Princess Park

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26. Dezember 2035
p.o.v Louis

Hier stand ich also erneut. In den letzten 20 Jahren war dieser Ort mein Rückzugsort gewesen. Immer, wenn mir alles zu viel wurde, kam ich hierher, nach Princess Park. Hier hatte ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht, aber über die Jahre waren die guten Erinnerungen an diesen Ort weniger geworden. Mittlerweile überwogen die schlechten. Seufzend schloss ich die Tür auf und betrat die Wohnung.

Sie war immer noch möbeliert, und vereinzelt hingen sogar noch Bilder von Harry und mir oder One Direction an den Wänden. Nach der Trennung von Harry wollte ich alles, was mit ihm zu tun hatte, loswerden. Allerdings war ich zu schwach, um es wegzuwerfen, und deshalb lagerte ich das Zeug hier. Ich lief in mein altes Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen. Mein Blick glitt durch den Raum.

Vorbei am Schrank, in dem nur geliehene Kleidungsstücke von Harry hingen, hin zu meinem Schreibtisch, auf dem Notizbücher von Harry lagen oder Briefe, die er mir geschrieben hatte. In diesem Raum gehörte eigentlich nichts mir; meine eigenen Sachen hatte ich vor Jahren hier herausgeholt. Alles, was noch hier rumlag, gehörte ihm oder erinnerte mich an ihn. Ich fuhr mir durch die Haare und blinzelte die Tränen weg.

Ich hasste diesen Ort. Ich hasste alle Erinnerungen, die ich an diese Wohnung hatte, und vor allem hasste ich es, dass ich trotzdem noch hier war, dass ich nicht schon alle Sachen verbrannt hatte und die Wohnung aufgegeben hatte. Ich hasste mich dafür, dass ich ihn nicht aufgeben konnte. Mit einem Satz sprang ich vom Bett auf und warf dabei den Schreibtischstuhl um. Ich ließ ihn einfach liegen und verließ das Zimmer.

Im Wohnzimmer blieb ich allerdings sofort abrupt stehen und schaute auf das Sofa. Ich wollte mich selbst dafür schlagen, dass ich nur mit einem dämlichen Gegenstand so viele Erinnerungen verband.

"Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Couch falsch aufgebaut haben", meinte Harry und stand lachend vor dem Möbelstück. Ich musterte das Sofa kritisch und schüttelte dann meinen Kopf. „Nein, die Couch sieht super aus", sagte ich dann überzeugt und setzte mich auf sie. Harry lachte einfach weiter und grinste mich an. "Ja, ganz sicher ist sie richtig aufgebaut, deshalb liegen hier auch noch drei Polster rum."

"Das sind bestimmt nur Ersatz-Polster, falls eins schmutzig wird", schmunzelte ich und zwinkerte Harry dabei zu. Dieser wurde augenblicklich feuerrot. "Ich glaube eher, wir sollten endlich mal die Anleitung lesen." Ich buhte ihn aus. "Nur Idioten brauchen eine Anleitung, wir sind richtige Männer. Wir haben das auch so geschafft." "Herzlichen Glückwunsch Lou, du hast uns gerade als Idioten bezeichnet." Ich schnaubte und griff nach einem der Polster, um es auf Harry zu werfen. Dieser wich elegant aus, und mein Polster traf statt ihn die Blumenvase.

Diese fiel natürlich um und zerbrach sofort. "Gott Louis, du bist so ein Idiot", murmelte Harry. Ich zuckte lachend mit den Schultern. "Selber schuld, dass du dir einen Idiot als Freund suchst." Harry lächelte und beugte sich zu mir runter. "Zumindest bist du mein Idiot", hauchte er leise gegen meine Lippen und verbannte diese dann zu einem Kuss. "Deiner und nur deiner", antwortete ich ihm, bevor ich ihn erneut in einen Kuss zog.

Ich lächelte traurig. Das Sofa blieb über 2 Monate so falsch aufgebaut. Es war schrecklich unbequem, aber ich war zu stolz, um es einzusehen, und Harry hatte sich aus Liebe zu mir nie beschwert. Anders als Liam, der irgendwann die Schnauze voll hatte und zusammen mit Zayn und Niall nachts bei uns eingebrochen ist, um das Sofa richtig aufzubauen.

"Lou?", flüsterte Harry. "Hörst du das auch?" Ich grummelte gegen seine Brust. "Schlaf weiter Harry". "Ich glaube, da ist jemand in unserer Wohnung." Nun schlug auch ich meine Augen auf und rappelte mich auf. "Sicher?" Auch im schlechten Licht sah ich Harry nicken. "Seit ungefähr zehn Minuten kommen komische Geräusche von unten." Ich schluckte und schnappte mir den nächstbesten Gegenstand, den ich greifen konnte, in diesem Fall eine Glasflasche. "Bleib hinter mir", murmelte ich, als wir zusammen die Treppen runter schlichen.

Im Wohnzimmer brannte tatsächlich Licht, und ich merkte, wie sich mein Herzschlag verschnellerte. "Fuck, hört ihr das?", klang eine Stimme aus dem Wohnzimmer. Ich wechselte einen Blick mit Harry. "Zayn?" "Glaubt ihr, wir haben die beiden aufgeweckt?", meinte jetzt eine andere Stimme. "Wenn ihr so laut weitersprecht, ganz bestimmt, jetzt helft mir lieber." Ich ließ meine Flasche sinken und betrat das Wohnzimmer. "Was zum Teufel-", hörte ich Harry neben mir sagen.

Zayn, Niall und Liam saßen auf dem Boden und hatten unser Sofa auseinandergenommen. "Äh...ÜBERRASCHUNG!", rief Niall und klatschte in die Hände. "ES IST HALB VIER, WAS MACHT IHR HIER?", schrie ich die drei an. "Euer Sofa richten", meinte Liam gleichgültig und machte einfach weiter, so als wäre es überhaupt nicht komisch und vollkommen selbstverständlich. Ich blinzelte ein paar Mal, um zu realisieren, was hier eigentlich abging. "Gern geschehen übrigens", meinte Zayn. „Das ist unglaublich", murmelte Harry neben mir und fing dann unkontrolliert an zu lachen.

"Ich bin Liam irgendwie dankbar dafür, dass er nachts bei uns eingebrochen ist, um die Couch zu richten", murmelte Harry in mein Haar, als wir zusammen auf der eben genannten Couch kuschelten. "Ach ja?", ich lachte. "Alles an diesem Satz klingt so falsch." Harry kicherte. "Glaub mir, ich hätte auch nie erwartet, sowas zu sagen, aber ich habe auch nicht erwartet, mit 16 plötzlich ein Teen-Star zu sein und mit meinem Freund zusammenzuziehen." Ich drehte meinen Kopf, um ihn küssen zu können. "Es ist eben alles möglich." "Mit dir immer."

Ich blinzelte die Tränen weg und drehte mich zur Haustür. Ich musste endlich mit diesem Kapitel abschließen, für mich und für Harry. Es wurde Zeit, dass ich ihn endlich losließ; an der Vergangenheit festzuhalten, war nicht gesund. Ich musste endlich nach vorne sehen, egal wie schmerzhaft das war. Ich öffnete die Haustür, verließ die Wohnung und ließ die Tür ins Schloss fallen. Und mit ihr fiel der letzte Funken Hoffnung auf eine Zukunft mit Harry.

Aber hey, wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere. Und ironischerweise öffnete sich genau in diesem Moment die Tür von gegenüber.

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt