Kapitel 58: Ein toxischer Cocktail

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„Er war einfach so süß mit seiner gelben Fliege", meinte Hermine.
Severus lachte, „die gelbe Fliege... ja... ein weiteres Geschenk von Madame Malkin."
Eine kleine Stille setzte sich zwischen sie, irgendwie schien diese Leichtigkeit, die sich so gut angefühlt hatte, verloren zu sein, zumindest für diesen Moment. Diese drückende Nervosität, die sie schon in der Nacht gefühlt hatte, legte sich über die beiden.
„Magst du schon mal einen Wein?", fragte sie stattdessen, versuchte die Stimmung wieder ein wenig zu entkrampfen.
„Gerne", er nickte, spürte ebenfalls diese Anspannung in sich und zwischen ihnen und vor allem ein größer werdendes Knistern, eine Neugier wohin das alles führen würde, einen Nervenkitzel, von dem er und auch sie sich sicher waren, dass er existierte, auch wenn sie es nicht aussprachen.

„Ich habe deine Kerze angezündet", informierte er sie beiläufig.
„Und wie gefällt sie dir?"
Was sollte er sagen?
Wie sollte er das formulieren, was er empfand, wenn er den Duft roch?
„Sie ist das Zweitbeste, was ich jemals gerochen habe", sagte er leise.
„Nur das Zweitbeste?", sie lachte, „Was kann denn noch besser riechen als meine Kerzen?"
Deine Haare..., dachte er verträumt, schüttelte kurz den Kopf, nein, das konnte er ihr nicht sagen, „... natürlich nur der Amortentia...", was im Grunde dieselbe Antwort war, denn er war sich sicher, dass sein Amortentia ebenso wie ihre Haare duften würde.
„Das lasse ich gelten", sie nickte, lachte dann wieder, verdunkelte das Wohnzimmer und warf sich auf die Couch, „Ich hab schon mal was rausgesucht... Quills und ‚Was Frauen wollen...' vielleicht lernst du noch was", sagte sie spitz, versuchte ein Kichern zu unterdrücken, lachte aber trotzdem, als sie seinen Blick sah.
„Ich weiß sehr gut, was Frauen wollen", versicherte er ihr, womit er zu 100% recht hatte, daran konnte sich Hermine noch blühend erinnern, „das müsstest du doch am besten wissen.", lachte dann seinerseits, als er sah, wie sie errötete.
Sie räusperte sich, „ja... das weiß ich..", legte dann den ersten Film ein und setzte sich auf die Couch neben ihn, rutschte automatisch zu ihm.

„...ich brauch jetzt erstmal eine Pause", meinte sie, als der Abspann von Quills lief.
„Was suchst immer für Filme aus?", fragte er leicht verstört.
„Ich richte mich nach den Bewertungen und Empfehlungen... aber ich hab langsam das Gefühl, dass das nicht unbedingt bedeutet, dass es auch sehenswert ist!", sie trank von ihrem Wein, den hatte sie nach diesem Film bitter nötig, sah dann zu ihm.
Er musterte sie interessiert, sein Blick war offen, als hätte er eine Menge zu sagen.
„Warum guckst du so?"
„Das ist mein Gesicht", verteidigte er sich, trank ebenfalls von seinem Glas.
„Nein, nein... irgendetwas geht dir durch den Kopf...", schmunzelte sie und dass er ihr auswich, verdeutliche ihr umso mehr, dass sie vollkommen richtig lag.
„Mir geht andauernd etwas durch den Kopf", bestätigte er.
Sie rutschte nah zu ihm, versuchte etwas in seinen Augen zu erkennen, spülte dem Verdacht einem Schluck Wein nach, „woran denkst du nur, Severus Snape", es war mehr eine rhetorische Frage.
„An dich", sagte er leise, konnte sich aus ihrem Blick nicht befreien.
„An mich?"
Er nickte, „dass du heute wirklich umwerfend schön aussiehst", flüsterte er.

Es musste am Wein liegen, dass er so offen sprach, der Alkohol lockerte immer schon seine Zunge.
„Du bist betrunken", stellte sie lachend fest.
„Ein Schluck Wein macht mich nicht betrunken...", er schmunzelte ein wenig, sah sie wieder so an, „du siehst so... reif aus."
„Du meinst alt?", skeptisch sah sie ihn an.
Ein dunkles Lachen schallte durch den Raum, „nein... ich meine einfach nur erwachsen und selbstbewusst.", steckte eine ihrer Strähnen hinter ihr Ohr, „Findest du das schlimm?"
„Dass du mich schön findest?", fragte sie flüsternd, er nickte, „nein, eher schmeichelnd", hörte sie sich sagen, seine Augen hatten sie wieder einmal gefangen genommen.
Er lächelte, schlug dann sanft sein Glas gegen ihres und nahm einen weiteren Schluck, ebenso wie sie, dann legte sie den zweiten Film ein, setzte sich wieder zu ihm, dieses Mal noch näher, was er mit einem erhöhten Herzschlag zur Kenntnis nahm.
Der Film lief, aber so wirklich zu, sah keiner von beiden.
In Hermines Kopf rauschte sein Kompliment, dass er es ihr so offen gestanden hatte, verwirrte und erfreute sie gleichermaßen.
In ihrem Bauch kribbelte es, sie sah ihn aus dem Augenwinkel an, er saß einfach so völlig entspannt neben ihr, sah sich diesen unwichtigen Film an. Wusste er, was er mit seinem Wesen in ihr auslöste? Mit dem was er sagt?
Und vor allem wie er es sagte?

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt