3 Wochen und 5 Tage

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4. September 2035
p.o.v Freddie

"Moin", begrüßte ich meine Freunde am Montagmorgen.
"Du bist ja pünktlich", meinte Neha lachend und umarmte mich.

"Hab ja keine andere Wahl."
"Das hast du dir selbst eingebrockt."
Ich streckte ihr meine Zunge entgegen.
"Das ist mir bewusst..."

"Unser Gespräch wurde von Holly unterbrochen, die uns fröhlich mit einem "Guten Morgen!" begrüßte.
"Jo, Free du bist schon hier?", lachte Bear, der Arm in Arm mit Elisa hereinkam.

"Sollte ich mir Gedanken machen, weil euch das so schockiert?", fragte ich meine Freunde mit gespieltem Entsetzen.
"Solltest du defintiv", lachte Neha und legte ihren Arm um mich.

"Aber jetzt werde ich dich wohl die nächsten vier Wochen dauerhaft hierhaben."
"3 Wochen und 5 Tage - 2 Wochen und 6 Tage wenn du das Wochenende nicht mitzählst", verbesserte ich sie automatisch.
"Wie auch immer, ich freu mich schon drauf."

"Haha", machte ich sarkastisch und verdrehte die Augen.
"Du ziehst das diesmal wirklich durch?", wollte Bear wissen.
"Muss ich ja. Oder hast du Lust, mich bald in der Schweiz zu besuchen?"

Holly pfiff leise durch die Zähne. "Dein Vater meint es diesmal wirklich ernst."
Ich nickte. "Sieht ganz so aus."

"Tja, das einmal war wohl einmal zu viel", meinte Elisa.
"Ach halt doch die Klappe, du musst dich vor deinen Eltern ja auch nie verantworten."
Elisa lächelte mich schadenfroh an.
"Ich kann auch nichts dafür, dass meine Eltern mich hier abgesetzt haben und dann zurück nach Frankreich gegangen sind."

"Ich bin sehr froh darüber", flüsterte Bear und hauchte der Französin einen Kuss auf die Lippen.
"Ich auch", murmelte diese mit einem verliebten Lächeln.

Ich schüttelte einfach nur meinen Kopf. Ich mochte Elisa wirklich, aber die Turtelei mit Bear nervte ab und an ganz schön.

Apropos Turtelei - wo war eigentlich Ian?

"Hast du Ian gesehen?", fragte ich Neha, die ich immer noch im Arm hatte, sodass sie an meinen Körper gelehnt stand.

"Heute noch nicht, nein." Ich blinzelte.
"Wo steckt der denn?"
"Er wird schon kommen, vielleicht ist er auch einfach krank", murmelte sie und kuschelte sich an meine Brust.

Ich schaute auf sie herunter.
"Was wird das?"
"Mir ist kalt und du bist gemütlich", gähnte sie.
Ich verdrehte meine Augen. Obwohl sie recht hatte. Für Anfang September war es wirklich arschkalt.

Mittlerweile hatten wir schon die zweite Stunde und der Platz vor mir war immer noch leer.
"Glaubst du, er ist wirklich krank?", raunte ich Neha zu.
"Vermutlich", antwortete sie, ohne von ihrem Blatt aufzuschauen.

"Du hast doch seine Nummer."
"Ja?"
"Frag ihn."
Neha seufzte laut.
"Willst du seine Nummer, damit du ihn selbst fragen kannst?"

Ich grinste. "Wenn du so fragst - ja, eigentlich schon."
"Ich gebs sie dir in der Pause"
"Lieb dich."
"Jaja."

Zufrieden widmete ich mich wieder dem Unterricht. Oder der Wand neben der Tafel.
Wie mans nimmt.
Endlich wurde ich von der Klingel erlöst.

"Jetzt gib, gib, gib", rief ich und hüpfte vor Neha herum.
"Was ist denn in dich gefahren?", fragte mich mein bester Freund grinsend.

"Ich habe ihm versprochen, dass er Ian's Nummer bekommt", klärte Neha ihn auf.
"Aha", machte er wissend. "Was soll das denn heißen?", fragte ich ihn beleidigt.
"Das weißt du genau", lachte er.

Ich zeigte ihm den Mittelfinger und wandte mich wieder an Neha, welche sich mit Elisa unterhielt.
"Weniger reden, mehr Nummern geben."

Neha verdrehte ihre Augen und kramte ihr Handy heraus.
"Ich hab sie dir geschickt, bist du jetzt zufrieden?" "Du bist ein Schatz!", rief ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

"Bah, Free, hör auf damit!"
Ich grinste einfach nur und ging auf unseren Chat, um die Nummer einzuspeichern.

+44 746.....: Wo bist du??
Ian: Wer bist du?
+44 746.....: Du weißt nicht wer ich bin? Das verletzt mich.
Ian: Free
Free: Yes
Free: Aber du hast mir noch nicht geantwortet. Wo zum Teufel bist du?
Ian: zuhause
Free: Ach ne, aber warum?
Ian: Bin krank
Free: Ach, was hat mein Baby?
Ian: Magen-Darm. Und ich bin nicht dein Baby
Free: Ih, bleib bloß weg von mir.
            Und doch, das bist du.
Ian: Was auch immer...
Free: Nur Spaß, ich kann gern nach der Schule vorbei kommen und dir dein Zeug bringen
Ian: Das würdest du tun?
Free: für dich klar
Ian: danke, schätz ich
Free: Ich bräuchte noch deine Adresse
Ian: Achso, klar
*Adresse*
Free: Bis später dann
Ian: Warte, woher hast du eigentlich meine Nummer?
*gelesen*

"Und?", fragte Neha.
"Er ist krank."
Mein Freund musterte mich "Und deswegen grinst du so?"
"Nein, ich grinse, weil ich nachher zu ihm gehe."

Neha hob ihre Augenbraue. "War da nicht irgendwas mit Hausarrest?"
"FUCKK", fluchte ich laut.

Bear grinste.
"Wird wohl nichts mit deinem Treffen."
"Nein, nein das lass ich mir nicht kaputt machen. Ich überrede meinen Vater."

"Was hat Ian eigentlich?", fragte Elisa genauer nach.
"Magen-Darm"
"Du weißt, dass das hochgradig ansteckend ist oder?"
Ich schaute Elisa einfach nur an.

"Ich habe ein gutes Immunsystem."
"Du willst dieses Treffen wirklich. Auch wenn du dafür sogar deine Gesundheit riskierst?", meinte Bear.

"Alter, ich rauche, das ist um einiges gefährlicher. Aber ja, mir ist das Treffen wichtig. Ich will den Jungen wirklich kennenlernen."

Neha musterte mich. "Free, ich mag Ian wirklich und ich bring dich um, wenn du nur mit ihm spielst."
Ich schüttelte meinen Kopf.
"Tu ich nicht."
"Wehe wenn."

Ich verstand Neha wirklich, meine Weste war alles andere als weiß und die ganze Geschichte mit Kenny - aber Ian war anders.
Es war wirklich komisch, ich hatte ihn gerade mal drei Mal getroffen, noch keine 200 Wörter mit ihm gewechselt, aber irgendwas in mir sagte, dass Ian mehr war als nur das übliche Spiel.

Ich wollte ihn kennenlernen und ich wollte mehr. Ich sprintete förmlich nach Hause und ich glaube, ich hab mich noch nie so sehr gefreut, nach Hause zu kommen wie heute. Ich riss die Haustür auf.

"DADDDDD", schrie ich durch das ganze Haus. "Verdammt Freddie, was ist los?", fragte mein Vater, der im Türrahmen erschien.

"Wegen meinem Hausarrest."
"Nein."
"Aber du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte!"
"Egal was es ist, die Antwort ist nein."
"Dad komm schon, ein Klassenkamerad ist krank und ich will ihm nur die Hausaufgaben bringen."
"Wer?"
"Ian, der Junge, der am Samstag da war."

Mein Vater seufzte und schaute mich an. Bettelnd erwiderte ich seinen Blick.
"Bitte!"
Er seufzte erneut.
"In Ordnung. Aber um 20 Uhr bist du wieder da und wenn ich erfahre, dass du nicht bei Ian warst, wird dein Hausarrest verdoppelt."

"Danke Dad", rief ich und fiel ihm um den Hals.
"Ich bin um 20 Uhr wieder da", rief ich glücklich und sprintete zur Haustür.

Ich konnte den fragenden Blick meines Vaters förmlich spüren, aber naja, ich glaube, das war das erste mal in sechs Jahren, dass ich ihn freiwillig umarmt hatte oder ihn um etwas gebeten.

I'll wait for you (L.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt