LXXII

3K 147 14
                                    

Das wohlige Gefühl in meinem Bauch blieb. Doch von Kraft in meinen Körper spürte ich rein gar nichts. Ich erhob mich und marschierte zu Ace hinüber. Mit all meiner Kraft holte ich aus und Schlug ihm gegen die Schulter.
Wütend stellte ich fest das er nicht einmal mit der Wimper zuckte. "Hast du mich belogen?" Fragte ich ihn kalt und starrte ihm in die Augen. Seine Augen funkelten. "Hast du?" Fauchte Ich und schlug erneut auf ihn ein. "Scheint als hätte ich die Legende einfach falsch verstanden." Sagte er trocken und blickte mich ohne Rührung seines Gesichtes an. "Du blöder...." mir fehlten die Worte als ich mich vor Zorn auf ihn stürzte. "Was genau hast du getan?" Ich hatte ihn am Kragen gepackt und rüttelte ihn. Das schien ihm nicht sonderlich viel auszumachen. "DU wolltest wissen was "El'him el Malohi, el Malohi El'him" bedeutet. Ich habe es dir gezeigt." Er stand auf und bremste somit meine Angriffe auf seine Visage ab.

"Es ist Seelenfrieden." Sagte er schließlich. "Für ein paar Stunden gibt es nichts auf der Welt das einem dieses warme Gefühl nehmen kann. Werwölfe trinken es wenn sie einen Verlust erlitten haben. Ihren Partner verloren haben. Es mindert die Qual im Herzen für einen Augenblick."

"Oh." Ich stoppte in meiner Wut und horschte in mich hinein. Dieses warme Gefühl hatte mich all meine Sorgen vergessen lassen. Ich konnte befreit aufatmen und klar denken. "Das hättest du mir auch sagen können." Murmelte ich leise und setzte mich wieder auf die Stufen. "Ich spüre seit dem ersten Tag, das dich eine innere Unruhe nicht loslässt." Sprach er leise und setzte sich nun auch wieder neben mich. Nahe, legte sogar einen Arm wachsam um mich. "Ich dachte es könnte dir mal gut tun ein wenig Frieden zu finden. Da du aber nun mal stur bist, dachte ich mir das ich lieber etwas....improvisiere." Das letzte ließ mich auflachen. Es war ein ehrliches aufrichtiges Lachen. Schließlich hatte er recht. Von alleine hätte ich niemals dieses Wasser getrunken, nur um Ruhe zu finden. Aber für Stärke würde ich alles tun. Und er hatte das gewusst.

"Danke." Wisperte ich leise und lehnte mich ein wenig in die Umarmung. Für einen Moment konnte ich alles ruhen lassen. Meine Flucht, den Plan zu meinem Clan zu gelangen, das Monster das nur Unglück über meine Familie brachte. Es herrschte endlich Ruhe.

Wir saßen eine ganze Weile so da, bis er meinte es wäre Zeit zu gehen. Ich wollte meinen neu gewonnen Frieden eigentlich nicht loslassen, aber alleine im Wald wollte ich auch nicht bleiben. Also riss ich mich zusammen und ließ mir von ihm aufhelfen. Er reichte mir seine Hand und zog mich empor.
Langsam machten wir uns auf den Rückweg. "Benutzen viele von deinem Rudel dieses Wasser?" Wollte ich wissen, Ace verschluckte sich leicht und musste sich Räuspern. "Du meinst um die Trauer zu bewältigen?" Ich nickte. "Zu was sonst?" Scherzte Ich, merkte daher auch nicht das er ein wenig nervös wurde, da es ganz offensichtlich noch einen anderen Grund gab dieses Wasser zu trinken. "Im Moment" Sprach er ruhig und blickte in die Ferne. "Nur ein einziger." Eigentlich Wollte ich nicht fragen wer, da ich ein ungutes Gefühl in meinem Bauch hatte, dennoch tat ich es. Ace brauchte einen Moment bevor er sich zusammen riss und mir erklärte wer es war.

"Der Alpha. Mein Vater." Wie erstarrt blieb ich stehen. "Es...es tut mir leid." Sprach ich leise, denn ich wusste genau was er fühlte. Ohne zu zögern trat ich vor und schloss ihn in meine Arme. "Schon gut. Es ist Jahre her." Dennoch spürte ich wie traurig er war, als er darüber sprach. "Krebs. Wir hatten gewusst das wir sie nur begrenzt bei uns haben konnten." Er versuchte taff zu klingen, seinen Schmerz zu verbergen, doch ich spürte es dennoch. So fest ich konnte drückte ich ihn an mich heran. Einen Menschen zu verlieren den man liebte...es konnte nichts schlimmeres geben. Ace brauchte jemandem der ihm in seiner Trauer half. Sein Vater nutzte das Wasser. Vermutlich konnte er nur so das Rudel führen. "Wenn du darüber sprechen willst...ich höre dir zu." Bot ich ihm an. Er zog die Mundwinkel wieder etwas nach oben.

"Ich danke dir."

"Nicht dafür. Ich weiß wie es ist. Ich will nur das du weißt das jemand für dich da ist." Alicia, was tust du nur? Schallt mich mein Gewissen. Machst ihm Hoffnungen und willst in ein paar Tagen schon von hier fort. Mach ihm keine Hoffnungen. Tu das nicht.
Doch ich konnte nicht anders. Einem Inpuls folgend drückte ich meine Lippen kurz gegen seine. Dann löste ich mich hastig und trat einen Schritt zurück um besser in sein Gesicht blicken zu können. Sein Blick zeigte mir wie sehr er dankbar war, er brauchte dazu keine Worte.

Schweigend liefen wir zu den Gebäuden zurück.
Vor seinem Haus angekommen trafen wir durch Zufall seinen Vater, der gerade in die entgegen gesetzte Richtung unterwegs gewesen war. Jetzt da ich um sein Schicksal wusste, war es das erste Mal das ich ihn mir genauer ansah. Er wirkte tatsächlich viel zu ruhig und ausgeglichen. Kaum Emotionen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Er wirkte lediglich ruhig. Sahen wir zwei genauso aus?

"Oh, Guten Tag. Wo wart ihr denn?" Fragte er leise und blickte seinen Sohn intensiv dabei an.

"Spazieren." Sagte dieser kühl. "Ich habe Alicia einigen Leuten vorgestellt." Sein Vater nickte. Dann besah er uns kurz mit mit prüfenden Blick. "Du hast ihr Malohi gezeigt, nicht wahr?" Ace nickte. "Nun dann...Wir sehen uns auf der Besprechung." Er verabschiedete sich plötzlich in Eile und ging. Irritiert sah ich ihm nach, bis Ace mit mir nach drinnen ging.

"Hast du Hunger?" Murmelte Er leise und nahm nahm aus einer Schublade die Karte eines lieferservices heraus. "Wir haben doch erst gegessen." Meinte ich. "Das war vor 8 Stunden." Tatsächlich, den Blick auf die Uhr gerichtet erkannte ich das er die Wahrheit sprach. "Dann gerne." Wir setzten uns ins Wohnzimmer. Ich wählte aus der Karte Reis, Gyros, Zaziki und Pommes aus. Während Ace sich hinter das Telefon klemmte und bestellte, durfte ich dann auch noch einen Film meiner Wahl heraus suchen. Mein Blick viel auf eine Trilogie die ich seit ewigkeiten nicht mehr angerührt hatte. Ich befreite die Gefährten aus ihrer Hülle und legte sie in den DVD Spieler ein. Im selben Moment betrat Ace den Raum und wollte wissen zu was ich ihn Zwang. "Es fängt mit H an." Gab ich ihm einen Tipp. Fragend blickte er mich an. "Hat mit einem Ring zu tun." Es dauerte etwas bis er genervt die Augen rollte als er bemerkte was ich da ausgesucht hatte. "Hätte nicht gedacht das du so etwas schaust." Ich zuckte mit den Schultern. "Nun, ich würde sagen das ich Geschmack habe. Ganz einfach."

"Den hast du wohl." Er Grinste eingebildet und mir war klar das er sich selbst meinte. Schwer viel er neben mir auf das Sofa, die Füße legte er auf den eleganten Couchtisch. Welch Ein Flegel!
Augenrollend nahm ich einen schluck aus meinem Glas, darin befand sich ein selbst zusammen gemixter Fruchtcocktail. Er schmeckte recht süß, hatte allerdings eine etwas saure Note im Nachhinein. Lag vermutlich an den Stachelbeeren.... Dennoch leckte ich mir nach jedem schluck die Lippen. "Ich habe mir gedacht das ich dir morgen nach deiner ^Verabredung^ etwas gutes tun sollte." Ich hob fragend die Brauen. "Wenn das wieder so eine Sexuelle Anspielung von dir ist...." drohend hob ich meinen Finger unter seine Nase "dann werde ich dir deine Finger brechen!"

"Darling, Was denkst du nur immer von mir?" Dabei sagte mir sein diebisches grinsen das meine Gedanken schon nah an der Wahrheit lagen. "Generell geh ich immer vom schlimmsten aus, kann ja dann nur besser werden." Kommentierte ich gelassen. Dieses Mal war er es der etwas skeptisch drein blickte. Allerdings war es das erste Mal das er einfach den Mund wieder zuklappte ohne etwas zu erwiedern. Er hing eine Weile seinen Gedanken nach, bis es an der Tür klingelte. Das störte mich nicht weiter, so konnte ich den Film in Ruhe verfolgen.
Eigentlich hatte ich fest gehofft das es unsere Bestellung wäre, doch leider kehrte er ohne nach geraumer Zeit zurück.
Ich blickte ihn nur kurz fragend an, doch sein Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen warum jemand mit ihm hatte sprechen wollen. Offensichtlich hatte er die Information herunter geschluckt sobald er in meiner Nähe war und setzte nun langsam wieder ein Lächeln auf. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich denken er versuche mich glücklich zu machen oder einfach das ich mich nicht aufregen musste.
Daher sparte ich mir die Worte und Fragen die auf meiner Zunge brannten. Noch während Ace sich erneut zu mir setzte versank ich in die Welt Rund um Mittelerde.

WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt