Diese verdammte Ironie

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26. Dezember 2035
p.o.v Louis

Die Tür gegenüber öffnete sich, und niemand Geringeres als Simon fucking Cowell trat in den Flur. Oh, das konnte doch nur ein Witz sein. Simon und ich waren noch mehr oder weniger in Kontakt. Naja, unsere Gespräche liefen meistens so ab, dass Simon sprach und ich versuchte, ihm so gut wie möglich auszuweichen und zu hoffen, dass das Gespräch bald vorbei war.

"Louis." Er lächelte mich mit diesem typischen Simon-Lächeln an. "Simon, wie schön", murmelte ich und zwang mir ein Lächeln auf. "Ich habe ehrlich gesagt gehofft, dich hier zu sehen", fuhr er fort. Ich blinzelte und lehnte mich gegen die Tür.

"Woher wusstest du, dass ich hier bin?" Simon wich meinem Blick aus und starrte auf die Tür hinter mir. "Du kommst immer hierher, wenn es dir schlecht geht." Ich lachte leise auf. "Dann ist die Frage wohl eher, woher du wusstest, dass es mir schlecht geht." "Du hast nicht auf meine Nachrichten geantwortet."

Hatte ich tatsächlich nicht, aber das hatte nichts mit meiner Laune zu tun. Ich habe ihn schlicht und einfach nur ignoriert. "Was willst du, Simon?", fragte ich, ohne auf ihn einzugehen. "Reden." Ich seufzte. Ich war gerade absolut nicht in der Stimmung, um ein Gespräch mit Simon zu führen. "Dann rede", antwortete ich stumpf und rührte mich nicht vom Fleck.

"Können wir reingehen?" Er zeigte auf die Tür hinter mir, und ich stöhnte leise auf. Gerade wollte ich dieses Kapitel verlassen. Aber Simon wäre nicht Simon, wenn er mich einfach in Ruhe lassen würde. Ich schloss die Tür wieder auf und durchquerte den Raum, um mich auf das Sofa zu setzen. Simon setzte sich neben mich und blickte sich um. "Hier hat sich nichts verändert", stellte er fest und schaute wieder zu mir. "Simon, ich bin nicht in der Stimmung für Smalltalk. Komm bitte endlich zum Punkt."

Simon biss sich auf die Lippe. "Weißt du, ich hatte nie etwas gegen deine Beziehung mit Harry." Ich lachte laut auf. Das konnte nur ein Witz sein. "Du siehst diese verdammte Ironie auch, oder?" Simon wirkte fast schuldig. "Vor mehr als 20 Jahren saßen wir genau hier und hatten ein ganz ähnliches Gespräch. Erinnerst du dich?", fragte ich ihn und lachte hysterisch auf. Genau hier hatte er Harry und mir erklärt, dass wir nicht zusammen sein konnten.

Und jetzt besaß er wirklich die Frechheit, mir zu erzählen, dass er nie etwas gegen uns beide hatte? Ha, verarschen konnte ich mich selbst. "Tut mir leid, aber das kann ich irgendwie nicht glauben." "Glaub mir ruhig, ich hatte nie etwas gegen euch. Zumindest nicht in persönlicher Hinsicht." Ich schaute Simon an.

"Dann beantworte mir eine Frage. Warum? Warum hast du mir und Harry verboten zusammen zu sein? Warum durften wir unsere Beziehung nie öffentlich machen?" "Eure Fans hätten das nie unterstützt. Sie hätten euch verlassen, noch bevor eure Karriere richtig gestartet hätte. Ich habe immer nur an euch gedacht", erklärte Simon. Und bei diesem Satz knallte meine Sicherung durch, und ich ging an die Decke.

"NEIN VERDAMMT, DU HAST DICH NIEMALS UM UNS GESORGT! WIR WAREN DIR SCHON IMMER SCHEIßEGAL. DU HAST DICH UM DIE BAND GESORGT UND UM DEN VERLUST, DEN DU MACHEN WÜRDEST. FÜR DICH WAREN WIR NICHTS ANDERS ALS LEBENDE GELDMASCHINEN." Simon schwieg. "Behaupte nie wieder, wir wären dir wichtig gewesen. Wir wissen beide, dass das eine Lüge ist."

"Louis, ihr wart mir wichtig und werdet es immer sein." Ich konnte nicht anders als zu lachen. Alles, was dieser Mann von sich gab, war eine Lüge, eine fette, gewaltige Lüge. "Weißt du Simon, was das Schlimmste daran ist? Wir haben dir vertraut. Wir alle haben das getan, und du hast uns wie Dreck behandelt. Dir war egal, dass Zayn in eine Essstörung gerutscht ist, dir war egal, dass Liam ein Alkoholproblem bekommen hat, dir war egal, dass Harry und ich jeden Tag gelitten haben, dir war egal, dass du uns alle kaputt gemacht hast. Wir waren dir egal."

Simon antwortete mir darauf nicht, warum auch; er wusste, dass alles, was ich gesagt hatte, wahr war. "Ich habe euch berühmt gemacht", meinte er dann nach einigen Minuten des Schweigens. "Weißt du was Simon? Ich wünschte, du hättest es niemals getan, ich wünschte One Direction wäre niemals berühmt geworden."

"Warum bist du überhaupt gekommen?", wollte ich wissen und stand auf. "Ich habe Besseres zu tun, als dein Gerede anzuhören." "Ich will mich entschuldigen." Ich schnaubte ungläubig. "Eilmeldung! Deine Entschuldigung kommt ein paar Jahrzehnte zu spät." Ich umrundete die Couch und stand schon im Flur.

"Dazu ist sie ziemlich kläglich." Ich war schon an der Tür, als Simon mich zurückrief. "Warte, Louis..." Ich drehte mich um und funkelte ihn an. "WARUM SOLLTE ICH WARTEN? DAMIT DU MIR NOCH MEHR LÜGEN AUFTISCHST? NEIN, DANKE", ich wandte mich erneut und griff nach dem Türknauf.

"WEIL ICH VERDAMMT NOCHMAL STERBE, LOUIS!" Sofort erstarrte ich in meiner Bewegung. Zurück auf der Couch knetete Simon nervös seine Hände. "Es ist Lungenkrebs. Endstadium, meine Überlebenschance liegt bei weniger als zehn Prozent." „Scheiße" murmelte ich und fuhr mir durchs Gesicht. Der Typ war der Teufel in Person, aber so einen Tod verdiente nicht mal er.

Niemand verdiente so einen Tod. "Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen. Ich kann nicht mit dem Wissen sterben, dass du mich hasst." Ich schaute Simon an. Bei genauerem Betrachten bemerkte man seinen Gesundheitszustand. Die blasse Haut, die eingefallenen Wangen, seinen abgemagerten Körper.

"Ich hasse dich nicht", seufzte ich dann. Ich wünschte mir wirklich, ich würde ihn hassen, aber die Wahrheit war: "Das könnte ich nie. Ja, ich hasse, was du uns angetan hat. Ja, ich hasse es, dass ich durch dich die Liebe meines Lebens verloren habe, und ja, ich hasse die Tatsache, dass durch dich mein Leben so abgefuckt ist. Aber ich hasse dich nicht."

In Simons Augen leuchtete so etwas wie Erleichterung auf. "Du vergibst mir also?", seine Stimmung war erfüllt von Hoffnung. Ich lächelte traurig und schüttelte meinen Kopf. "Die Kraft, seinen Feinden zu verzeihen, haben nur die Starken, und du hast mir oft genug eingetrichtert, dass ich nicht stark bin." Ich stand erneut auf und lief zur Tür. "Du kannst mit dem Wissen sterben, dass ich dich nicht hasse, aber ich werde dir niemals verzeihen können."

"Und wenn ich wegen meiner Sexualität wirklich in die Hölle komme, dann schätze ich, sehen wir uns dort wieder. Leb wohl, Simon."

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt