darf ich vorstellen, meine Eltern

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27. Dezember 2035
p.o.v Bear

„Wenn ich deinen Kleiderschrank so anschaue, kannst du die Klamotten auch wegwerfen und gleich neue kaufen. Dein Style ist mies." Ich schnaubte und warf ein Kissen nach ihm. „Fick dich, Free." Die ernste Atmosphäre von eben war verschwunden, und wir waren zurück im entspannten Packen.

„Aber ernsthaft, willst du wirklich alles mitnehmen? Ein Umzug ist eine tolle Möglichkeit, alles rauszuwerfen." Ich schüttelte meinen Kopf. „Nö, das kommt alles mit." Freddie seufzte. „Dann jammere mich aber nicht voll, wenn du die Scheiße wieder auspacken musst." „Ich ruf dich einfach an, und dann kannst du kommen und mir helfen." Free lachte. „Träum weiter. Und dazu musst du dann eine Weile warten, weil über Silvester bin ich bei meiner Mutter." Ich stoppte damit, meine Sachen einzupacken.

"Wie, du bist Silvester bei deiner Mutter?" Freddie schaute mich an. „Sie hat mich eingeladen, und so wenig Bock ich auch habe,  sie und Tony zu sehen - Grams, Austin und Lilith sind da, und allein deswegen lohnt es sich hinzufliegen." „Das heißt, du bist nicht in London, und das wiederum heißt, dass ich Silvester alleine mit Zayn, Neha, deinem Vater und meinem Vater verbringen muss."

Free lachte. "Sorry, bro, ich feier Neujahr ganz gechillt auf Hawaii, trinke aus einer Kokosnuss und feier den Luau."

"Ein Luau oder auch Lü'ua genannt ist ein traditionelles Hawaiianisches Fest, was aus Tanzshows, Wettbewerben und besonderem Essen besteht und zu besonderen Anlässen, aber ganz bestimmt nicht zu Silvester, gefeiert wird", erklang jetzt eine Stimme von der Tür.

Freddie und ich drehten uns synchron um und strahlten Neha an. "NEHA! Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich auftauchst", Freddie umarmte sie herzhaft, nur um sie kurz danach mit einem Karton abzuwerfen. "Und da du ja jetzt da bist, kannst du uns helfen, Bears Unterhosen zu verstauen." Neha verzog ihr Gesicht. "Das ist widerlich. Ich fang lieber mit seinen Schulsachen an." Ich grinste Neha kurz an, bevor ich mich wieder meinen Klamotten widmete.

"Aber kommen wir zurück zum Thema, du lässt mich Silvester einfach allein in diesem Affenstall." "Du bist nicht allein, Neha ist ja da." Diese hustete und murmelte etwas leise vor sich hin. "Geht es noch leiser?" Neha stöhnte. "Ich meinte, ich bin Silvester nicht da." Free und ich wechselten einen Blick. "Wo solltest du sein?" "Bear, dein ganzer Schreibtisch ist staubig, du solltest anfangen, dein Schulzeug auch mal zu benutzen."

Ich verdrehte meine Augen. "Wechsel nicht das Thema, wo bist du Silvester?" Neha seufzte. "Noah hat mich eingeladen." "Noah?", fragte Freddie nach. "Der Typ aus dem Coffeeshop, der mich nach meiner Trennung getröstet hat." Ich schnappte nach Luft.

"Du verbringst Silvester lieber mit einem Typ, den du seit weniger als 60 Stunden kennst, anstatt mit mir?" "Ich verbringe Silvester auf einer Party, zu der mich Noah eingeladen hat. Es ist nicht so, als würde ich alleine mit ihm zu Hause sitzen." Ich stöhnte. "Naja, alleine bleib ich ganz bestimmt nicht bei unseren Vätern. Da frag ich lieber Elisa, ob ich doch noch mit zu ihrer Familie nach Paris kann."

"Feiern wir Silvester dann wirklich alle in verschiedenen Ländern?", fragte Freddie lachend. "Jup, und sogar in verschiedenen Zeitzonen", meinte Neha. "Wir können ja Facetime-Anrufe machen, jedes Mal wenn es für einen Mitternacht ist. Dann feiern wir am Tag drei mal Silvester", meinte ich lachend. Neha grinste. "Wir fangen an mit Bear in Paris, eine Stunde später ist dann in London Neujahr, und dann um 12 Uhr mittags ist dann auch für Freddie endlich soweit." "Klingt nach einem Plan", meinte ich und lachte erneut.

"VERDAMMT, CHERYL!" Mein Lachen verstummte. "Willkommen zu einer neuen Runde des Ratespiels: Warum streiten sich meine Eltern heute?" Freddie schenkte mir ein trauriges Lächeln. "Sie streiten sich wegen A) dem Lieblings-Blauschimmelkäse von meinem Vater, B) der korrekten Aussprache des Wortes Chrysantheme oder C) der, Zitat meines Vaters, 'Scheußlich hässlichen Vintage Blechdose'."

Neha und Freddie wechselten einen Blick. "Wegen all diesen Dingen haben sich deine Eltern schon gestritten? Oh Holy, es ist wohl wirklich besser, dass die beiden sich getrennt haben." Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln. "Aber Hey, der Blauschimmelkäse-Streit war legendär. Er hat damit geendet, dass mein Vater ausgeflippt ist und den Käse voll ins Gesicht meiner Mutter gepfeffert hat." Freddie verdrückte sich offensichtlich ein Lachen.

"DU KANNST DAS BILD NICHT HABEN, LIAM; ICH LIEBE ES!" "OCH, ICH BITTE DICH, ERSTENS HAST DU DIR DAS BILD IN DEN LETZTEN ZEHN JAHREN NICHT EINMAL ANGESCHAUT, UND ZWEITENS GEHÖRT ES MIR!" "DAS IST ÜBERHAUPT NICHT WAHR. DAZU HASST DU DIESES BILD, DU WILLST ES NUR BEHALTEN, DAMIT ICH ES NICHT BEKOMME!" "NEIN, ICH BEHALTE DAS BILD, WEIL ES VERFLIXT NOCHMAL MIR GEHÖRT!" "NAGUT, ICH ZAHL DAFÜR."

Dann wurde es wieder still. Ich stöhnte. "Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen, meine Eltern." Neha tätschelte meinen Rücken. „Aber sieh es positiv. Zumindest war das einer der letzten Streite." „Du hast Recht", stellte ich fest. Nach 19 Jahren war es vorbei.

Ich würde meine Eltern nie wieder streiten sehen müssen, ich würde nie wieder zu ihrem Geschrei wach werden, und am wichtigsten, ich würde nie wieder zwischen die Fronten geraten. Ich wusste nicht warum, aber diese Realisation ließ mich unfassbar glücklich, aber auch wehmütig werden.

Aber am wichtigsten war, dass vorbei war.

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt