11. Januar 2036
p.o.v KennyIch drehte mich von der Tür weg und schaute nun direkt Neha an, die zusammengesackt auf der Couch saß. Ich setzte mich gegenüber von ihr auf den Sofatisch und fuhr mir durch mein Haar. "Was zum Fick, Neha?" Sie schaute endlich auf und funkelte mich böse an. "Was, Kenny? Was ist dein verdammtes Problem?" "Du trinkst wieder, das ist mein verdammtes Problem."
Neha lachte trocken auf. "Ich trinke überhaupt nicht wieder. Das letzte Mal war auf Elisas Geburtstag, und das war nur ein Ausrutscher." Ich starrte sie an, und plötzlich machte es Klick. Das war es. Das war der Grund, warum Free damals wirklich bei mir aufgetaucht war, um mir zu verdeutlichen, dass ich mich von Neha fernhalten sollte. Neha hatte wieder getrunken, und daraufhin war irgendwas auf Elisas Geburtstag passiert, aber was?
Ich seufzte. "Und warum hast du verdammt nochmal an Elisas Geburtstag getrunken?" Neha schnaubte. "Willst du wirklich wissen, warum?" Ich nickte. "Ich habe dich gesehen. Nach fast 1,5 Jahren ohne Kontakt standst du da auf einmal, und verdammt, ich konnte es nicht ertragen. Elisa wollte mir sowieso Alkohol andrehen, und dann dachte ich mir: ach komm schon, einmal wird schon nicht so schlimm sein." "Du hast schon genug angerichtet", sagte Freddies Stimme in meinem Kopf wieder.
"Es war meine Schuld, dass du getrunken hast?", fragte ich, meine Stimme war ganz leise und klang gar nicht wie sonst. Nehas Augen fingen an, zu tränen. "Nicht nur, aber schon, ja." "Verdammt, Neha, das tut mir leid. Ich... Ich..." Ich verstummte. Ich konnte nicht weitersprechen.
Ich hatte es schon wieder geschafft, sie schon wieder verletzt. Neha wischte sich die Tränen aus den Augen. "Es ist schon gut, es war nur das eine Mal." "Gar nichts ist okay", rief ich und sprang auf.
"VERDAMMT." Ich schlug gegen die Wand. Autsch. "Kenny, shit", mit einem Mal stand Neha neben mir und griff nach meiner Hand. "Hast du sie noch alle? Warum machst du so eine Scheiße?" Ich schaute sie an. "Ich hab's schon wieder geschafft." "Was?" Neha musterte fürsorglich meine Hand. "Nur die Tatsache, dass ich existiere, reicht schon, um dich zu verletzen."
Neha runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?" "Du hast getrunken, verdammt, du warst fast zwei Jahre trocken, und dann kam ich und habe alles zerstört." "Hey, hey, hey, ich bin immer noch trocken, das war eine einmalige Sache." "Ach ja, sicher?" "Ganz sicher", zischte Neha und ließ meine Hand fallen und setzte sich wieder auf die Couch. "Es war ein Fehler, der sich nicht wiederholen wird." Ich lachte und ließ mich neben sie fallen. Sie rutschte sofort weg.
"Ein einmaliger Fehler natürlich, aber du wolltest heute trinken und hättest das auch, wäre ich nicht hier gewesen." "Na und, das bedeutet nichts. Ich denke eben ab und zu noch ans Trinken, das heißt noch lange nicht, dass ich zurück in alte Muster falle." "ABER ES IST DER ERSTE SCHRITT", schrie ich und fing an, durch den Raum zu laufen. "SCHEIßE, NEHA, WARUM SIEHST DU ES NICHT? HEUTE SIND ES EIN PAAR DRINKS MIT FREUNDEN, DANN TRINKST DU NUR EINEN KURZEN SCHLUCK, WENN ES DIR SCHLECHT GEHT, UND BEVOR DU DICH VERSIEHST, TRINKST DU DEINEN KAFFEE WIEDER MIT WHISKY UND BIST SCHON MORGENS UM 9 STURZBESOFFEN."
Mittlerweile war auch Neha wieder aufgestanden und stemmte ihre Hände gegen ihre Hüfte. "ACH HALT DOCH DEINE FRESSE, ICH KANN SEHR GUT SELBER EINSCHÄTZEN, WAS MEINEN ALKOHOLKONSUM ANGEHT. ICH HATTE MAL EIN KLEINES PROBLEM..." Ich unterbrach sie.
"Es ist kein kleines Problem mehr, wenn du morgens verkatert aufwachst und beschließt, die einzige Möglichkeit dagegen ist, noch mehr zu trinken. Es ist verdammt nochmal kein kleines Problem mehr, wenn du öfter betrunken als nüchtern bist, und es ist kein verdammt kleines Problem, wenn du wegen dem Alkohol MIT EINER VERDAMMTEN ALKOHOLVERGIFTUNG IM KRANKENHAUS LIEGST."
Neha schnaubte. "Und selbst wenn, das ist mein Problem und schon lange nicht mehr deins." Damit drehte sie sich zum Gehen, aber ich zog sie an ihrem Handgelenk zurück. "Ich mache mir verdammt noch mal Sorgen um dich, oke? Du erinnerst dich vielleicht an nichts mehr, aber ich war verdammt nochmal dabei, und ich will dich nie wieder so sehen."
Februar 2034
Ich zog genüsslich an meiner Zigarette, als Freddie in den Raum kam. "Hast du Neha gesehen?", fragte er und schaute sich im Raum um. "Sie ist nirgends zu finden. Weder hier, im Human-Logic, noch ist sie zuhause. Verdammte Scheiße, ich mache mir Sorgen." Ich schaute ihn besorgt an. "Ich habe sie das letzte Mal vor 4 Stunden oder so gesehen."
Freddie seufzte und ließ sich neben mich fallen. "Lass mich raten, sie war betrunken?" Ich nickte. "Ihr Alkoholproblem gerät langsam außer Kontrolle. Ich wüsste nicht, wann ich sie das letzte Mal nüchtern gesehen habe." Free nickte. "Ich habe mit ihr darüber gesprochen, aber sie hat keinerlei Einsicht gezeigt. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll." "Ich habe Angst um sie", murmelte ich. "Jungs", kam Bear herein gestürmt. "Es ist Neha." Seine Stimme klang aufgelöst und er hatte Tränen in den Augen.
Wir beide waren sofort auf den Beinen. "Was ist passiert?", wollte ich wissen. In meinem Kopf spielten sich schon die schlimmsten Szenarien ab. "Sie ist im Krankenhaus", stammelte Bear. "Sie wurde draußen bewusstlos gefunden, und..." Sein Körper schüttelte sich durch einen lauten Schluchzer. "Und sie ist immernoch nicht wach." "
Worauf warten wir noch? Ab ins Krankenhaus!", scheuchte Freddie uns aus dem Human-Logic. Aufgelöst und zitternd saßen wir im Wartezimmer. "Malik?", rief die Krankenschwester nach einer gefühlten Ewigkeit. Wir drei folgten der Frau in ein kleines Büro. "Geht es ihr gut?", war das erste, was aus meinem Mund kam. Die Frau nickte. "Frau Malik ist aufgewacht, und Ihr Zustand ist stabil. Trotzdem würden wir gerne mit ihrem Erziehungsberechtigten sprechen. Sie hat eine starke Alkoholvergiftung erlitten. Zusätzlich zeigt sie Merkmale, die für eine Alkoholsucht sprechen, was sehr besorgniserregend ist, bedenkt man ihr junges Alter."
Freddie schnaubte. "Wenn Sie etwas über Neha wissen wollen, fragen Sie uns. Ihr Vater ist nutzlos und wird hier keine Hilfe sein." Die Ärztin musterte uns kurz, bevor sie nickte und auf die Stühle vor dem Tisch zeigte.
"Gut, ich habe einige Fragen, die Frau Maliks Trinkverhalten angehen." Wir nickten. "Ist Frau Malik in der Vergangenheit schon einmal aufgrund ihres Alkoholkonsums stationär behandelt worden?" Wir verneinten. "Wie oft trinkt sie?" Bear, Free und ich wechselten einen Blick. "Jeden Tag." "Mehrfach?" "Ja." "Würden Sie ihr Verhalten als kritisch ansehen?" "Ja." Die Ärztin nickte und notierte etwas auf ihrem Brett. "Wir werden noch einige Untersuchungen durchführen und Frau Malik noch befragen, aber ich gehe stark von einer Alkoholabhängigkeit aus. Wir werden ihr auf jeden Fall einige Suchtkliniken empfehlen." "Wann dürfen wir sie sehen?" Die Ärztin lächelte. "Ihr könnt jetzt zu ihr."
Sie hatte kaum ausgesprochen, da waren wir auch schon aufgesprungen und auf dem Weg nach draußen. "NEHA", warfen wir uns in ihre Arme. "Hey, Jungs", sie klang schwach, und ihre Stimme war rau. "Erschreckt uns nie wieder so." Neha lächelte leicht. "Tut mir leid, ich wollte euch keine Angst machen." Ich streichelte ihr Haar. "Bitte höre auf zu trinken. Verdammte Scheiße, du bist im Krankenhaus. Wenn das kein Weckruf ist, was dann?" "Es tut mir wirklich leid", murmelte sie und schaute auf ihre Hände.
Dann riss sie plötzlich ihre Augen auf. "Was ist mit Dad?" "Er weiß nichts davon. Bear wurde kontaktiert, da er dein Notfallkontakt war. Dein Vater hat keine Ahnung." Neha schaute von Bear zu Freddie zu mir. "Sorgt dafür, dass er nichts davon erfährt, ja?" Wir nickten. "Lass das unsere Sorge sein, deine einzige Aufgabe ist es, wieder gesund zu werden. Alles andere überlass uns." Sie seufzte erleichtert und ließ sich in ihr Kissen sinken. "Ich bin so dankbar, euch zu haben."
Neha war noch 2 Tage im Krankenhaus, bevor sie entlassen wurde. Kurz darauf ist sie in eine Entzugsklinik gegangen und hatte bis September keinen Tropfen Alkohol angefasst. Aber das alles war Vergangenheit, und die Neha von früher existierte nicht mehr. Die Neha, die allerdings noch existierte, schaute mich angeekelt an. "Du hast kein Recht, so etwas zu sagen." "Es ist nur die Wahrheit." "DU HAST KEIN RECHT, WIEDER IN MEINEM LEBEN AUFZUTAUCHEN UND ALLES DURCHEINANDER ZU BRINGEN. VERDAMMT, ICH HASSE DICH. OKAY? ICH HASSE DICH!"
Damit verließ sie den Raum und ließ mich und meine Gedanken zurück. Und gerade im Moment hatte ich nur einen einzigen Gedanken.
Verdammt.
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I'll wait for you (L.S)
FanfictionWillkommen im Jahr 2035. One Direction? Ist nach 25 Jahren so gut wie vergessen. Eine Reunion? Gab es nie. Larry? Wurde aus dem Internet verbannt. Die Jungs? Gehen ihren eigenen Weg. Und dann gibt es da natürlich noch die Kinder der früheren Boyban...