Kapitel 66: Nach den ganzen Jahren

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„Ich würde dich nie von deiner geliebten Arbeit abhalten", schmunzelte sie, folgte ihm und sah über die unüberblickbare Menge an Pergamentrollen, die auf ihn warteten, „Warum gibst du den Schülern immer so viel Arbeit auf?"
„Weil sie etwas lernen sollen", strich sich bereits jetzt genervt über die Augen, „aber nur in den seltensten Fällen ist dieses Lernen erfolgreich."
„Dann walte deines Amtes", strich über seine Schulter, wollte sich wieder auf die Couch setzen, als er sie zu sich zurückzog.
„Hast du nicht etwas vergessen?", er zog eine Augenbraue nach oben.
Etwas verwirrt sah sie über ihn, „dann... walte deines Amtes, Sir?"
Er lachte, „ich meinte eigentlich einen Kuss...", zog sie noch weiter zu sich und drückte sanft ihren Kopf zu sich, um seine Lippen auf ihre zu legen.
Hermine lehnte sich an ihn, schob ihre Arme um seine Schultern, vertiefte den Kuss, krallte ihre Finger in seinen Kragen.
„Ich habe nur von einem Kuss geredet..", nuschelte er, löste sich nur schwerfällig von ihr, „sonst kann ich mich gar nicht mehr auf diesen Unrat konzentrieren.", strich über ihre Hüfte und drückte sie von sich.

Seufzend ließ sie ihn am Schreibtisch sitzen, sie nahm sich eines seiner Bücher, „darf ich mich ins Bett legen?"
Anklagend sah er sie an, „du lässt mich hier am Schreibtisch versauern, während du dich in mein Bett legst?"
„Soll... ich mich auf den Schreibtisch legen?", fragte sie schmunzelnd und legte den Kopf schief.
„Geh ins Bett", brummte er, sah ihr verträumt hinterher, als sie provokant mit dem Hinterteil wackelte, sich nochmal umdrehte und sich mit einem lasziven Blick auf die Unterlippe biss.
„Ich warte auf dich", flüsterte sie, spitzte dann die Lippen zu einem Kussmund und lachte dann erneut auf.

Als es langsam dunkel wurde und ein Gewitter aufzog ließ er die Aufsätze, Aufsätze sein, legte die Feder beiseite und ging schnell zum Schlafzimmer, sie lag träumend im Bett, starrte aus dem Fenster, was immer weiter mit Regentropfen benetzt wurde, das Buch lag zugeklappt neben ihr.
Hermine sah zu ihm, lächelte, „schon fertig?"
„Ich wünschte es wäre so... aber es ist nicht fair, dass du immer auf mich warten musst. Also... korrigiere ich in der Nacht, wenn du schläfst.", sagte er samten, lehnte sich an den Türrahmen.
„Du solltest nachts auch schlafen", traurig sah sie zu ihm, stand dann auf, um ihn zu umarmen, „vielleicht es besser, wenn ich gehe... dann kannst du dich auf deine Arbeit konzentrieren, hast kein schlechtes Gewissen und kannst nachts schlafen.", schlug sie vor, lehnte das Kinn an seine Brust und sah von unten zu ihm hoch.
„Kommt nicht in Frage", seine Stimme war streng, ebenso wie sein Ausdruck.
„Aber wenn du dir die Nächte um die Ohren haust dann ist das genauso wenig fair...", sie versuchte ihn logisch zu überzeugen.
„Hör auf mir zu widersprechen", grummelte er, strich durch ihre Haare, musterte schmunzelnd ihr Gesicht, beugte sich dann nach unten, um den Protest zu unterbrechen.

Hermine schob ihre Arme über seine Schultern, verschränkte sie an seinem Nacken, zog ihn weiter zu sich herunter und ging rückwärts in Richtung Bett.
An der Matratze angekommen ließen sie sich seitlich hineinfallen, lösten den Kuss und sahen einander an. Er stützte seinen Kopf auf einer Hand ab, steckte ihr eine verwirrte Strähne hinter das Ohr.
„Willst du jetzt hier liegen und mich ansehen?", fragte sie schmunzelnd.
„Und deine Haare richten", gab er zurück, „und an ihnen riechen", rutschte ein wenig zu ihr, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, „dich küssen", belegte ihren Hals mit sanften Küssen, „dich spüren", flüsterte er, legte seinen Arm um sie und zog sie so nah zu sich, dass ihre Oberkörper bei jedem Atemzug aneinanderdrückten.

„Severus? Kann ich dich etwas fragen?", sie streichelte über seinen Oberkörper. Ihr gingen McGonagalls Worte nicht mehr aus dem Kopf, sie musste ihn danach fragen.
„McGonagall hat so eine Andeutung gemacht... über dich...", fing sie vorsichtig an, er hörte zu, „dass dich... unser Ende... sehr getroffen hat und du dich danach so verändert hast..."
„Und das überrascht dich?", der Bariton war an ihren Fingern spürbar.
„Es klang so ernst... als hätte sie sich wirklich Sorgen gemacht..."
„Das hat sie, genau wie Albus... er hat mir sehr geholfen.. vor allem mit diesen allgegenwärtigen Dämonen umzugehen, die sich immer weiter in die Seele fressen.", sagte er offen, er wollte keine Geheimnisse mehr haben, wollte nicht seine Gefühle verstecken, so wie früher.
„Was hat Albus gesagt?", fragte sie leise, hoffte, sie würde damit nicht zu weit gehen.
„Wie immer nichts genaues...er spricht nun mal immer noch gerne in Rätseln...", er lachte ein wenig, „sich immer wieder zu fragen, warum etwas Bestimmtes passiert, das hinterlässt Spuren. Je öfter man sich diese Frage stellt, desto versuchter ist man, die Schuld bei sich zu suchen und Schuld ist die größte Quelle aller Grausamkeit. Wir haben viel über Bestimmung gesprochen, über Theorien der Existenz und der Zeit... dass unser aller Handeln einen bestimmten Sinn verfolgt, dem wir uns einfach beugen müssen. Gegen das Schicksal zu rebellieren bringt am Ende nur noch mehr Kummer."
„Und die ganze Zeit darüber nachzudenken nur Kopfschmerzen", sie schüttelte eben erwähnten Kopf, zog ihn noch ein wenig mehr zu sich, „egal, was es war, was dir geholfen hat... ich bin froh, dass es geholfen hat."
„Ich auch", bestätigte er, strich über ihre Hände und Arme.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt