LXII

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Sichtlich irritiert zog ich meine Braune zu einer hübschen V-Linie zusammen. Ace vermied es mich weiter aus seinen Augen heraus zu Mustern, da ihm mein Blick zu verunsichern schien. Vermutlich zweifelte er gerade an einer seiner Taten und deren Richtigkeit. Gut so.
Seine Unsicherheit konnte ich ausnutzen. Damit wollte ich jedoch gnädigerweise warten bis wir im Haus angelangt waren. Es musste ja nicht gleich jeder mitbekommen wie ich dem zukünftigen Alpha eine Standpauke hielt. Das war mit Sicherheit nicht gut fürs Geschäft. Auch nicht für mein Vorhaben. Daher wollte ich ihn ins Haus locken. Noch konnte ich nicht wissen wie nützlich mir das sein würde, doch das würde sich bald heraus stellen.
Freundlich bis zum geht nicht mehr bat ich ihn ins Haus. Er musste sich ähnliches gedacht haben, da er ohne zu zögern voran Schritt. Gelassen drehte ich mich auf dem Absatz um und marschierte entspannt hinterher. Mich zu eilen bei derart großen Schritten war Schweißtreibend. Außerdem hatte er den Schlüssel, wegen dem ich sowieso hätte warten müssen.
So kam ich an der Haustür an als er gerade eingetreten war. Aus Gewohnheit und Anstand schob ich mir die Schuhe von den Füßen und stellte sie neben die Tür auf eine Gummiematte.
Der Boden war schön warm, das war mir voher nie aufgefallen. Vermutlich gab es eine zentrale Bodenheizung im Haus, die überall für Mollige 23 Grad sorgte.
Die Haustür viel hinter mir mit einem leisen Klick ins Schloss. "Also, woher willst du es so genau wissen?" Zuvor stand er noch mit dem Rücken zu mir und zog sich seine Schuhe aus, doch nun drehte er sich langsam zu mir um. Nur um sich dann die Hand an die Schläfe zu pressen. Missmutig schnaufend zog er mit seinem Finger kleine Kreise an seiner Stirn entlang. "Süße, was glaubt ihr Jäger eigentlich wie blöd wir sind?" Sein stechender Blick warnte mich davor jetzt ja nichts falsches zu sagen. Also ließ ich nur meine Schultern kreisen. Das internationale Zeichen für keine Ahnung.
Ace holte viel Luft. Zu viel für einen guten Ausgang der Lage, für meinen Geschmack.

"Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass wir nicht bemerkt hätten das der Kerl noch atmet?" So ganz konnte ich ihm nicht folgen. Also schaute ich hilflos in seine Richtung. "Wir sind Werwölfe. Meine Leute haben jedes Geräusch vernommen das er gemacht hat. Während sie dich fort brachten, haben sie mir Bescheid gegeben." Die kleine Pause die er nun machte sprengte mein Herz. Er hatte es gewusst? So langsam kam ich mir vor wie die schlechteste Jägerin der Welt. "Also bin ich hin. Und er lebte." Lebte? Die Vergangenheitsform?
Ich hoffe für ihn das er jetzt nicht das aussprach, was unausgesprochen als Vorwurf zwischen uns im Raum stand. Ohne es zu bemerken trat ich vier Schritte auf ihn zu, nur um ihn bösartig anfunkeln zu können. "Sah zumindest dannach aus." Seine Stimme senkte sich wieder wütend.

"Sah dannach aus?" Schrie ich unabsichtlich laut, da ich mehr als aufgebracht war. "Was soll das heißen? Sah dannach aus? Geht's ihm gut?" Meine Stimme erreichte einen Höhepunkt, bei dem Glas hätte zerspringen können.
Ace Hand schoss nach vorne und verschloss meine wütenden Lippen. "Ja deinem kleinen Freund geht es gut." Seine Stimme triefte nur so vor Hass. Seine Augen blitzten zornig und sein Griff war ziemlich fest. Das ganze konnte meine Erleichterung trotzdem nicht bremsen. Durch die Hand hindurch versuchte ich ihn zu fragen wo er war. Doch nur unschönes gemurmel drang durch seine Hand hindurch. Dennoch schien er zu wissen was ich fragen wollte. Oder er beendete einfach seine Erzählung.

"Ich fand ihn und er kann sich glücklich schätzen das ich ihm nur...." Er stockte. "Ich habe dafür gesorgt das er in einem Krankenhaus gelandet ist." Obwohl er ihn hasste, Jäger hasste, hatte er sich gekümmert.
Vollkommen glücklich und endlos erleichtert schmiss ich mich in eine Umarmung. Ich finde die hatte er sich verdient. Also ließ ich meinen Körper nach vorne fallen und umarmte ihn so fest ich konnte. Meine Erleichterung sollte er durch die Umarmung spüren können. Auch wie dankbar ich dafür war das er das getan hatte. Wenn ich an ihre erste Begegnung dachte, dann war das nicht verständlich. Jeder andere hätte wohl oder übel etwas schlimmes getan, doch er nicht. Als ich ihn drückte hörte ich wie er überrascht die Luft einsog. Seine Rückenmuskeln zuckten leicht, dann spürte ich den Druck seiner Arme. Wie sie sich langsam, zögerlich um mich legten. Für einen Moment standen wir einfach so da.

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