Dein Louis

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31. Dezember 2035
p.o.v Harry

„Bruderherz, du hast Post bekommen", rief Gemma mir zu und drückte mir einen Brief in die Hand. „Aus London", fügte sie hinzu und verschwand dann grinsend. Ich musste nur einen Blick auf den Absender werfen und wusste, von wem der Brief kam. Auf der Vorderseite stand: „Öffne ihn kurz vor Mitternacht an Neujahr."

Ich runzelte meine Stirn. Warum schickte Louis mir einen Brief zu Neujahr? Normalerweise bekam ich von ihm nur zweimal im Jahr Post. Dieser Brief fiel völlig aus der Reihe. Ich stand bestimmt noch zehn Minuten einfach im Flur und starrte auf den Brief, bevor ich es schaffte, ihn wegzustecken und zurück zu Gemma und Niall zu kommen.

„Und was stand in ihm?", wollte Gemma mit einem Grinsen wissen. Natürlich wusste sie, von wem der Brief kam. „Keine Ahnung. Ich habe ihn noch nicht geöffnet."

„HARRY! Sei kein Feigling. Mach ihn auf. Ich will wissen, warum Louis dir einen Brief schreibt!" Nialls Augen weiteten sich. „LOUIS HAT DIR EINEN BRIEF GESCHRIEBEN?!" Ich verdrehte meine Augen. „Ja hat er, aber es steht fett darauf, dass ich ihn erst kurz vor Mitternacht öffnen soll", erklärte ich den beiden. Ihr Lächeln verschwand sofort. „Aber bis Mitternacht sind es noch über vier Stunden", jammerte Niall.

Ich musste lachen. Die beiden waren gespannter auf den Brief als ich. „Öffne den Brief einfach jetzt, wir petzen schon nicht", schlug Gemma vor. „Nein. Es steht darauf „kurz vor Mitternacht", also werde ich den Brief auch erst kurz vor Mitternacht öffnen." Niall seufzte. „LANGWEILER! Aber erzähl uns dann wenigstens was in dem Brief drinstand." „Natürlich."

Den restlichen Abend war ich ein nervöses Wrack. Alle zehn Minuten schaute ich auf die Uhr und hoffte, dass sie endlich 23.45 Uhr anzeigen würde. „Alles ok, Onkel Haz?", fragte mich Ian irgendwann. „Mh, ja", murmelte ich und schaute erneut auf die Uhr. Dann verschluckte ich mich fast an meinem Sekt.

Viertel vor 12. Es wurde Zeit. „Ich geh mal eben auf Klo", meinte ich und flüchtete in mein Zimmer. Auf meinem Beistelltisch lag der Brief und wartete gerade darauf, geöffnet zu werden. Mit zittrigen Händen nahm ich den Brief und öffnete ihn.

Hallo Hazza,
ich kann mir deinen Blick förmlich vorstellen. Du musst ziemlich überrascht sein, einen Brief von mir zu bekommen. Ich meine, nach über zehn Jahren absoluter Funkstille ist das verständlich. Am besten erkläre ich dir überhaupt erstmal, warum ich diesen Brief schreibe. Und vertrau mir, alles was jetzt folgt ist die Wahrheit. Nichts anderes als die pure und schmerzende Wahrheit. Ich war heute in unserer alten Wohnung, in Princess Park. Ja, ich habe die Wohnung gekauft. Jedenfalls stand ich in unserer Wohnung. Und in diesem Moment ist mir etwas bewusst geworden. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben. Ich glaube fest, es ist unmöglich, dich nicht zu lieben. Du warst da für mich da, als es mir schlecht ging, du warst da für mich, als ich am liebsten aufgeben wollte und du warst da für mich, als mir alles zu viel wurde und dann warst du plötzlich nicht mehr da. Du warst nicht mehr da, wenn es mir schlecht ging, du warst nicht mehr da, als ich mich in den Schlaf geweint habe und du warst nicht mehr für mich da, als ich aufgeben wollte. Verdammt, du warst nicht mehr da, als ich an meinem tiefsten Punkt war, du warst nicht mehr da, weil du mich verlassen hast. Du hast mich verlassen, weil du Angst vor der Welt hattest. Angst vor der Welt und Angst davor, was die Menschen über uns sagen. Weißt du, wie scheiße ich mich gefühlt habe, als ich gesehen habe, wie du ohne mich aufblühst? Du bist in Kleidern rumgesprungen, hattest endlich den Mut, du zu sein, und verdammt ich habe es gehasst. Mein Herz war in zwei geteilt. Die eine Seite war unglaublich stolz auf dich, weil du endlich du warst, und die andere Seite war so verletzt, dass du uns aufgegeben hast, aber direkt nach der Trennung so offen warst wie nie zuvor. Ich sollte dich dafür vermutlich hassen, aber das kann ich nicht, denn trotzdem liebe ich dich noch, mehr als alles andere auf dieser Welt. Aber weißt du, manchmal reicht Liebe nicht aus, erinnerst du dich an unseren Streit? Du meintest damals zu mir: „Manchmal soll es wohl nicht sein." Und du hattest so Recht. Wir sollen nicht zusammen sein, hätte das Schicksal es so gewollt, wäre alles anders gekommen. Ich fühle mich so, als hätte ich diesen Brief schon vor 18 Jahren schreiben sollen und verdammt ich hätte diesen Brief auch schon vor 18 Jahren schreiben sollen. Aber meine Erkenntnis kommt um einiges zu spät. Aber hey, lieber spät als nie. Ich meine, wir hängen viel zu sehr aneinander und das ist der Grund, warum ich nicht über dich hinwegkommen kann. Denn ein kleiner Teil in mir wünscht sich immer noch, dass du vor meiner Tür stehst, mich küsst und mir sagst, dass du alles nur ein böser Traum warst. Wir können einander nicht aufgeben, dabei wird es Zeit der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, wir haben einander schon vor Jahren aufgegeben. Um genau zu sein, haben wir einander aufgegeben, in dem Moment, als ich zu Liam und Zayn gegangen bin und du zu Niall. Verdammt, ich habe alles, was mich an dich erinnert, aus meinem Leben verbannt, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, es wegzuwerfen. All deine alten Sachen liegen immer noch in Princess Park und weißt du, was mir auch bewusst geworden ist? Es reicht nicht, deine Sachen nur woanders zu lagern, wenn ich dich wirklich vergessen will, muss ich alle Seile durchschneiden. Ich werde Princess Park verkaufen, ich werde deine Sachen wegwerfen und ich werde aufhören, dir Geschenke zu schicken. Ja, ich habe 18 Jahre gebraucht, um das zu verstehen, aber es ist an der Zeit alles gehen zu lassen, es ist an der Zeit, dich gehen zu lassen. Ich liebe dich und das werde ich immer tun, aber ich habe akzeptiert, dass wir keine Zukunft haben und deshalb lass ich dich endlich los.

Ich wünsche dir nur das Beste und will mich bei dir bedanken für die schönste Zeit meines Lebens. Auf ein erfolgreiches Jahr 2036. Ohne mich.

Happy new year.
Dein Louis

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt