Das überlass ich lieber Kenny

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11. September 2035
p.o.v Freddie

"Du bist also rausgeflogen, was eine Überraschung", genervt drehte ich meinen Kopf zu Ian. "Und was geht dich das an?", wollte ich wissen. Ian lachte. "Nichts, das war nur eine Feststellung." "Dann halt einfach deine Fresse", knurrte ich und wandte meinen Blick ab. Was zum Teufel machte er eigentlich hier? Sollte er nicht eigentlich im Unterricht sein?

Ich hörte ihn schnauben. So langsam riss mein Geduldsfaden. "Was ist eigentlich dein beschissenes Problem?", fauchte ich und machte einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. Er blickte mich einfach nur an. "Ich habe nur gesagt, dass es mich nicht wundert, dass du aus dem Unterricht geworfen wurdest. Das ist einfach so typisch für dich."

"Ach, und du glaubst, dass dein Kenny da besser ist?" "Besser als du ist er auf alle Fälle." Ich lachte laut auf. Der Kleine war wirklich so naiv. "Das glaubst du ja wohl selbst nicht." Er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht bin ich etwas naiv, aber wenn ich mit so Leuten wie dir klar komme, wird Kenny kein Problem sein."

Erneut lachte ich auf. "Oh Sweetie, du hast keine Ahnung, was hier für Leute rumlaufen. Ich bin wirklich noch ein kleines Übel dagegen." "Und wenn schon." Ian wollte an mir vorbeilaufen, doch ich hielt ihn an seinem Arm fest und drückte ihn nicht besonders sanft an die Wand.

"Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Marks", zischte ich ihm ins Ohr und verstärkte meinen Griff um seinen Arm.
"Ich weiß nicht, woher dein Verhalten plötzlich kommt, aber lass dir eins gesagt sein: Dein lieber Kenny ist die Definition von einem Fuckboy. Hatte mehr Girls und Boys als irgendwer anders am Start und glaub mir, er hat sie alle der Reihe nach verarscht, gevögelt und dann weggeworfen, als wären sie sein Spielzeug."

Ich hörte Ian schwer schlucken. "Und weißt du, was noch schlimmer ist? Jeder Einzelne ist zu ihm zurückgekrochen, als er gepfiffen hat." "Jetzt Gegenfrage. Was geht es dich an, wenn ich auch so sein will?", erwiderte Ian.

"Wenn du so bist, dann habe ich dich komplett falsch eingeschätzt." "Weißt du, was ich lustig finde? Als ich dich kennengelernt habe, hat Neha mich vor dir gewarnt. Sie meinte, du hättest schon so viele Leute verarscht. Also warum wirfst du jemand anderem genau das vor, was du selbst oft genug gemacht hast?"

Ich grinste und tätschelte Ians Wange. "Das ist wahr, ich habe genug Personen so behandelt, und ich weiß auch, wie sie danach wieder angekrochen kommen. Aber weißt du was? Das fühlt sich absolut geil an, dieser Moment, wenn du sie sitzen lässt und sie checken, dass du sie nur verarscht hast."

Ian riss seine Augen auf. Auf so ein offenes Geständnis war er definitiv nicht gefasst gewesen. "Lass mich sofort los", brachte er dann zischend heraus. Ich tat, wie mir befohlen, und ließ seine Hand los. "Du bist ein beschissener Mensch", fauchte er und wandte sich zum Gehen.

Ich musste einfach grinsen. "Ich weiß. Und ach - Ian?" Er schaute noch einmal zu mir. "Fick dich." Jetzt grinste er. "Das überlasse ich lieber Kenny."

Und in diesem Moment hörte ich meinen Geduldsfaden förmlich reißen. Mit zwei Schritten war ich bei ihm, hatte seine Schultern gepackt und ihn einfach auf den Boden geschleudert. "Komm bloß nicht wieder bei mir angekrochen, wenn er dich verarscht hat."

Damit stieg ich über ihn und lief den Flur entlang. Ich brauchte jetzt ne Kippe, und mir war es scheißegal, ob ich erwischt werden könnte. Mit viel zu viel Kraft riss ich die Tür zur Herrentoilette auf und zündete mir schon eine Zigarette an.

"Wer ist dir denn begegnet?", fragte Bear mich, der lässig an der Wand lehnte und ebenfalls rauchte. "Ian", meinte ich und nahm einen Zug. "Und Ian hat dich so auf die Palme gebracht?"

"Wir haben uns gestritten, er hat mich mit Kenny verglichen und hatte dann noch die Frechheit zu sagen, dass er was mit ihm anfangen will." Bear schaute mich schockiert an. "Du bist dir sicher, dass das Ian gesagt hat? Der Ian, den ich auch kenne?"

Ich nahm noch einen Zug. "Ich weiß nicht, warum der Typ heute so beschissen drauf ist." "Und was hast du erwidert?", wollte Bear wissen und warf seine Kippe ins Klo. "Ich habe ihm zugestimmt und gesagt, dass ich das Gefühl geil finde, wenn ich jemand verarscht habe."

"Fuck Free, du weißt, wie beschissen das klingt." Ich schnaubte. "Soll er von mir denken, was er will. Ist mir doch scheißegal." "Ist es nicht, und das wissen wir beide."

"Lass uns einfach schwänzen gehen", knurrte ich und ignorierte Bear. "Du bekommst scheiße viel Ärger, wenn das wer erfährt." "Mir sowas von egal", erwiderte ich und drückte meine Kippe aus. "Kommst du?"

p.o.v Ian

Komplett irritiert blieb ich einfach auf dem Boden sitzen und schaute Freddie hinterher, als er davonstiefelte. Was war gerade eigentlich passiert? Freddie war ausgerastet, und ich hatte ihm wirklich gemeine Sachen an den Kopf geworfen. Aber noch viel schlimmer, er hatte mir Recht gegeben. Hatte ich mich wirklich so sehr in ihm getäuscht?

"Ian?", fragte Neha und schaute von oben auf mich herab. "Was machst du auf dem Boden?" Ich richtete mich auf. "Freddie." Neha seufzte. "Was hat der Idiot gemacht?" "Wir hatten Streit", murmelte ich und schüttelte meinen Kopf. "Ist ziemlich ausgeartet, und am Ende habe ich Freddie vorgeworfen, so zu sein wie Kenny."

"Shit", Neha blickte mich mit einem seltsamen Blick an. "Ich glaube, ich muss dir was über Freddie und Kenny erzählen." Ich schaute sie aufmerksam an. "Ja?"

"Free bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich dir das erzählt habe." Jetzt war ich wirklich gespannt, Neha atmete tief ein. "Die Beiden, Kenny und Freddie, waren mal befreundet oder mehr als das, so genau weiß ich das nicht."

"Die beiden waren mal Freunde?" Neha nickte. "Free, Kenny und Bear. Die Drei waren früher ein Trio. Die Fuckboys der Schule. Sie hatten ein Spiel: Wer schafft es, die meisten zu vögeln und dann abblitzen zu lassen?"

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt