24. Dezember 2035
p.o.v Louis„Da, du hast Post", rief mein Sohn aus dem Flur. Er brachte mir die Pakete in mein Büro und verschwand dann so schnell wie nur irgendwie möglich war. Und da man sollte meinen, er wäre zumindest an meinem Geburtstag netter. In der Post waren ein Haufen Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke von meinen Geschwistern Doris und Ernest, von meinem Management, und sogar Mark hatte ein Paket geschickt.
Ich ließ sie alle links liegen und konzentrierte mich auf zwei ganz besondere Päckchen. Das eine war in silbrig-glänzendem Geschenkpapier verpackt und das andere in Rotem. Auf dem Silbernen stand „für Weihnachten" und auf dem Roten „zum Geburtstag".
Ich starrte das Rote geschlagene zehn Minuten lang an, bevor ich es schaffte, das Paket an mich zu ziehen und langsam aufzupacken. Noch bevor ich das Geschenk sah, bemerkte ich die kleine Karte, in der nur drei Wörter standen. „Happy Birthday Lou." Ich lächelte leicht und streichelte sanft über den Schriftzug.
Die Karte war nicht unterzeichnet, aber ich wusste auch so, von wem das Geschenk kam. Denn genau so ein Geschenk bekam ich seit 19 Jahren jeweils zu Weihnachten und zum Geburtstag. Und genauso ein Paket verschickte ich immer an Weihnachten und zu seinem Geburtstag.
Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, warum eigentlich. 2016 tauschten wir die Geschenke aus, weil wir sie schon vor unserer Trennung gekauft hatten. Und alles danach war vermutlich nur krampfhaftes Festhalten an etwas, was eigentlich schon seit Jahren vorbei war. Bei diesem Gedanken erstarben mein Lächeln, und ich packte das Geschenk weiter aus.
Es war ein Buch. Ein Buch, in dem Zitate gesammelt wurden. Als ich es aufschlug, bemerkte ich sofort die unleserliche Handschrift, die am Rand kleine Notizen gemacht hatte. Mir stiegen die Tränen in die Augen, und trotzdem zierte ein fettes Grinsen mein Gesicht. Wirklich kein anderer Mensch auf der Welt konnte so gute Geschenke machen.
Auch wenn wir tausende Kilometer entfernt waren und uns seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatten, wusste er immer genau, was ich gerade brauchte. Ich legte das Buch in die unterste Schublade meines Schreibtisches, um es mir später genau durchzulesen. Niemand wusste von den Geschenken. Nicht mal Zayn oder Liam. Und das sollte auch so bleiben. Das war eine Kleinigkeit, die Niemanden etwas anging und die uns auch Niemand wegnehmen konnte.
Ich legte die Pakete für Weihnachten zur Seite und öffnete die restlichen. Die ersten Gäste kamen gegen Elf. Unter ihnen waren auch Zayn und Liam. „Happy Birthday Mate", gratulierte Liam mir und umarmte mich kurz. „Alles Gute", meinte auch Zayn und überreichte mir mein Geschenk. „Danke." Ich lächelte die beiden an.
Wir hatten schon seit Jahren eine seltsame Geburtstags-, beziehungsweise Weihnachtstradition. Zuerst feierten wir die Nacht durch meinen Geburtstag, dann schliefen wir bis Mittags und erst dann feierten wir Weihnachten. Ich legte das Geschenk zu den anderen auf den Geschenketisch.
Langsam füllte sich das Wohnzimmer. Die meisten Gäste waren andere Stars oder Sänger, mit denen ich einmal zusammengearbeitet hatte. Die Musik war so laut, dass man sich schreiend verständigen musste, und die Partylichter waren hell und grell. Zayn drückte mir irgendeinen Becher in die Hand, den ich, ohne zu zögern, leerte.
Es dauerte nicht lange, bis meine Sicht immer schwummriger wurde, und ich das Gefühl hatte, absolut alles tun zu können. Mein Gehirn war vollkommen vernebelt.
Die nächste Erinnerung, die ich hatte, war das Aufwachen auf meiner Couch. Das Wohnzimmer sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, und mein Kopf schmerzte schrecklich.
Ich war auch mal jünger. Stöhnend stand ich auf und weckte die letzten Menschen, die verteilt in der Villa herumlagen. Meine arme Haushälterinnen rannten schon hektisch hin und her, um alles für das Weihnachtsfest nachher vorzubereiten. Wäre mir nicht so unfassbar schlecht und würde sich der Boden nicht drehen, würde ich ihnen sogar helfen, aber so schleppte ich mich einfach nur auf mein Zimmer und warf mich in mein Bett.
Der Wecker klingelte pünktlich um 16 Uhr und kündigte das bevorstehende Fest an. Müde rieb ich mir die Augen und schaffte es sogar, zu duschen und mich fertig zu machen. „Wir sollten uns eine neue Tradition suchen", grummelte ein verkaterter Liam, der zusammen mit Zayn auf der Couch saß. Der Schwarzhaarige dagegen schien vollkommen ausgeschlafen und zeigte nicht einmal die Spur von einem Kater.
Wie unfair die Welt doch war.Und auch unsere Kinder schienen von dem Kater verschont worden zu sein. „Fröhliche Weihnachten", rief mein Sohn in so einer Lautstärke, dass Liam und ich uns synchron an den Kopf fassten. „Wann gibt's Geschenke?", wollte Neha wissen und setzte sich auf den Teppich vor die Couch.
„Ich treffe mich nachher noch kurz mit Markes, also..." „Deinem Freund?", fragte Zayn seine Tochter. Diese nickte. „Wir geben uns kurz unsere Weihnachtsgeschenke und dann komme ich wieder." „Dann gehe ich die Geschenke holen", meinte Liam, worauf Bear ihn geschockt anschaute.
„Du machst das? Aber...aber was ist mit dem Weihnachtsmann?" Liam verdrehte die Augen und verpasste Bear einen Klaps auf den Hinterkopf. „Ich hoffe sehr, dass du alt genug bist, um zu wissen, dass der Weihnachtsmann nicht existiert."
„Geistig ist er in dem Alter eines Kleinkindes hängengeblieben", murmelte Freddie. Bear streckte ihm die Zunge heraus und Zayn fing an zu grinsen. Liam schaffte es tatsächlich, alle Geschenke auf einmal herzutragen und legte sie unter den Weihnachtsbaum.
Früher war Weihnachten etwas Besonderes. Als Kinder hat man es geliebt, früh morgens aufzustehen und seine Eltern zu wecken, um dann noch im Pyjama runterzurennen und zu schauen, was der Weihnachtsmann einem gebracht hatte. Aber ich war schon lange kein Kind mehr. Und mein Kind war auch schon erwachsen. Auch wenn er sich nicht so verhielt.
Mittlerweile bestand das Weihnachtsfest eigentlich nur noch aus Geschenken auspacken, zusammen essen und viel zu trinken. „Für wen ist das?", fragte Liam in die Runde und hielt das Silberne Paket hoch. „MEINS", rief ich fast schon panisch und riss es ihm aus der Hand.
Zayn schenkte mir einen verwirrten Blick. „Und was ist drin?" Zögerlich öffnete ich das Paket. Mir war bewusst, dass alle Augen auf mir und dem Geschenk ruhten. „Ein Kalender", murmelte ich. Die Geschenke, die er für gewöhnlich schickte, waren extrem persönlich. Ich hatte keine Ahnung, wie ein Kalender da reinpasste.
Freddie schnappte mir den Kalender aus der Hand und öffnete ihn. „Ja, ein Kalender aus dem Jahr 2013. Wer schenkt dir denn sowas?" Liam riss seine Augen auf, und ich biss mir verlegen auf die Lippen. „Und warum sind hier Daten rot angestrichen?", fragte mein Sohn weiter, als er den Kalender umblätterte.
„Welches Datum?", wollte Zayn wissen. „Ähm 28.9, der 1.2 und der 14.2 auch", murmelte Freddie. Zayn lehnte sich zurück und grinste wissend. „Gib her", knurrte ich und nahm ihm den Kalender wieder ab.
„Von wem ist der Kalender?", wollte Neha wissen. „Ja erzähl uns, von wem ist das Geschenk?", stichelte Liam weiter. Meine Augen wurden zu Schlitzen. Zayn und Liam wussten beide ganz genau, von wem das Geschenk kam. So viel zum Thema „Das geht Niemanden etwas an."
„Es ist von einer Person, die mir sehr viel bedeutet."
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I'll wait for you (L.S)
FanfictionWillkommen im Jahr 2035. One Direction? Ist nach 25 Jahren so gut wie vergessen. Eine Reunion? Gab es nie. Larry? Wurde aus dem Internet verbannt. Die Jungs? Gehen ihren eigenen Weg. Und dann gibt es da natürlich noch die Kinder der früheren Boyban...