft schuldig", er strich ihr über den Kopf, sie kuschelte sich weiter an ihn, er hatte sich wirklich verändert.
„Darf ich hier schlafen?", fragte sie leise, „Nur schlafen..."
„Ich glaube du kennst dich noch bestens aus", schmunzelte er.
„Hast du das Problem mit der Tür behoben?", sie setzte sich auf, sah zu der Tür, die damals durch eine magische Barriere blockiert wurde.
„Versucht zu beheben, ich hatte irgendwann keine Lust mehr mich damit auseinander zu setzen..", er zuckte mit den Schultern.
„Daran sollten wir etwas ändern...", sie überlegte eine ganze Zeit, lehnte sich dann wieder ein seine Seite.
„Möchtest du etwas trinken?", die Tür und der damit verschlossene Raum waren ihm mittlerweile wirklich egal.
„Vielleicht einen heißen Kakao?", fragte Hermine, lächelte leicht, sah ihm dann hinterher als er bei den Hauselfen zwei heiße Schokoladen und zwei Stücke Kürbiskuchen bestellte.
„Ein Stück Kuchen ist immer eine gute Idee", er lächelte entschuldigend, setzte sich dann wieder zu ihr.
„Kürbiskuchen sowieso", nickte Hermine.
Die Hauselfen kamen kurz danach mit den bestellten Tassen und Tellern, stellten alles auf den Couch-Tisch und verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren.
Schweigend und vielen neugierig-freundlichen Blicken aßen und tranken sie, lehnten sich danach wieder in das Polster, streichelten über die Hände des anderen und tauschten tiefe Blicke aus.

Einige Zeit später nahm Hermine ihren Mut erneut zusammen, räusperte sich ein wenig, „Wenn ich darf... geh ich schon mal ins Bad", stand auf als er schnell nickte, ging zur Schlafzimmertür, sah ihn nochmal an, kicherte leicht und lief ins Badezimmer.

Severus konnte sein Glück kaum fassen, sie wollte es nochmal mit ihm probieren, sie wollte sogar schon heute bei ihm schlafen, mit ihm kuscheln. Was für ein Glückspilz er doch war.
Er stand auf, löschte das Feuer im Kamin, ging ebenfalls ins Schlafzimmer.
„Severus? Du musst mir einen Pyjama von dir leihen", rief sie aus dem Bad.
Er öffnete den Schrank, suchte einen neueren Pyjama, verkleinerte ihn magisch, damit sie in ihm nicht untergehen würde und legte ihn auf das Bett, setzte sich dann auf seine Seite, mit dem Rücken zum Badezimmer und fing an sich auszuziehen, knöpfte die Robe auf, schob sie sich vom Körper, danach war sein Hemd an der Reihe.
„Hast du gehört?", rief sie wieder.
„Er liegt auf dem Bett", meinte er lachend, schüttelte leicht den Kopf.
„Oh, kannst du ihn mir kurz geben?"
„Moment", er stand auf, nahm sich den schwarzen seidigen Stoff, klopfte an die Badezimmertür, öffnete sie, hielt nur den Arm rein und vermied es sie anzusehen.
„Was machst du denn?", fragte sie lachend, „Du weißt doch wie ich aussehe..."
„Wir wollten es langsam angehen lassen", er zuckte mit den Schultern, sah weiterhin nicht zu ihr, hörte nur ihr Lachen.
Sie nahm ihm den Pyjama aus der Hand, er schloss die Tür, setzte sich wieder auf das Bett und fuhr fort sich aus- beziehungsweise umzuziehen.

Nach wenigen Minuten ging die Tür der Badezimmers wieder auf, Severus hatte sich ebenfalls einen Pyjama angezogen, hängte gerade seine Robe in den Schrank als er eine warme Hand an seinem Arm spürte.
„Das war süß von dir", sie streichelte über seine Wange, „Danke.", schenkte ihm ein kleines Küsschen auf die leicht erwärmte Haut und ging dann zum Bett, setzte sich auf die Seite, die sie immer genommen hatte, „Ist das ok wenn ich auf dieser Seite schlafe?"
„Es ist deine... es war immer deine", die letzten Worte sagte er mehr zu sich selbst, legte sich dann auf seine Seite und warf die Decke über sich.

Sie seufzte laut auf, als sie sich hinlegte, sah dann zu ihm, „es fühlt sich sehr merkwürdig an wieder hier zu liegen."
„Ich kann ein neues Bett kaufen", schlug er sofort vor.
Sie lachte, „nein... so meine ich das nicht... ich meine, ich hätte nie gedacht, dass ich nach all der Zeit nochmal hier so mit dir liege. So... in Frieden... verstehst du, was ich meine?"
„Sehr gut sogar." , er konnte wirklich verstehen was sie meinte, war froh und dankbar, dass sie wieder da war, „Ich hab die Matratzen ausgetauscht..."
Sie rutschte ein wenig umher, fühlte die Beschaffenheit der Matratze, dachte kurz nach, „fühlt sich gut an... kann man mit arbeiten.", sah dann zu ihm und lachte bei seinem Gesichtsausdruck, suchte seine Hand, zog sich an ihr zu ihm, kuschelte sich wieder an seine Seite.
Er lachte ebenfalls, schüttelte leicht den Kopf, sah über sie, „deine Haare sind dunkler."
„Fällt dir das jetzt erst auf?"
„Nein, das erste Mal in der Apotheke... aber ich wusste nicht, ob du meine Meinung darüber hören möchtest.", sagte er versöhnlich, streichelte über ihre Hand.
„Dir gehört meine geteilte Aufmerksamkeit, sag mir was du von meinen Haaren hältst!", gespannt sah sie zu ihm.
„Das dunklere steht dir sehr gut... ein sattes Schokobraun, mit dem typischen Duft...", er seufzte auf, „ich habe so oft versucht mich daran zu erinnern, aber irgendetwas hat immer gefehlt..."
Sie löste seine Hand von seiner, schob ihren Arm über seinen Bauch, drückte sich nah zu ihm, sie hatte das Gefühl, dass er gar nichts falsches sagen konnte, alles war ehrlich und aufrichtig und zum Teil wirklich romantisch.

„Hermine?", sein Bariton war noch ein Ticken tiefer, er wirkte fast angespannt.
„Mhm?"
„Darf ich dich küssen?", er war aufgeregt und wie aufgeregt, Hermine konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, stützte sich auf dem Ellenbogen ab und sah ihn an, strich mit dem Daumen über seine Unterlippe, er strich durch ihre Haare, drückte ihren Kopf langsam zu sich, Hermine schob sich ebenfalls weiter zu ihm, lächelte, „bitte."
Das war sein Zeichen, er zügelte sich selbst sie mit dem ‚ersten' Kuss zu überfallen und kostete die weichen Lippen nur vorsichtig.
Unendlich langsam küsste er sie, entlockte ihr ein kleines erfreutes Stöhnen, welches ihn fast zum Lachen brachte, konzentrierte sich dann aber wieder auf ihre Lippen, die sich genauso wollend an seine schmiegten, wie seine an ihre.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt