24. September 2035
p.o.v. FreddiePünktlich um 12 Uhr stand ich wieder am Anwesen der Marks und klingelte. Schon kurz darauf öffnete Ian mir die Tür. „Hey", begrüßte ich ihn und gab ihm einen kurzen Kuss. „Hey", antwortete er und grinste mich an. Ich legte meinen Kopf schief und schaute ihn an. „Was grinst du so?"
Statt mir eine Antwort zu geben, lachte er nur. „Was?", wollte ich wissen und musterte Ian, was war so witzig? „Du wirkst so angespannt, irgendwie schon fast nervös." „Ich bin doch nicht nervös", meinte ich und fuhr mir ganz lässig durch die Haare. Ian lachte. „Nein, überhaupt nicht! Aber lass uns ins Esszimmer, mein Vater wartet schon."
„Nur dein Vater?" Ian nickte. „Meine Mutter musste nochmal los." Ich wusste nicht warum, aber plötzlich fiel mir eine Last von den Schultern. Ians Mutter war ja ganz nett, aber irgendwas an ihr machte mir Angst. Vielleicht die Tatsache, dass sie etwas über mich und meine Familie wusste, von dem ich keine Ahnung hatte. Oder vielleicht war es auch einfach nur ihre Ausstrahlung. Ich folgte Ian durch das Haus ins Esszimmer. Wie angekündigt, saß sein Vater bereits am Esstisch und stand auf, als wir eintraten. „Freddie!" Er zog mich in eine Umarmung, überfordert erwiderte ich sie. Ian lachte schon wieder, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zuwarf.
„Na kommt, setzt euch doch." Er selbst nahm ganz am Tafelende Platz, und ich ließ mich rechts von ihm und gegenüber von Ian auf den Stuhl fallen. Es sah irgendwie komisch aus, wie wir nur zu dritt an einem Tisch saßen, an dem locker 12 Personen Platz hätten. Es erinnerte mich gefährlich an mein eigenes Zuhause, allerdings aßen mein Vater und ich wirklich selten zusammen. Und noch seltener saßen wir dabei im Esszimmer. Wenn ich so darüber nachdachte, eigentlich nur samstags beim Brunch. „Also ihr beiden, erzählt doch mal. Wie war es gestern auf dem Ball?" „Es war wirklich schön", meinte Ian. Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Es hat jemand auf die Tanzfläche gekotzt."
Joe lachte, während Ian seinen Kopf schüttelte. „Sowas muss man doch nicht erzählen." „Aber es war lustig", warf ich ein, woraufhin sein Vater zustimmend nickte. „Ihr war das bestimmt total peinlich." Joe hob seine Augenbrauen. „Es war eine Sie? Ganz ehrlich, sowas hätte ich eher einem Jungen zugetraut." Ich nickte. „Eigentlich schon, aber Mädchen vertragen ja viel weniger. Da kommt es schneller mal zu so einer Angelegenheit."
Ian verzog sein Gesicht. „Können wir bitte beim Essen nicht über so etwas reden?" „Natürlich", meinte sein Vater und wandte sich dann wieder an mich. „Also, Freddie, erzähl doch mal was über dich. Bisher weiß ich nur, dass du in derselben Klasse wie mein Sohn gehst."
Urplötzlich kam die anfängliche Nervosität wieder. Was sollte ich ihm denn erzählen? Ja, also ich bin Freddie, ich schwänze regelmäßig die Schule und treffe mich in meiner Freizeit mit anderen, um zu Kiffen. Das käme wahrscheinlich nicht so gut. „Äh, ich bin 19 und ich bin mit 13 nach London gezogen. Davor habe ich bei meiner Mutter in L.A. gewohnt, obwohl man sagen muss, dass ich vermutlich öfter in Hawaii war als in L.A. Als meine Mutter dann geheiratet hat, habe ich beschlossen, zu meinem Vater nach London zu ziehen." Ich musste bei meiner Lüge fast selber lachen. Beschlossen nach London zu ziehen.
Ist klar. Mein Stiefvater hatte mir gar keine andere Möglichkeit gelassen. Joe nickte allerdings nur unwissend „Und wie gefällt Ihnen London bisher?", fragte ich abschließend. „Wir waren doch schon beim Du", meinte er lachend, bevor er auf meine eigentliche Frage antwortete. „Ich liebe London! Ich war früher oft hier, mal privat, mal geschäftlich, aber seitdem ich hier ein neues Geschäft gekauft habe, ist es schlauer, dauerhaft hier zu sein."
Wir unterhielten uns während des Essens noch ausgelassen, und ich hatte das Gefühl, dass Joe mich mochte und ich mich nicht ganz dumm angestellt hatte. Naja, ich hoffte es, ich hatte schließlich keinerlei Vergleichserfahrung.
"War doch gar nicht so schlimm", meinte Ian, als wir uns verabschiedeten. Ich schnaubte. „Du hast leicht reden. Du saßt ja einfach nur daneben." Ian lachte. „Wenn es dich beruhigt, ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater dich mag." „Wenigstens etwas", murmelte ich. „Ich freue mich, dich leiden zu sehen, wenn du meinen Vater kennenlernst." „Ich kenne deinen Vater doch schon", meinte Ian lachend.
„Ich meine, wenn du ihn offiziell kennenlernst." „Dafür musst du dich aber erstmal vor ihm outen." Ich stöhnte leise. Dieses klitzekleine Detail vergaß ich gern mal. „Werde ich." Leiser fügte ich noch ein: "Irgendwann" hinzu. „Lass dir Zeit, so ein Outing ist nicht leicht." Ich nickte. „Wie auch immer, wir sehen uns morgen." Es klang scheinbar wie eine Frage. Jedenfalls nickte Ian. „Bis morgen dann." Damit verabschiedeten wir uns, und ich fuhr nach Hause.
„Wo warst du?", fragte mein ach so toller Vater, kaum hatte ich die Tür aufgeschlossen. „Wo warst du?", stellte ich ihm die Gegenfrage, was, wenn man drüber nachdachte, ziemlich dumm war, da ich genau wusste, dass er bei Zayn war. Scheinbar hatte mein Vater denselben Gedanken, denn er schaute mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Fang damit gar nicht erst an. Ich war bei Zayn und habe beim Umzug geholfen."
„Zayn und Neha ziehen um?" Davon hatte Neha nichts erzählt. „Nicht Zayn, Liam." „Wenn Liam umzieht, warum wart ihr dann bei Zayn?" Jetzt schaute ich meinen Vater an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Also, seine Logik war mir unbegreiflich. „Wir waren bei Zayn, weil Liam zu Zayn zieht", erklärte mein Vater. Zugegebenermaßen, das ergab Sinn. „Und warum zieht Liam zu Zayn?" Er seufzte laut auf. Offenbar hatte er meine Fragerei satt. „Wegen Cheryl." „Lassen die beiden sich endlich scheiden?" Das ließ mein Vater unkommentiert und ließ mich einfach im Flur stehen.
Jup, er hatte sich den Preis "Vater-des-Jahres" wirklich verdient. Aber Hey, zumindest bekam ich so weder Ärger dafür, dass ich meinen Hausarrest gebrochen hatte, noch eine Standpauke. Ich zog mein Handy raus und öffnete den Chat mit Bear und Neha.
Free: und Neha, wie ist es so zu dritt?
Neha: ganz, ganz seltsam...
Bear, sag mal, lassen sich deine Eltern scheiden oder warum ist dein Vater zu uns gezogen?Bear: ich habe keinen Plan, meine Mom meinte nur, dass sie eine Pause brauchen
Neha: das renkt sich bestimmt wieder ein
Bear: ich hoffe nicht
Neha: BEAR! sag sowas nicht.
Bear: nur die Wahrheit
Neha: ok, Themawechsel, Free, wie war das Essen bei Ians Eltern?
Free: besser als erwartet. Ich glaube, sein Vater mag mich
Bear: dann hast du mehr erreicht als ich, Elisas Eltern hassen mich förmlich
Neha: haben die dich nicht kennengelernt, als du gerade mit ihrer Tochter geschlafen hast?
Bear: ich lag nackt in ihrem Bett
Neha: und da wundert es dich noch, dass sie dich nicht leiden können
Free: Elisas Eltern existieren also wirklich? Ich habe das immer nur für ein Gerücht gehalten
Bear: Haha.
Free: komm schon Mate. Jetzt mal ernsthaft, die beiden sind ja nie da
Neha: von all unseren Rabeneltern sind das wirklich die schlimmsten
Bear: da wäre ich mir nicht so sicher
Neha: du glaubst unsere Eltern können das toppen?
Free: mein Vater definitiv.
Bear: jup,meiner auch, der ist noch schlimmer, ist zwar da, bekommt aber trotzdem nichts mit
Bear: und wenn wir es schon von Eltern haben, ich muss off und meine hysterische Mutter trösten
Free: bye Mate
Neha: Bis morgen
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I'll wait for you (L.S)
FanfictionWillkommen im Jahr 2035. One Direction? Ist nach 25 Jahren so gut wie vergessen. Eine Reunion? Gab es nie. Larry? Wurde aus dem Internet verbannt. Die Jungs? Gehen ihren eigenen Weg. Und dann gibt es da natürlich noch die Kinder der früheren Boyban...