Ex-Freund

1.1K 115 28
                                    

28. Januar 2036
p.o.v Freddie

"Worauf wartest du? Lauf ihm nach!" Neha gab mir einen kleinen Schubser. "Bleib doch nicht einfach stehen!" Ich stolperte ein paar Schritte nach vorne, blieb aber dennoch stehen.

"Freee!" Neha schaute mich verzweifelt an, doch ich bewegte mich nicht. "Es hat keinen Sinn, Neha, ich habe meine Entscheidung getroffen." "Bro?" Bear warf mir einen besorgten Blick zu, ich blickte zurück, ohne meine Miene zu verziehen.

"Fuck, Free", Bear zog mich in eine Umarmung. "Ihr bekommt das wieder hin." Meine Freunde hatten Recht, ich würde das wieder hinbekommen, wir würden das wieder hinbekommen, aber dafür würde ich das wollen müssen. Ich habe mich fürs Human Logic und diese Welt und somit gegen Ian entschieden.

Ich müsste ihn anlügen, um ihn wieder zurückzubekommen, ich müsste sagen, dass meine Entscheidung falsch war, und ich müsste diese Welt, meine Welt aufgeben, und das tu ich ihm nicht an. Ian verdiente einen Freund, der alles für ihn aufgeben würde. Er verdient einen Freund, der nicht raucht, schwänzt oder mit Drogen dealt, ein Mensch, der offen ist und ihm alles erzählt, und ich bin dieser Mensch schlicht und einfach nicht.

"Ich gehe nach Hause", brachte ich endlich hervor. Damit löste ich mich aus Bears Umarmung und lief kommentarlos davon. Ich wünschte, ich könnte weinen, aber ich spürte nichts, nur diese verdammte Leere.

"Bist du das, Freddie?" Dumme Frage, schließlich lebten nur ich und er in diesem Haus. Ich antwortete trotzdem. "Ja." "Es ist eine Hochzeitseinladung gekommen." "Von wem?" Ich setzte mich neben meinen Vater. „Von Lilith und Austin."

"Cool." Mein Vater musterte mich. "Du siehst nicht besonders begeistert aus, sie haben sogar Ian eingeladen, sie schreiben, sie können es gar nicht erwarten, deinen Freund kennenzulernen." "Ex-Freund", murmelte ich. "Oh." Es herrschte eine unangenehme Stille, bevor ich das Wort ergriff.

"Warum haben du und Harry euch getrennt?" Mein Dad schaute mich verwundert an. „Wie bitte?" "Du hast ihn doch geliebt, und zwar so richtig, jedenfalls kam das in den Geschichten immer so rüber. Aber warum trennt man sich von einer Person, die man über alles liebt?" Er runzelte die Stirn. "Erstmal ja, ich habe Harry geliebt, sehr sogar."

"Eben, aber warum trennt man sich dann?" "Ich habe ihn vor die Wahl gestellt." Ich lachte trocken auf. "Lustig, das hat Ian auch gemacht, ich musste mich entscheiden zwischen ihm und etwas, was mir sehr wichtig ist." Dad schaute mich besorgt an.

"Harry musste sich zwischen einem Outing und einer öffentlichen Beziehung oder gar keiner entscheiden." "Und er hat keine gewählt, autsch..." "Das kann man laut sagen. Aber damit hätte ich umgehen können, viel schlimmer war, was danach passiert ist." Ich schaute meinen Vater interessiert an, das hier war wohl das persönlichste Gespräch, welches wir je geführt haben.

„Was ist danach passiert?" "Er hat sich geoutet." Ich verzog mein Gesicht. "Doppelt Autsch. Nur damit ich das richtig verstehe, er hat sich von dir getrennt, weil er sich nicht outen wollte, und nach eurer Trennung hat er sich dann geoutet?" "Jup."

"Fuck, kein Wunder, dass du nie über ihn gesprochen hast..." Mein Vater schaute auf den Boden. "Ich habe nie über Harry geredet, weil er mich unfassbar verletzt hat, und ich zu stolz war, mir das einzugestehen." "Hast du ihn je gefragt, warum er es getan hat? Ich meine, er wird wohl einen Grund gehabt haben?" "Nein.... ich bin immer davon ausgegangen, es läge an mir."

Es blieb eine Weile still zwischen uns, bis Dad wieder das Wort ergriff. "Willst du mir erzählen, was zwischen dir und Ian genau vorgefallen ist?" Und das war mein Stichwort zum Gehen.

"Nicht wirklich, aber ich glaube, die Trennung ist das Beste, was passieren konnte. Er wäre langfristig nicht glücklich mit mir gewesen."

Po.v Neha

Freddie lief einfach davon, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich drehte mich zu Kenny um. "Das ist alles deine Schuld!" zischte ich. Kenny zog eine Augenbraue nach oben. "Meine Schuld? Also wenn hier jemand Schuld hat, dann bist das wohl du."

Ich schnappte nach Luft. "ICH habe nichts gemacht!" "Naja, DU hast Ian überhaupt erst hierhergebracht." Bear schaute zwischen mir und Kenny hin und her und lief dann vorsichtig ein paar Schritte zurück. "Ähmm... ich glaube, ich verabschiede mich dann auch mal..." Damit verschwand er.

Ich seufzte. "Ich habe Ian vielleicht hergebracht, aber es ist deine Schuld, dass Free und Bear überhaupt wieder in dieser verfluchten Gang sind!" Kenny ließ sich aufs Sofa fallen. "Wenn man's genau nimmt, hatte Free gerade die Chance, hier auszusteigen, und er hat sich dagegen entschieden, was absolut gar nicht meine Schuld ist. Und wenn man es noch genauer nimmt, ist Free nur hierhergekommen, weil er wollte, dass ich mich von dir fernhalte, weil du Scheiße gebaut hast, was auch wieder deine Schuld wäre."

Ich schaute Kenny fassungslos an. Ich weiß, ich sollte meine Beine in die Hand nehmen und schauen, dass ich so schnell wie möglich von diesem verfluchten Ort wegkam, aber mein Körper reagierte anders und ließ sich neben Kenny aufs Sofa fallen.

"Glaubst du, ich werde Ian als Freund verlieren?" Ich sah Kenny in meinem Augenwinkel die Stirn runzeln. "Warum solltest du Ian verlieren?" "Ich habe ihm meine Vergangenheit verheimlicht." Kenny lachte auf, urgh, wie ich dieses Lachen hasste. Es erinnerte mich an viel zu viele glückliche Situationen.

"Wenn er dir deswegen sauer ist, dann lass ihn fallen, so einen Freund braucht man nicht

." „Und was ist, wenn ich mich zwischen ihm und Free entscheiden soll? Ich liebe Ian, aber ich werde mich immer für Freddie entscheiden." Ich hörte selbst, wie verzweifelt das klang. „Wenn er das macht, dann beende definitiv die Freundschaft mit ihm, du solltest niemals eine Wahl treffen müssen."

"Wie kann es sein, dass du so ein beschissener Mensch bist und trotzdem so ein verdammt guter Zuhörer." Ich lehnte mich gegen seine Schulter und legte meinen Kopf schief, um ihn anzuschauen. Kenny strich mir sanft über den Kopf. "Ich bin nur dann ein guter Zuhörer, wenn mir die Person wichtig ist, die redet." Ich verdrehte meine Augen. "Hör auf damit." Kenny grinste.

„Womit?" "Mich verführen zu wollen." Kennys Grinsen wurde breiter. "Ganz sicher nicht, ich habe es einmal geschafft, und vertrau mir, Nehachen, ich schaffe es auch noch ein zweites Mal." Seine Augen glitzerten gefährlich „und jetzt steht nicht mal mehr Free im Weg."

————————————————————————
überarbeitet von @soulmate139

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt