ja, ich will...

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10. Februar 2036
p.o.v Austin

Seufzend schaute ich meine Verlobte an. „Ich dachte, du hättest mit dem Kiffen aufgehört?" Lilith lächelte mich an. Gott, wie ich dieses Lachen hasste. Sie musste mich nur so anlächeln und alles war vergessen; ihr Lachen erfüllte mich einfach.

„Neha hat es angeboten, und du kennst mich..." „Bei so einem Angebot sagt man nicht Nein." Sie nickte. „Ich habe mit Free geredet", fing ich an, und Lilith blickte mich plötzlich sehr intensiv an. „Und?" Ich schluckte. „Mir ist so einiges klar geworden." Ich pausierte kurz, damit sie etwas sagen konnte, aber als sie schwieg, fuhr ich fort.

„Willst du mich heiraten? Und das soll kein zweiter Antrag sein, aber ich bitte dich, wenn du irgendwelche Bedenken hast, so klein sie auch sein mögen, bitte sag es mir jetzt. Denn ich liebe dich, und ich möchte nicht, dass du unglücklich in die Ehe startest. Ich will, dass wir zusammen alt werden und eine Familie sind." Lilith wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Das will ich doch auch!" „Aber?" „Aber, Austin, ich kann nicht mit deiner Familie leben. Die machen mich wahnsinnig! Versteh mich nicht falsch, ich liebe sie und schätze sehr, was ihr für mich getan habt, aber ich will eine eigene Familie mit dir, ein eigenes Haus und selbst bestimmen, wann ich deine Eltern sehe und wann ich einfach meine Ruhe habe!" Ich schluckte. Ich wusste, dass Lilith mit unserer Wohnsituation nicht glücklich war. Das war sie noch nie gewesen, aber es war Tradition. Meine Familie würde mich hassen, wenn wir einfach ausziehen würden.

„Lilith, ich weiß nicht. Bei uns steht Familie über allem und vor allem du solltest das wissen..." Lilith schnaubte. „Oh ja, das predigt ihr gerne. Familie über alles, es kotzt mich an. Ihr seid so scheinheilig, du und deine ganze verflixte Familie!" „Wie meinst du das?" Mich verletzten ihre Worte. Lilith war seit 6 Jahren ein fester Bestandteil dieser Familie, nein, sie war schon Teil der Familie, bevor wir überhaupt zusammenkamen.

„Familie über alles. Und trotzdem hat Briana Free mit 13 Jahren aus dem Haus geworfen, nur damit Tony seinen Willen bekommt!" „Free ist zu seinem Vater gezogen, freiwillig." Lilith schnaubte erneut, fast abfällig diesmal. „Ach komm schon, das glaubst du doch selbst nicht. Tony hat ihm sein Leben zur Hölle gemacht, er hatte gar keine andere Wahl! Briana hat sich nie für ihn eingesetzt. Alles, was gezählt hat, war ihre neue Ehe. Freddie kannte seinen Vater nicht mal richtig! Im Leben wäre er nicht freiwillig gegangen!" Ich seufzte erneut. „Lilith, ich bitte dich."

Sie drehte sich weg von mir, und ich sah trotzdem, wie sie sich über die Wange wischte. „Ich habe alles für dich aufgegeben", sagte sie gezwungen ruhig. „Alles. Und du kannst mir nicht mal diese Kleinigkeit erfüllen?" „Das ist nicht fair. Ich habe auch Opfer gebracht!" Mit einem ungläubigen Blick drehte sie sich ruckartig wieder zu mir. „WAS FÜR OPFER?! Ich habe meine FREUNDE, meine FAMILIE, meine verdammte HEIMAT zurückgelassen, um bei dir sein zu können!" Ich wusste, dass sie recht hatte. Lilith war vor knapp 6 Jahren nach Hawaii gekommen, eigentlich nur für ein Au-Pair-Jahr. Sie sollte ein Auge auf Freddie haben, aber schon kurz darauf haben wir uns ineinander verliebt. Keine 8 Monate später ist Freddie dann nach London gegangen, und ohne Kind braucht man kein Au-pair. Also ist Lilith zurück nach Deutschland. Über ein Jahr lang hatten wir eine Fernbeziehung, bevor sie dann zu mir gezogen ist.

„Ich...." „Ach, halt einfach die Klappe", zischte sie mich an. „Einfache Frage: Ich oder deine Familie. Entweder ziehen wir aus, oder ich tue es. Du hast bis morgen Zeit, um mir Bescheid zu geben." „Am Altar?" Ich zog eine Augenbraue hoch, und Lilith wedelte theatralisch mit den Händen. „Wenn du es so willst, sag einfach Ja, wenn du dich für mich entscheidest und Nein, wenn nicht. Dann weiß die ganze Hochzeitsgesellschaft gleich Bescheid." Damit lief sie davon und ließ mich mit ungefähr 1000 Gedanken alleine.

p.o.v Neha

„Du hast was gemacht?", rief ich und starrte Lilith an. „Ihm ein Ultimatum gestellt...", murmelte Lilith in eines von Freddies Kissen. Freddie, ich und Lilith saßen alle in Freddies Kinderzimmer. Lilith lag auf dem Bett, ich saß zu ihren Füßen, und Freddie lungerte auf dem Schreibtischstuhl herum. Es war weit nach Mitternacht und glücklicherweise war ich wieder klar im Kopf. Mittlerweile wusste ich sogar wieder, warum ich das Kiffen aufgegeben hatte. Mein Mund war staubtrocken. Es war einfach furchtbar.

Freddie lachte laut auf. „Das Ultimatum verstehe ich ja, aber warum direkt am Altar?" Lilith warf das Kissen nach ihm, Freddie wich immer noch lachend aus. „Ich war sauer und immer noch nicht ganz klar im Kopf... Okay, du Arsch, mein Urteilsvermögen war etwas beschränkter als sonst." Das brachte Freddie nur noch mehr zum Lachen.

Ich streichelte Lilith leicht übers Bein. „Ach komm, das wird schon. Ich bin dafür, dass wir jetzt alle ins Bett gehen, und später sieht die Welt schon ganz anders aus." Lilith murmelte etwas Unverständliches, verabschiedete sich dann aber. Den ganzen nächsten Tag bekam ich sie nicht mehr zu sehen. Sie war vermutlich damit beschäftigt, eine Braut zu sein und sich fertig zu machen.

„Wie glaubst du, wird Austin sich entscheiden?", fragte ich Freddie kurz vor Beginn der Hochzeit. Wir saßen alle zusammen am Strand, das Meer glitzerte, und die langsam untergehende Sonne verlieh dem Ganzen etwas Magisches. Dazu wimmelte es nur so vor wunderschönen exotischen Blumen. „Er wird sich für sie entscheiden", meinte Freddie selbstsicher. „Und das weißt du... warum?" „Nenn es Intuition." Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich kannte Lilith noch nicht wirklich lange. Naja, ungefähr 24 Stunden, wenn man es genau nahm, aber sie war mir ans Herz gewachsen, und ich wollte das Beste für sie.

„Dann heißt es wohl abwarten und Tee trinken", murmelte ich, und als hätte ich es vorausgesehen, fing in diesem Moment die Band an zu spielen, und alle Blicke wanderten an den Start des Altars. Als ich sie sah, dachte ich nur: Wow, ich hatte noch nie im Leben eine schönere Braut gesehen. Liliths sonst offene Haare waren hochgesteckt, und sie trug einen Blumenkranz, der perfekt mit der Deko harmonierte. Ihr Kleid war lang, schlicht und locker, eben das perfekte Kleid, wenn man vorhatte, am Strand zu heiraten. Lilith sah so unfassbar elegant aus, und mit jedem Schritt, den sie tat, strahlte sie etwas mehr.

Mein Blick wanderte zu Austin, der bereits am Altar stand. Sein Blick sagte mehr als hundert Worte. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, und sein Lächeln konnte man bestimmt bis nach London sehen. Sein Blick spiegelte so unfassbare Liebe wider, dass es mir einen Stich versetzte. Als ich Austin so betrachtete, wusste ich, dass Freddies Intuition richtig war.

Lilith kam am Altar an und griff nach Austins Hand. Der Pfarrer fing an, erzählte von den guten und den schlechten Zeiten, von der Liebe zu Gott und schwafelte eine gefühlte Ewigkeit vor sich hin. Endlich kam er zum wichtigen Teil.

„Lilith, willst du Austin Clark zu deinem rechtmäßigen Mann nehmen, ihn lieben, respektieren und für ihn sorgen, in schlechten sowie in guten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet? Dann antworte jetzt mit >Ja, ich will<." Liliths Augen waren gefüllt mit Tränen, und ihre Stimme zitterte, als sie antwortete: „Ja, ich will." Der Pfarrer drehte sich zu Austin. „Dann frage ich nun Sie, Austin Clark, willst du Lilith zu deiner rechtmäßigen Frau nehmen, sie lieben, respektieren und für sie sorgen, in schlechten sowie guten Zeiten? Dann antworte jetzt mit >Ja, ich will.<" Austin öffnete seinen Mund, und gefühlt in Zeitlupe sprach er die drei Wörter aus. „Ja, ich will." Lilith lachte, und die Tränen rannten nur so über ihre Wangen. „Durch die Kraft des mir verliehenen Amtes ernenne ich Sie hiermit zu Mann und Frau. Sie dürfen sich nun küssen." Der Kuss der beiden war so emotional und persönlich, dass ich meine Augen abwandte. Es kam mir vor, als würde ich in ihre Privatsphäre eingreifen. „Siehst du, meine Intuition hat eben immer Recht", flüsterte Freddie. Ich verdrehte meine Augen und boxte ihn nur leicht.

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt