LXXXV

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Nur langsam gewöhnte ich mich wieder an das grelle Neonlicht das mir in den Augen brannte. Mein Sichtfeld wurde wieder breiter, die schwarzen Punkte verschwanden aus meinem Sichtfeld. Dafür spürte ich nun auch ganz deutlich wieder die Schmerzen, die ihre Informationsneugierde bei mir ausgelöst hatten. Mein gesamter Körper stand unter Strom. Jede meiner Bewegungen, ob bewusst oder unbewusst, schmerzte wie glühende Kohlen. Meine Lungen zerrten sich bei jedem Atemzug zusammen. In meinen Augen sammelte sich unwillkürlich das Wasser. Ich spürte einen seltsamen Druck auf meinem Brustkorb, der in rhythmischen Abständen immer wieder kehrte und verschwand. Ohne es zu wollen geriet ich in Panik. Wo war Ace? Ich hatte fest damit gerechnet das er bei mir wäre, sobald ich die Augen aufschlug. Mein Herz begann aufgebracht in meiner Brust zu hämmern als meine Augen die kalten kahlen Wände der Zelle erblickten. Nur schwer schaffte ich es wieder ruhiger zu atmen. Nachzudenken.

So gut ich konnte, drückte ich meinen Körper nach oben. Schwitzend und voller schmerzen, doch ich schaffte es nachzusehen. Ein Mann massierte in gleichmäßigen Abständen meinen Brustkorb. Schwer atmend blickte ich ihn an, erst jetzt, da ich mich bewegte schien er aufzuhören. Ihm selbst rann der Schweiß von der Stirn und es schien als wäre er länger damit beschäftigt gewesen, als es zunächst den Anschein hatte. Offenbar war mein Herz stehen geblieben und er hatte versucht mich wieder zurück zu bringen. Mit Erflog, leider. Als der Mann seinen Kopf gänzlich hob um mich anzusehen, erkannte ich wer dieser Mann war. Ich sollte angeekelt und wütend auf diesen Mistkerl sein, doch ich konnte nicht. Er wirkte so erleichtert in diesem kurzen Augenblick, das ich mich einfach zurück sinken ließ und beschloss nicht weiter darüber nach zu denken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte Dean mich nur zurück geholt, damit die Informationsquelle nicht versiegte. Einen anderen Grund sah ich nicht. Zudem musste ich an meinen Traum, meine Halluzination von vorher denken, aus der er mich ganz offensichtlich heraus gerissen hatte. Hier sollte nicht er, sondern Ace stehen. 

Mein Atem ging flach. Als läge ich mit dem Körper unter Wasser und nur meine Nase ragte empor um nach Luft zu schnappen. "Es geht dir gut." Langsam bewegte ich meine Augen um ihn anzusehen. Gleichzeitig wollte ich ihn mit meinem Blick töten. "Ich verstehe das du gerade nicht sonderlich begeistert von mir bist, aber du solltest mir jetzt ganz genau zu hören." Was dachte er sich nur dabei? Sauer verzog ich mein Gesicht. "Komm schon Schießmaus, du weißt das ich nichts hätte sagen können um ihre Meinung über dich zu ändern." ich schwieg weiter. Worte wollte ich an ihn nicht verschwenden. Zu keinem Zeitpunkt. Er sollte es nicht noch einmal wagen mich bei diesem Kosenamen zu nennen, nachdem was er mir mit seinem Verhalten angetan hatte. Dean warf kurz einen Blick über seine Schulter und sah mich dann seltsam intensiv an. "Ich habe nicht viel Zeit. Ich sage dir folgendes: Ich bin auf deiner Seite, aber ich konnte dir nicht aus einer anderen Zelle heraus helfen. Also habe ich sie getäuscht. Deine Familie und ich, wir wissen das du dem Clan niemals etwas antun würdest. Wir wollen dich hier raus schaffen. Aber es könnte etwas dauern. Also bitte bleib am Leben bis wir dir von diesem Plan berichten können." Mein Herz, das vorher kaum geschlagen hatte, beschleunigte sich bei dem Gedanken an Flucht. Zögernd nickte ich ihm zu. "Gut. Noch was. Die Ratsmitglieder haben nicht vor dich gehen zu lassen. Sie wollen alle Informationen aus dir heraus prügeln." Kurz fuhr sein Blick über meinen eh schon zerschlissenen Körper. Da konnten sie ja nicht mehr allzu viel ausrichten. "Sie wollen dieses Rudel von dem du erzählt hast angreifen. Ihre Pläne und Strategien sind bereits voll im Gange. Ich möchte dich und deine Familie allerdings vor der Durchführung schon von hier wegschaffen. Ich gebe dir Recht, wir alleine haben keine Chance gegen sie." Schritte tauchten im Gang vor meiner Zelle auf. Gleich würde noch jemand herein kommen. "Ich bin bei dir, keine Sorge." flüsterte Dean noch einmal leise und gab mir einen kleinen schnellen Kuss auf die Stirn. "In ein paar Tagen bist du hier raus." Mit diesen Worten richtete er sich auf und trat ein paar Schritte zurück. 

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