Kapitel 50: Versprechen

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Nach dem Unterricht starrte Severus die ganze Zeit auf die Schachtel mit den Jobberknoll-Feder, er wusste, dass die Zutat zum Veritaserum gehörte, das machte ihren Satz ‚die Wahrheit ist manchmal gut versteckt' nur noch deutlicher, aber was sollte das bedeuten?
Die Wahrheit ist gut versteckt, welche Wahrheit könnte gemeint sein?
Warum war sie so freundlich zu ihm?
Und warum dachte er über all das so intensiv nach?

Er hatte die junge Frau in den vier Jahren nie wirklich vergessen können, es gab immer eine einsame Nacht in der seine Gedanken um sie kreisten, in der er über all seine Fehler nachdachte, Entscheidungen, die er getroffen hatte und er bereute es seit jeher.

Die nächsten Tage wurde zu einem kontinuierlichen Denkprozess, bei dem am Ende absolut keine Lösung hervorging, etwas was ihn dermaßen fuchste, dass er kaum Schlaf fand.
Bis er sich dazu entschied, dass es das Beste wäre, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Es nützte niemandem etwas und so zog er sich, wie jedes Mal, wenn ihn etwas quälte, die Gedanken aus dem Kopf und verstaute sie in einer kleinen Phiole in seinem Denkarium-Schrank.

Nach guten zwei Wochen waren seine Vorräte wieder einmal aufgebraucht, die Schüler verbrauchten einfach zu viel der wertvollen Stoffe, was bedeutete, dass Severus wieder einmal in die Winkelgasse musste.
Er freute sich fast das Schloss zu verlassen, hoffte, dass auch Hermine zufällig ebenfalls wieder dort war.
Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wieder dort trafen?
Ausgerechnet am selben Tag, zur selben Uhrzeit?

Severus seufzte, er wusste, dass es utopisch war und dass diese eingeredete Hoffnung nicht gut für ihn wäre.
Es war ein einmaliges Erlebnis, ein einmaliges Glück, welches ihm immer noch ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Mit schnellen Schritten verließ er Hogwarts, lief zur Appariergrenze und apparierte in die Winkelgasse, suchte die Apotheke auf und kaufte die Zutaten ein, die beinahe völlig aufgebraucht waren.
Er verbrachte gute zwei Stunden dort, schlenderte durch die Gänge, kam zu dem Regal mit den Aal-Augen, konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er brauchte sie zwar nicht, nahm aber trotzdem ein Glas von ihnen mit, ging dann langsam, aber sicher zur Kasse und bezahlte den Einkauf.
Die freundliche ältere Hexe sah immer mal wieder zu ihm, es schien als würde ihm etwas auf dem Herzen liegen, „Aal-Augen...", meinte sie, sah ihn vielsagend an, „die haben Sie noch nie gebraucht..."
„Ich... wollte mal etwas anderes ausprobieren...", gab er zurück, als müsste er sich dafür rechtfertigen, dass er das Glas erwerben wollte.
Die Frau lachte, schüttelte vergnügt den Kopf, natürlich war ihr aufgefallen welchen Eindruck Hermine auf ihn gemacht hatte, wie hypnotisiert er von ihrer Erscheinung war, „fragen Sie sie doch, ob sie Zeit hat für einen Tee", schlug sie freundlich vor.
Severus sah zu der Frau, die sich nicht davon abhalten ließ alles in Seelenruhe zu kassieren.
Normalerweise würde er sie für ihr Einmischen tadeln, dass es sie nicht zu interessieren hatte, was er tat oder eben nicht tat, stattdessen nahm er einen tiefen Atemzug, „das ist nicht so einfach", gab er zurück, schüttelte den Kopf, als könnte er damit das leidige Thema von sich schütteln.
„Dass es einfach wird, habe ich auch nicht behauptet", sie verstaute alles in eine Tüte bis auf die Aalaugen, kassierte den Betrag und hielt sie ihm hin, „aber es ist das Richtige."

Einen kurzen Moment starrte Severus sie an, war Albus Dumbledore aus dem Reich der Toten zurückgekehrt und hatte sich den Körper dieser alten Dame genommen?

Langsam nahm er ihr die Tüte aus der Hand, sie kramte in ihrer Tasche, holte eine knisternde kleine Verpackung heraus und schob sich die Süßigkeit in den Mund, „Zitronenbrausebonbon?"
Fassungslos sah Severus zu ihr, „nein danke", schnappte sich das Glas mit den Aal-Augen, verließ dann eilig den Laden und knallte direkt vor der Tür mit einem zarten Körper zusammen, das Glas fiel ihm dabei natürlich aus der Hand und zerschellte auf dem Kopfsteinpflaster.
„Oh Verzeihung, ich...- Severus?", wie das Schicksal es wollte, war es nun Hermine, die in ihn lief, entschuldigend sah sie auf die Erde, „die Aalaugen haben es wohl nicht leicht bei uns, mh?", konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen.
Er starrte sie an, ebenso wie gerade Mrs Maryweather, „Severus? Geht es dir gut?", Hermine berührte ihn leicht am Arm, was ihn endlich aus seiner Trance riss.
Er zuckte leicht, „Ja, mir geht es gut... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass...", er stockte kurz, ließ seinen Blick wieder über ihr Gesicht gleiten, blieb an ihren Lippen hängen, „dass... wir wieder ineinander laufen und diese armen Aalaugen wieder darunter leiden", er sah nach unten, hoffte und betete, dass sie seine Verwirrtheit nicht gänzlich wahrnahm.
Hermine lachte, „das ist vielleicht unser Schicksal", zuckte die Schultern und bereinigte das Malheur vor der Apotheke, „wenigstens sind wir jetzt quitt... aber ein drittes Mal sollte es vielleicht nicht passieren.", sie gab ihm einen eindringlichen, aber freundlichen Blick.
Soll das heißen, sie will mich ein drittes Mal nicht sehen?, fragte er sich, seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
Hermine musterte ihn skeptisch, „Es sei denn du willst unbedingt, dass nochmal etwas zerbricht...", schlug sie vor, schmunzelte ein wenig als sich seine Miene aufhellte.
„Nein... natürlich nicht.", gab Severus zurück, sah verlegen nach unten, erinnerte sich dann an Mrs. Maryweathers Anweisung sie auf einen Tee einzuladen, er nahm einen tiefen Atemzug, „Hermine, hast du vielleicht-"
„Hermine!", ein junger Mann platzte in die Szene, „Verzeihung", er richtete das Wort an Severus, als dieser ihn aufmerksam musterte, „ich wollte Sie nicht unterbrechen, Sir.", er hob die Hände, „Ich dachte schon, du versetzt mich wieder", sah dann zu Hermine.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt