28. Januar 2036
p.o.v Ian
Die Schulglocke erklang und kündigte die erste Stunde an. "Und das ist mein Zeichen zu gehen", rief Free und verabschiedete sich mit einem Kuss von mir. "Bevor du gehst, eine Frage!" Er blieb stehen. "Was gibt's?" Normalerweise würde ich ihn so etwas nicht fragen, aber die Worte, die Kenny mir letztens an den Kopf geschleudert hatte, wollten nicht verschwinden. Das Gruseligste war, dass er irgendwo recht hatte; ich wusste wirklich wenig über Freddie und so gut wie gar nichts über seine Vergangenheit.
"Wohin geht ihr eigentlich immer, wenn ihr schwänzt?" "Oh, das ist ganz unterschiedlich, aber meistens sind wir im Red Wing." Ich nickte, Red Wing also. "Dann viel Spaß!" Er küsste mich noch einmal, bevor er zu Bear lief, und die beiden verschwanden.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Unterricht. Manchmal fragte ich mich, wie die beiden ihren Abschluss schaffen wollten. "Neha, was weißt du eigentlich über das Red Wing?", wollte ich in der Pause wissen. Kenny hatte in mir das Bedürfnis geweckt, mehr über Frees Leben zu erfahren. "Oh, das Red Wing ist 'ne coole Kneipe, in der wir früher immer rumgehangen sind. Die Leute dort waren immer echt cool drauf", meinte Neha.
Holly seufzte theatralisch. "Das Red Wing war einfach perfekt. Viele süße Typen. Eine Schande, dass die Bullen es dichtgemacht haben." Ich runzelte meine Stirn. "Was meinst du mit dichtgemacht?" "Naja, was soll ich da groß meinen, die Kneipe war in viele illegale Geschäfte verwickelt, Drogendealing und so." "Aber warum meinte Free dann vorher, dass Bear und er meistens da sind? Es muss wieder aufgemacht haben." Neha, Elisa und Holly schüttelten alle den Kopf. "Glaub mir, wir hätten mitbekommen, wenn es wieder aufgemacht hätte." "Aber warum sollte Free lügen?", fragte ich und schüttelte meinen Kopf. Unfassbare Angst breitete sich in mir aus, wenn Freddie mich selbst bei so einer Kleinigkeit anlog. Wo hatte er noch überall gelogen?
"Das macht keinen Sinn", murmelte Neha, dann erstarb plötzlich ihr Lächeln, und ihre Augen weiteten sich. "DIESE GOTTVERDAMMTEN IDIOTEN! Wie können sie es nur wagen?" Auch bei Elisa und Holly schien ein Licht aufzugehen. "Du meinst doch nicht etwa...", fing Elisa an. Neha nickte. "Genau darauf will ich hinaus."
"Hallo, ich verstehe nur Bahnhof. Klärt mich mal jemand auf?" Neha kaute auf ihrer Lippe. "Es ist wohl besser, wenn ich es dir zeige." Zusammen liefen wir also vom Pausenhof, und nach ungefähr einer halben Stunde standen wir mitten im Industrieviertel vor einer abgetanzten Lagerhalle. Neha lief zielstrebig zu einer Leiter und kletterte sie hinauf. "Äh, können wir nicht einfach die Tür nehmen?" "Es gibt hier keine Tür", meinte Neha angespannt. "Und jetzt komm." Sie war eindeutig wütend; ich hatte keine Wahl. Also kletterte ich ihr nach und sprang durch die kleine Luke in die Halle.
"Wo sind wir hier, und warum kennst du dich hier aus?" Neha fuhr sich durch ihr Haar und seufzte. "Ich war früher oft hier, okay? Ich war mal genauso schlimm wie Free oder Bear. Vielleicht sogar schlimmer. Mir hat es Spaß gemacht zu trinken, zu schwänzen und Drogen zu nehmen. Irgendwann habe ich übertrieben und bin zu weit gegangen, und das war der Weckruf. Danach bin ich clean geworden. Aber es ist ein Teil meiner Vergangenheit. Das alles hier ist ein Teil meiner Vergangenheit." Sie führte mich die Treppen runter in eine deutlich größere Halle. "Das macht ja alles Sinn, aber wo sind wir?" "Denk doch mal scharf nach. Du fragst Free, wohin er geht. Er lügt. Die Frage ist warum." "Ich habe keine Ahnung, warum er lügen sollte." "Ganz einfach. Er ist an einem Ort, an dem du ihn niemals dulden würdest."
Ich schaute mich in der Halle um. Auch wenn sie von außen extrem abgeranzt aussah, war sie von innen ziemlich schön eingerichtet. "Warum sollte ich Freddie verbieten hierherzukommen?" "Wegen..." "NEACHEN" „...Kenny West." Ich schluckte, als ich realisierte, wo wir gerade waren. Im Human-Logic. "Wie schön, dass du mal wieder vorbeikommst, wir haben dich sehr vermisst. Und Ian hast du auch dabei, wie erfreulich!"
"Du weißt genau, warum ich da bin." Kenny runzelte seine Stirn. "Ich habe keine Ahnung." "Bear und Freddie?" Entweder hatte Kenny wirklich keine Ahnung, wo die beiden waren, oder er war einfach ein verdammt guter Schauspieler. "Warum sollten sie hier sein? Bear habe ich seit Elisas Geburtstag nicht mehr gesehen und bei Free ist es noch viel länger her. Dazu erinnerst du dich bestimmt daran, dass Freddie und ich nicht besonders freundschaftlich auseinandergegangen sind." Freddie hatte mir erzählt, die beiden hätten sich einfach nur auseinandergelebt. Noch ein Punkt, in dem er mich angelogen hatte. Und in diesem Moment verstand ich etwas. Ich wusste absolut nichts über die Vergangenheit meines Freunde, und Freddie würde mir immer nur so viel erzählen, wie er wollte. Kenny hatte absolut Recht gehabt, und diese Erkenntnis tat weh.
"Ich weiß, dass sie hier sind." Kenny seufzte. "Versuch es doch mal im Thuna." "Warum sollten sie dort sein? Bear hasst das Thuna." "Und Free hasst mich, also warum sollte er hier sein?" "Wir sind hier, um genau das herauszufinden."
"Sie sind jedenfalls nicht da", behauptete Kenny. "Aber schaut euch doch gerne um, du kennst dich ja bestens aus, aber unser lieber Ian ist schließlich zum ersten Mal da." "Lass uns gehen, Neha, sie sind offensichtlich nicht hier." Neha schüttelte ihren Kopf. "Ich kenne die beiden, vertrau mir, sie sind hier." Kenny lachte. "Die kleine Neha, immer noch besorgt um ihre Brüder."
Wir bogen um eine Ecke und liefen direkt in eine Person rein. "Shit." Meine Nackenhaare stellten sich auf. "Von wegen sie sind nicht hier", fauchte Neha. "Naja, bis vor fünf Minuten waren sie das auch noch nicht", meinte Kenny schulterzuckend. "Was macht ihr hier?", wollte Freddie wissen. "Dasselbe könnten wir euch fragen", zischte ich. Mittlerweile empfand ich nur noch Wut und Enttäuschung. Bear seufzte und stupste Freddie an. "Ich glaube, es wird Zeit, dass wir den beiden erzählen, was abgeht." "Oh, glaub nicht, dass ich alles für mich behalten werde. Elisa weiß bereits Bescheid."
"Shit", fluchte Bear und rieb sich das Gesicht. "Das gibt Ärger." "Darauf kannst du Gift nehmen." Freddie führte uns zu einem Wohnzimmer. Oder zumindest hatte es Ähnlichkeit mit einem Wohnzimmer. "Alles fing vor vier Monaten an..."
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I'll wait for you (L.S)
FanfictionWillkommen im Jahr 2035. One Direction? Ist nach 25 Jahren so gut wie vergessen. Eine Reunion? Gab es nie. Larry? Wurde aus dem Internet verbannt. Die Jungs? Gehen ihren eigenen Weg. Und dann gibt es da natürlich noch die Kinder der früheren Boyban...