Touché, Freddie, Touché

1.2K 115 15
                                    

24. September 2035
p.o.v. Neha

Verschlafen lief ich die Treppe herunter und rannte direkt in Liam hinein. "Guten Morgen, Kleine", meinte dieser nur und lief an mir die Treppen vorbei nach oben, dicht gefolgt von meinem Vater und Louis. "Morgen", gab ich verwirrt von mir und lief in die Küche. Es war nicht ungewöhnlich, dass Louis und Liam hier waren, aber warum an einem Sonntagmorgen?

"Morgen, Helena." Meine Haushälterin lächelte mich fröhlich an. "Guten Morgen, haben Sie gut geschlafen?" Ich nickte und setzte mich an den Küchentresen, um zu frühstücken. "Was machen Liam und Louis hier?", fragte ich jetzt nach, während ich mir mein Müsli richtete. "Das weiß ich leider nicht. Die drei Herren sind heute Morgen mit Taschen bepackt hereingekommen."

Ich nickte erneut und nahm mir vor, schnellstmöglich meinen Vater zu fragen. Die Dreier-Kombi tauchte auch kurz darauf schon in der Küche auf. "Morgen, mein Schatz", murmelte mein Vater und gab mir einen Kuss auf den Kopf. "Und, wie war der Herbstball?" Ich lächelte. Es kam selten vor, dass sich mein Vater auch nur ansatzweise für mein Leben interessierte, deswegen schätze ich die wenigen Momente, in denen er tatsächlich ein Vater war, so sehr.

"Es war wirklich schön, Markes ist wirklich ein Engel." "Marks?", fragte Louis nach. Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, Markes, ich war nicht mit Ian da", klärte ich ihn auf. "Und mit wem war Ian dann da?", fragte Louis weiter und bedankte sich kurz bei Helena, die ihm gerade eine Tasse Kaffee hinstellte.

Ich schluckte. Was sollte ich denn darauf antworten? Ich konnte ja kaum sagen, dass er mit seinem Sohn da war. Vor allem, weil Free nicht einmal geoutet war und eigentlich mit Holly zum Ball gegangen ist. "Ähm, mit Valerie."

Er nickte einfach nur, und ich war mir zu 100% sicher, dass er keine Ahnung hatte, wer Valerie war. Wäre aber auch komisch, wenn man den Fakt bedenkt, dass ich sie mir gerade ausgedacht hatte.

Die drei unterhielten sich eine Weile, während ich einfach nur daneben saß und ein Müsli löffelte. Also eigentlich unterhielten sich nur Louis und mein Vater, Liam saß wenig begeistert daneben und rührte in seinem Kaffee.

"NEHAAAAA", schrie jetzt eine bekannte Stimme durch das Haus. "Ist das Freddie?", fragten Louis und ich gleichzeitig. Unsere Frage erübrigte sich, als Free um die Ecke kam und wie versteinert an der Tür stehen blieb. Fünf Blicke ruhten auf ihm.

"Oh, Dad, du bist ja auch da", meinte er dann und betrat den Raum. "Die Frage ist eher, was du hier machst. Solltest du nicht zu Hause sein und deinen Hausarrest absitzen?", erwiderte sein Vater und blinzelte ein paar Mal konfus, als könnte er nicht fassen, was er da sah. "Solltest du nicht eigentlich zu Hause sein und dich um deinen Sohn kümmern?", konterte dieser.

Touché, Freddie, Touché. Louis sah aus, als würde er nach einer passenden Antwort suchen. Und bevor das Ganze sich hier noch zu einem Streit entwickeln konnte, wandte ich mich mit einem: "Was zum Teufel machst du eigentlich hier?" an Freddie. "Ach so, ja da war ja was. Neha, wir müssen reden."

Ich spürte förmlich, wie die drei neben mir ihre Ohren spitzten. "Alleine", ergänzte Free jetzt und musterte unsere Eltern kritisch. Ich hob eine Augenbraue. „Und deswegen bist du an einem Sonntagmorgen hierher gefahren und hast extra deinen Hausarrest gebrochen?" Free zuckte mit den Schultern „Es ist wichtig!" Er hüpfte in der Küche auf und ab. "Kommst du endlich?" Immer noch verwirrt erhob ich mich und lief zusammen mit Freddie zurück in mein Zimmer.

"Also, schieß los. Was gibt es?", fing ich an, kaum saß ich auf meinem Bett. Freddie hielt scheinbar nicht viel vom Sitzen, denn er tigerte nervös im Raum herum. "Ich hab ein Problem." "Du machst mir Angst, was ist so schlimm, dass du extra herkommst." Free schnaubte. "Es ist dringend. Und du warst ja nicht zu erreichen, also hatte ich ja keine andere Wahl."

Zum ersten Mal an diesem Morgen blickte ich auf mein Handy. 132 neue Nachrichten und sieben verpasste Anrufe. Ups. "Wenn es so dringend ist, dann rede nicht so viel um den heißen Brei herum." Er nickte und lief zur Tür. "Was machst du da? Hast du Angst, dass jemand lauscht?", fragte ich ihn lachend. Er öffnete die Tür und deutete auf unsere Väter, die ganz zufällig gerade hektisch die Treppen herunterrannten. Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Sobald die drei zusammen waren, verhielten sie sich wieder wie dumme Teenager.

"Du kannst nie wissen...", grummelte er. Langsam wurde ich ungeduldig und fing an, gegen meine Bettkante zu trommeln. "Willst du mir heute eigentlich noch erzählen, warum du hier bist?" Freddie gab sich ein Face-Palm. "Okay, folgendes, als ich gestern Ian heimgebracht habe, habe ich ihn an der Tür verabschiedet und sein Vater hat mich gesehen...."

"Sein Vater war noch wach? Es müsste doch schon Mitternacht gewesen sein", unterbrach ich ihn fast sofort. Er schenkte mir einen genervten Blick. "Ich kenne die Schlafgewohnheiten von seinem Vater leider nicht", giftete er. "Jedenfalls hat er mich dann heute zum Mittagessen eingeladen." Ich quietschte begeistert auf. "Und wo ist das Problem? Das ist doch toll."

"NEINN!" Freddie fing wieder an, hektisch durch mein Zimmer zu laufen. "Eben nicht. Das heißt, sein Vater will mich kennenlernen, und ich habe sowas noch nie gemacht! Ich wurde noch nie Eltern vorgestellt, wie verhält man sich bei sowas? Mit Ian ist alles so anders, so ernst. Mich überfordert das."

Ich lachte laut auf. Es war wirklich lustig, wie Freddie sich Sorgen darum machte. "Das ist absolut nicht witzig", zischte er mich an. Ich lachte einfach weiter. "Keine Sorge, wir bekommen das schon hin." Freddie starrte mich an „Fang doch mal etwas Ernstes an, haben sie gesagt. Wird bestimmt witzig, haben sie gesagt"

Er ließ sich neben mich fallen. „Bullshit! Daten ist stressig." Würde ich Ian nicht schon mögen, dann wäre er mir spätestens jetzt ans Herz gewachsen. Wer Freddie zu so einer Reaktion bringt, ist ein Heiliger. Amen.

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt