Kapitel 13: Provokationen

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„Natürlich", brummte er, ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, er zog die Decke über sich.
Sie schnaubte, schloss dann die Tür und ging wütend zurück zum Bett, legte sich dann auf die freie Seite, mit genügend Abstand und zog den Teil ihrer Decke zu sich.
„Sie sind eine echte Nervensäge", nuschelte er, das Bett tat ihm offenbar wirklich gut.
„Und Sie.. sind... unerträglich.", gab sie stotternd zurück, es hörte sich nicht halb so schlagfertig an, wie sie gehofft hatte.
„Jetzt haben Sie mich wirklich getroffen.", er verdrehte die Augen.

Merkwürdigerweise strahlte er eine ungeheure Wärme ab, es war fast heiß in dem Zimmer, sie musste unweigerlich daran denken, was er zu ihr gesagt hatte, dass es in seinem Schlafzimmer nicht interessant war, wenn er nicht darin wäre, dann dachte sie an den vermeintlichen Folterraum in seinem Haus.
Sah nachdenklich und gedankenverloren über ihn.
Sie kicherte leicht, allein die Vorstellung, dass sie ihn fragen würde, ob es einen solchen Raum gab und was er darin anstellte und sein irritierte Blick gefolgt von einer Wutrede und dem Packen ihrer Sachen, war völlig widersprüchlich und gelinde gesagt verrückt.

Er sah leicht fragend über seine Schulter, sie lag zu ihm gedreht, schien gedankenversunken zu sein und trug immer noch ein Lächeln auf den Lippen, „es klingt als hätten Sie Spaß daran mit Ihrem ehemaligen Professor im Bett zu liegen.", er konnte sich eine Doppeldeutigkeit nicht verkneifen und hatte keine Ahnung, wie sehr er damit ins Schwarze traf.
„Hat doch was... Verruchtes, oder?", fragte sie mit geschürzten Lippen.
„Es gab schon verruchtere Zeiten in meinem Leben...", dieses unschuldige Beieiananderliegen war für ihn wenig ansprechend.
„Tatsächlich?", die Neugier schwappte wieder einmal über, sie stützte ihren Kopf auf einer Hand ab, versuchte einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen.
„Höre ich da ein wenig Interesse an meiner Person?", er sprach immer noch nur über die Schulter mit ihr.
Sie schnaubte ein wenig, „Interesse..."

Bingo, er schmunzelte, „in Ihrem Alter habe ich alles Mögliche ausprobiert", schnurrte er, drehte sich dann doch langsam zu ihr herum.
Sie versuchte sich vorzustellen wie Snape mit 20 aussah, ein 20-jähriger Snape im Bett mit irgendeiner Frau?
Das passte noch weniger zusammen als die Variante des älteren Snapes.
Er wusste nicht, worüber sie so intensiv nachdachte, sonst wäre seine gute Laune vermutlich vorbei, aber es sah sehr amüsant aus. Ihr Blick klärte sich langsam auf, seine Grinsen störte sie ungemein, sie schenkte ihm einen anklagenden Blick.
„Viel ausprobieren werde ich nicht können, wenn diese Ehe weiter bestehen bleibt.", sagte sie emotionslos, drehte sich dann auf die andere Seite.

Es machte sie sauer, dass ihr diese Möglichkeit verwehrt wurde, sie war eine junge Frau in ihren besten Jahren, der Krieg war vorbei und alle waren frei und glücklich.
Zu ihrem größten Pech lag sie mit einem Mann im Bett, der ihr gerade vorschwärmte, wie sehr er seine Jugend ausleben konnte und welche Erfahrungen er schon gemacht hatte, während sie wie ein Fisch auf dem Trockenen lag, im wahrsten Sinne.
Sie starrte schmollend auf die Wand, schloss nach einem tiefen Atemzug die Augen und versuchte Schlaf zu finden, hörte, wie er sich ebenfalls auf die andere Seite drehte und den Abstand damit noch weiter vergrößerte.

Trotz des Alkohols und des pikanten Gesprächs blieben die Hände wo sie waren, niemand näherte sich auch nur ein Stück und so verging die Nacht trotz der Anspannung ungewohnt schnell.
Müde und gerädert setzte Hermine sich auf, strich sich die wuscheligen Haare nach hinten, sah kurz zu ihrem Bettnachbarn, schluckte und machte sich dann auf ins Badezimmer, um sich für den Tag zu rüsten.
Als sie die Tür hinter sich schloss und in den Spiegel sah seufzte sie umso mehr, ihre Haare standen unbändig in alle Richtungen, ein missmutiger Blick breitete sich aus.
Sie sah Trelawney in diesem Zustand erstaunlich ähnlich.
Vielleicht sollte sie sich mit einer dicken Hornbrille einfach vor seine Seite setzen und ihn mit lautem Singsang wecken, entweder würde er einen Herzinfarkt erleiden oder ihr aus Reflex ins Gesicht schlagen.
Nach einer kurzen Überlegung entschied sie sich dafür keine der beiden Varianten zu riskieren, starrte stattdessen weiter auf ihr wenig ansprechendes Äußeres.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt