LVI

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Der Kampf schien kein Ende zu nehmen. Die beiden Gegner wirkten ebenbürtig. Wie konnte das sein? Ein Beta durfte doch nicht einem Alpha ebenbürtig sein. Lag es daran das er noch nicht diese ganzen Rechte hatte? Plötzlich ertönte ein Jaulen das mir die Seele zerriss. Schockiert sah ich den schwarzen Wolf an. Ace hatte eine Wunde an der linken Seite, welche stark zu bluten begann. Marduh musste seine Fänge in seine Seite geschlagen haben. "NEIN!" rief ich aus, als Marduh die Chance nutzten wollte Ace Kehle zu attackieren, doch ein brauner Blitz schnellte aus dem Wald hervor und stieß ihm mit aller Wucht in die Seite. Lautes Jaulen ertönte im gesamten Wald.

Dutzende von Werwölfen erschienen und umkreisten Marduh. Zwei von ihnen eilten Ace zur Seite und stützen ihn mit ihren Körpern. Er knurrte leise, scheinbar dankte er ihnen. Erleichtert beobachtete ich wie die anderen die Oberhand gewannen. Marduh zog den Schwanz ein und wollte sich aus dem Staub machen, doch acht Wölfe stürzten sich auf ihn und überwältigten ihn. Ace schnaupte und löste sich von seiner Helfern. Seine Zunge leckte über seine lange Schnauze, während er die Zähne bleckte. Gerade als er die Zähne in diesen Bastard schlagen wollte, hörte ich ein knurren, direkt hinter mir. Ich zuckte und schrie kurz auf.
Der Mörder meiner Mutter stand hinter. Die Zähne zeigend, den Blick auf mich fixiert. Das war mein Ende. Knurren und fauchen erfüllte den Bereich. Was rede ich da? Mein Ende? Nein! Wofür war ich vorbereitet worden? Ich durfte doch Dean und Dougle nicht enttäuschen.

Ich holte tief Luft. Ließ das Monster soweit zu mir kommen bis es nur noch eine halbe Armlänge von mir entfernt stand. Von unten ertönten die Worte eines Mannes. "Ihr Leben für seines!" schrie er nach oben. "Er lässt ihn gehen wenn du ihr nichts antust." Verhandlungen? Mit diesem Bastard? Niemals. Einen von ihnen würden wir heute noch zu Fall bringen. "Überleg doch mal!" schrie der Mann von unten. "Wenn du sie tötest, dann töten wir euch beide. Aber wenn nicht, dann kommt ihr beide noch lebend aus der Sache raus." Wie konnte er in Angesicht dieses Monsters noch so ruhig und diplomatisch sein? Ich beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Also spannte ich meine Finger an, holte aus und stach mit voller Wucht blitzschnell dem Werwolf in die Augen. Es fühlte sich widerlich feucht und glitschig an, doch ich ließ nicht locker. Tief atmete ich durch und schloss meine Hand um den Glitsch Ball. Der Bastard hatte gar keine Chance zu reagieren, so schnell führte ich diese Aktion durch. Als er es merkte und reagieren konnte, hatte ich meine Hand schon erfolgreich zurück gezogen. Er brüllte bestialisch laut auf und trampelte wie wild herum. Er achtete nicht auf seine Umgebung, versuchte nur seinen Schmerz zu verstehen. Dabei drehte er sich um, seine Hinterlauf knallte gegen meinen Körper und verpasste mir einen kräftigen Stoß. Ich taumelte ungeschickt und stürzte vom Dach. Mir blieb allerdings auch keine Zeit zum reagieren oder zum schreien, denn da war ich schon unten angekommen. Mit einem Dumpfen Geräusch landete ich mit dem Rücken auf dem Boden.  Ich spürte wie der Aufprall sämtliche Luft aus meinen Lungen presste. Keuchend versuchte ich die Sterne aus meinem Sichtfeld zu schieben. "Scheiße." murmelte ich leise. Zu meinem Glück war mein Körper robust genug, durch meine Vorherigen Verletzungen. Von wegen, ich konnte mich nicht mehr rühren. "Alicia!" eine besorgte Stimme drängte sich zu mir durch. Arme schoben sich vorsichtig unter meinen Rücken und hoben mich nach oben. "Alicia?" Während er mich trug, öffnete sich meine Hand. Etwas glitschiges löste sich aus meinem Griff und glitt zu Boden. Das Plopp, dass es gemacht hatte, als ich es herausriss, werde ich wohl nie wieder vergessen können. Ich bekam mit wie er mit mir sprach, aber ich verstand nicht alles was er sagte. 

"Ich bring dich zurück ins Dorf." murmelte er mir zu, wobei ich annahm das er es mehr sagte um sich selbst zu beruhigen. "Keine Sorge, dass schaffen wir auch." murmelte er weiter. "Wir haben einen Arzt. Einen guten Arzt." 

"Ace was ist mit deiner Verletzung?" hörte ich jemanden fragen. "Verheilt schon. Im Gebäude müssten noch Wölfe sein. Sie wurden vergiftet mit Eisenhut und Silber."

"Wird schon erledigt. Wir kommen später noch mal vorbei?" das klang mehr wie eine Frage oder eine bitte um Erlaubnis. Seine Antwort bekam ich nicht mehr mit. Stattdessen funkelten die Sterne am Nachthimmel. Sie riefen mich zu sich.

WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt