Wie wild stampfte ich in dem Zelt umher. Vermutlich hatte ich bereits meinen eigenen kleinen Trampelpfad in den Boden gestampft. In meinem Kopf spulten sich grausame Visionen der Schlacht in meinem Kopf ab. Sämtliche Szenarien die alle nicht hätten unterschiedlicher sein können, sammelten sich in meinem Kopf.
Mein herz schlug so unregelmäßig wie ich atmete.
Das Campf war wie leer gefegt. Nur die Hand voll Frauen aus dem Zelt wuselten genauso nervös wie ich durch das Zelt. Eine von ihnen war die Wölfin die mir versucht hatte das kämpfen näher zu bringen.
Nun musterte sich mich hingegen nur noch abweisend. Ganz offensichtlich hatte ich es mir bei ihr verscherzt. Und das gleich auf mehreren ebenen wie ich von Seth erfahren musste. "Sie ist nur sauer. Das gibt sich." Sauer war gar kein Ausdruck für ihren strafenden Blick. "Sie ist eine wilde Wölfin, geboren für den Kampf. Aber Ace hat sie dazu gedrängt hier auf das Lager zu achten. Vermutlich denkt er das du bei ihr in sicheren Händen bist. Sie ist eine unserer besten." Das war sie. Daran hatte ich keine Zweifel. Woran ich hingegen zweifelte war, dass sie mich schützen würde wenn es hart auf hart kommen sollte.
Ich hatte ihre gewonnene Loyalität verspielt, ihr Vertrauen missbraucht. Selbst wenn ich nun diese ganzen Titel trug, es änderte nichts an dem was ich getan hatte. Viel zu spät war mir bewusst geworden das ich nicht nur Ace, sondern das ganze Rudel unsäglich enttäuscht haben musste. Diese Gefühle stauten sich in mir auf.
Hinzu kam das ich Ace jetzt schon vermisste. Mir fehlte meine neu gewonnene Wärme. Sein tiefes herzliches lachen und seine Arme, die mich hielten wenn ich mit mir selbst am Abgrund stand.
Ein tiefer Seufzer entwich meinen Lippen. Ich hatte das Gefühl das ich etwas tun musste. Nur hier zu sitzen und auf seine Rückkehr zu warten schien mir nicht gerade produktiv. Außerdem konnte ich gut etwas ablenkung gebrauchen. Meine gedanken schienen sich seit seinem Aufbruch sekündlich nur noch um ihn zu drehen.
Das zermürbte mich. Ich benötigte dringend etwas ablenkung.
So beschloss ich eine Runde zu trainieren. Vorzugsweise wenn eine gewisse Wölfin in der Nähe war, um so ein Gespräch an zu zetteln.
Ich erhob mich und suchte mir ein Haargummi um mir einen Pferdeschwanz zu machen. Kurz darauf verließ ich das Zelt.Ich erblickte sie mit den anderen Frauen um ein Feuer sitzend. Seth, der vor meinem Zelt patrolierte, musterte mich fragend. "Ich gehe mich nur etwas auspowern. Das Adrenalin macht mich fertig." Er nickte. "Ich werde dich begleiten." Schnell versuchte ich ihm dies aus dem Kopf zu schlagen, doch er ließ nicht locker. Er folgte mir bei jedem meiner Schritte, wie ein Schatten. Immer mit dem Satz auf den Lippen "Ace hat mir aufgetragen dich keine Sekunde aus den Augen zu lassen." Da er ein Beta war, kam er dieser Aufforderung nach ohne eine Sekunde zu verschwenden. "Aber wehe du störst mich beim Traning." gab ich nach.
Mit eingezogenem Kopf eilte ich an den Frauen vorbei, auf der Suche nach einem geeigneten Platz für mein kleines Aufwärmprogramm.
Seth drehte sich leicht von mir ab und scannte die Gegend mit etwas Abstand, während ich meine Übungen anfing.Eigentlich rechnete ich gegen Ende nicht mehr damit das Arya sich noch zu mir gesellen würde, daher ließ ich mich erschöpft in den Dreck fallen. Schwitzend lag ich da, außer Atem, hielt mir die Hand vor die Augen um mich vor der hellen Sonne zu schützen.
"Für eine Königin recht unelegant, findest du nicht auch?" erschrocken über ihre helle, sogar recht freundliche Stimme, fuhr ich auf. "Arya!" Ein wenig unbeholfen lächelten wir uns an. "Ich dachte mir, ich könnte unserer neuen Luna ja ein paar Tricks zeigen." Dankend erhebe ich mich. "Du bist nicht mehr sauer?" Ich musste es einfach wissen. Arya runzelte die Stirn. "War ich das?"
"Nun, du hast mich immer so....angesehen. Voller Wut."
"Das ist dir aufgefallen, hm?" eine leichte röte ziert ihre Wangen. "Ja. Es tut mir leid dass ich euch alle enttäuscht habe." gestand ich ihr ein. "Wieso hast du das getan?" hakte sie nach. Nun wurde mir erst klar, das sie den Grund nicht kannte und vermutlich ging es dem Rest des Rudels genau so. Daher beschloss ich über meinen Schatten zu springen und es ein für alle mal zu klären. Was sie danach von mir halten würden, konnte sich dann zeigen. Eine gewisse Vorahnung mussten sie ja bereits haben.
"Arya, du verurteilst mich weil ich Ace schmerzen bereitet habe. Richtig?" Für einen Moment ist sie wie erstarrt. "Du kannst ehrlich sein." ermunternd blicke ich ihr in die Augen, dann sehe ich sie zögerlich nicken. "Geht es den anderen auch so?" wieder nickt sie. Dieses mal ein wenig schneller. "Okay. Ich schätze ich sollte das klären. Mit euch allen."
"Nein, dass musst du nicht. Du bist jetzt unsere Luna. Wir haben Respekt vor dir."
"Ich möchte aber das ihr nicht den Titel, sondern mich als Person respektiert. Und ich schätze dazu gehört es das ich euch aufkläre. Kannst du bitte die Frauen ansprechen? Ob sie mir zuhören würden?" Ich lege einen bittenden Blick auf. Arya musterte mich kurz, ich sah wie sie abwog das richtige zu tun. Schlussendlich tat sie mir den gefallen.
Sie bot mir ihren Arm als Stütze an. Gemeinsam gingen wir zu den einzelnen gruppen zurückgebliebener. Ich bot jedem an, das ich mich erklären wollte, wer mir die Chance dazu nicht verwehren wollte, sollte mir in mein Zelt folgen.
Ich war ziemlich überrascht als alle sich dicht an dich in das Zelt quetschten. Arya hinter mir zu haben, schien die anderen überzeugt zu haben. Gebannt saßen sie auf dem Boden und musterten mich, wie ich mich im Schneiderstizt zu ihnen herab ließ. Vielleicht waren sie auch nur hier um sich abzulenken von ihren Gedanken. Ähnlich wie ich zuvor. Arya war eine wirklich unvoreingenommene nette Person. Ich hätte nicht gedacht das sie so schnell zu mir stand. Das erleichterte mein Herz. Doch nun galt es mich zu erklären.
Ich beschloss daher von ganz vorne zu beginnen. Ich berichtete allen von dem frühen Verlust meiner Mutter, der mich ihrer Art gegenüber misstrauisch gemacht hatte. Dann sprang ich dazu über das ich Jägerin wurde um solche Verbrechen zu verhindern. Keiner Verachtete mich während ich mich ihnen offenbarte, im gegenteil sie schienen an meinen Lippen zu hängen als würden sie mich Bewundern.
Es viel mir weitaus schwerer über die frischen Wunden zu sprechen. Doch auch dies wollte ich ihnen nicht vorenthalten. Grob schilderte ich meinen Grund, warum ich Ace verlassen hatte müssen. Wieso ich es mir dann anders überlegt hatte.Nach einer kleinen Ewigkeit endete ich. Ich blickte in schockierte, mitleidige, bewundernde und traurige Gesichter. Es war wirklich ein Chaos an Emotionen die sich in diesem Zelt stauten.
Unschlüssig was nun geschah, stand ich da. Abwartend, Nervös. Sogar fing ich an auf meiner Lippe herum zu kauen.
Bis endlich Arya das Wort ergiff. "ich denke wir können dich nun verstehen, meine Luna." Meine Wangen glühten leicht, als sie anfing mit solchem Respekt zu sprechen. Nach und nach stimmten die anderen ein. "Ja, wenn wir deine Geschichte erlebt hätten, wer weiß wie wir gehandelt hätten? Du bist wirklich stark, Luna!" Gerührt sah ich die fremde Frau an. "Danke. Es bedeutet mir viel wenn ihr das sagt.""Wir vertrauen dir. Zugegeben wir alle hatten wohl einen holprigen Start. Jeder hier war voreingenommen." Das waren sie. Grinsend erinnere ich mich an das erste Treffen mit Ace. Wie ich ihn damals gehasst hatte. Nun brachte mich schon ein kleiner Gedanke an ihn aus dem Konzept.
"Wir hörten Gerüchte von einigen die etwas aufgeschnappt hatten, wenn sich der Alpha und unser alter Alpha über dich unterhielten. Ich schätze das hat uns alle etwas vor eingenommen." Zu gern hätte ich jetzt genauer nachgefragt was sie damit meinte. Doch ich konnte es mir auch schon vorstellen.Immerhin waren wir uns nicht gerade sympathisch gewesen.
"Mag sein das ich zuweilen etwas....schwierig bin." mir enthuschte ein grinsen. "Aber um über jemanden ein Urteil zu fällen, sollte man ihn vielleicht näher kennen lernen. Den Fehler habt ihr gemacht, genauso wie ich." Es herrschte betretenes schweigen.
"Vielleicht ist es an der Zeit das wir einfach einen neuanfang wagen?" Arya sah mich aufheiternd an. "ich werde versuchen mich zu bessern." schlug ich ihr vor. Neuanfänge waren meistens komplizierter als sich zu bessern. außerdem war ich der Ansicht das man aus seinen gemachten Fehlern durchaus lernen konnte. So war ich immerhin die Person geworden die ich nun zu sein glaubte.
Eine Weile lang plauderte ich noch mit meinen Besuchern, bis sie in eine ausgelassene Trinkstimmung gerieten. Vier der Frauen plünderten die Vorräte aus den Versorgungszelten.
Offensichtlich war es leichter die Anspannung weg zu trinken, als sich in die leere und einsamkeit fallen zu lassen. Die Gedanken bei dem Kampf zu haben. Wer konnte ihnen das Verdenken?
Ich für einen Teil beschloss jedoch die Ruhe der Natur vorzuziehen. Diese Stimmung passte eher zu mir.
Mit Seth an meinen Ferse geheftet unternahm ich einen kleinen Rundgang durch das leer gefegte Lager.
Hoffentlich konnte ich mich auf die vermalledeiten Jäger verlassen.
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Wolves
WerewolfAlicia wurde durch den Mord an ihrer Mutter zu einer Jägerin. Gemeinsam mit einem guten Freund macht sie sich auf diese Suche nach der Kreatur die ihre Mutter tötete. Einem Werwolf. Doch nicht alles was Zähne hat beißt.