I'll wait for you (L.S)

Streit Z.

25. Dezember 2035
p.o.v Niall

"Niall? Ian? Geht ihr kurz in den Keller und holt da die Tischdecke?" Ich schaute meinen besten Freund an. "Wir haben eine Tischdecke." Ich zeigte auf die bereits vorhandene Tischdecke. "Ja, aber ich will die Weihnachtstischdecke", meinte Harry. "Aber...", fing ich an. "Ich diskutiere jetzt ganz bestimmt nicht über eine Tischdecke, geht sie einfach holen", unterbrach er mich sofort und wedelte wild mit seinen Händen herum.

Er war wirklich komplett im Weihnachtsstress. "Wie sieht die Decke überhaupt aus?", fragte Ian mich, als wir zusammen in den Keller liefen. "Ich schätze, weiß und edel. Keine Ahnung. Wir werden kaum Millionen von Tischdecken besitzen", antwortete ich ihm und schaltete das Licht ein. "Viel Spaß beim Finden", murmelte ich und schaute auf die dutzenden Kartons, die natürlich alle unsortiert herumstanden.

"Ich fang links an und du rechts, wir treffen uns in der Mitte", schlug Ian vor und machte sich daran, den ersten Karton zu öffnen und darin herumzuwühlen. Ich machte es ihm gleich und grub mich durch einen Haufen Schnickschnack, den wir unbedingt mal wegschmeißen sollten. "Kerzen, Teller, Bücher. Aber keine verdammte Tischdecke", grummelte ich leise vor mich hin und öffnete den nächsten Karton.

"Ich habe ein Notizbuch", meinte Ian lachend und wedelte mit einem schwarzen Heft umher. Um genau zu sein, wedelte er mit meinem Notizbuch umher. Mit meinem Notizbuch aus alten Zeiten. Ich krabbelte zu ihm, um mir das Heft zu nehmen, doch er hatte es schon aufgeschlagen. "Was ist das?", fragte er und starrte auf die vollgeschriebene Seite. "Nichts Wichtiges. Nur ein altes Buch, in dem ich Ideen festgehalten habe."

Er musste ja nicht wissen, wie alt es wirklich war. Gerade als Ian es wieder zurücklegen wollte, flogen zwei Bilder heraus. Ich biss mir auf die Lippen und fluchte leise. "Was ist das?", fragte Ian erneut. Nur diesmal um einiges schärfer. Er drehte die Bilder zu mir um, und ich schaute auf ein Gruppenbild von uns Jungs. Und auf ein altes Bild von Louis und Harry.

Schätzungsweise waren die beiden Bilder irgendwann zwischen 2014 und 2015 entstanden. Auf dem Gruppenbild saßen wir alle nebeneinander und grinsten in die Kamera, und auf dem anderen Bild sah man Louis, der auf einer Couch saß. Und Harry, wie er mit seinem Kopf in Louis' Schoß lag.

Selbst ein Blinder würde uns auf den Bildern erkennen. Wir alle hatten uns zwar verändert, aber nicht so sehr, dass wir wie andere Menschen aussahen. "Was ist das?", wiederholte Ian seine Frage. Ich schwieg. "Also ich sehe auf diesem Bild meinen Onkel, dich und die Väter meiner besten Freunde. Da stellt sich mir eine Frage: Was zum Teufel habt ihr mit ihnen zu tun? Und warum weiß weder ich, noch der Rest von uns davon?"

Ian klang ziemlich verärgert. Ich schwieg immer noch. "NIALL!" Ich seufzte. "Du weißt gar nicht, wie gern ich dir erzählen würde, was das alles zu bedeuten hat. Aber glaub mir, weder Harry noch Louis wären davon begeistert." Ian musterte das Bild genauer. "Es sieht aus, als wären sich Frees Vater und Onkel Haz sehr nahe gewesen."

Ich schluckte. Er wusste gar nicht, wie sehr er damit ins Schwarze getroffen hatte. "Jetzt verstehe ich wenigstens, warum ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind, als er mich zum ersten Mal gesehen hat", murmelte Ian. "Du siehst aus wie Harry, als er jünger war."

Er nickte. "Ian, wenn dir irgendwas an deiner Familie liegt, lass das Thema einfach in Ruhe. Das bringt nur alte Erinnerungen und Schmerz wieder hoch." Ian schaute von den Bildern auf und blickte mir jetzt genau ins Gesicht.

"Es gibt da etwas über euch Fünf, was keiner weiß, oder? Etwas was ihr mit aller Kraft versucht zu verstecken."

Er erwartete scheinbar eine Reaktion von mir, allerdings blieb ich still und machte ein neutrales Gesicht. Ihr ist gut. Louis versuchte mit aller Kraft das Alles zu verstecken und hatte uns gezwungen, dasselbe zutun. "Ich werde herausfinden, was es ist und wie zum Teufel Louis und Harry da reinpassen." "Lass uns einfach die Tischdecke suchen und wieder hochgehen", murmelte ich und ging zurück zu meinen Kartons, um weiterzusuchen.

Innerlich verfluchte ich mich selbst dafür, dass ich nicht daran gedacht hatte, dass hier noch irgendwas aus One Direction Zeiten rumliegen könnte. Obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass Harry alles aus dieser Zeit verbannt hatte. "Könnte sie das sein?", fragte Ian mich nach einiger Zeit. Ich blickte zu ihm und einer weißen Tischdecke. „Vermutlich" antwortete ich. "Lass uns wieder hochgehen." Ian nickte und lief zusammen mit der Decke die Treppen hoch. Ich blieb noch kurz zurück, um das Notizbuch zu holen. Ich wollte wirklich nicht, dass Ian noch mehr erfuhr. Das würde nur für viel Kummer sorgen. Im Karton war kein Notizbuch. Also sprintete ich Ian hinterher und hielt ihn kurz vor dem Wohnzimmer auf. "Ian, das Notizbuch."

Dieser grinste mich nur an. "Wie kommst du darauf, dass ich es habe?", fragte er mich scheinheilig. Ich verdrehte die Augen. Der Junge war gerissener als gedacht. "Gib es einfach wieder her." "Wenn du mir eine Frage beantwortest." Ich seufzte. "In Ordnung." "Was ist passiert, dass weder, du noch Harry je von den Anderen erzählt habt?" "Zeig mir das Notizbuch", verlangte ich zuerst. Ian zog es aus der Decke. "Also?" Ich nahm das Heft aus seiner Hand. "Streit", war meine einzige Antwort auf seine Frage.

"Wie meinst du das?", fragte Ian mich. Doch ich quetschte mich kommentarlos an ihm vorbei. "Du hast meine Frage nicht beantwortet", rief er mir hinterher. Doch auch das ignorierte ich. "Da seid ihr ja endlich", rief Harry. "Ich dachte schon, ihr habt euch da unten eingesperrt." Ich lächelte mild und Ian reichte ihm die Decke. "Nein, aber wir haben ein sehr interessantes Gespräch geführt." Harry nickte. "Das ist doch schön."

Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Nichts an diesem Thema war wirklich schön, es war eher schmerzhaft traurig. Harry befand sich viel zu sehr in seinem Weihnachtswimmel, als dass er näher auf das Thema einging. Ian und ich standen also einfach im Wohnzimmer und waren beide mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt, die sich zweifellos um ähnliche Themen drehten.

"Du hast mir immernoch nicht auf meine Frage geantwortet", raunte Ian irgendwann. "Und ob ich das habe! Du hast gefragt, warum wir nichts über die Anderen erzählen, und ich habe dir mit "Streit" geantwortet, was auch der Grund ist", zischte ich zurück. "Oh wow, Streit. Ja, was für einer?"

"Streit Z."