CII

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Es war immer noch ruhig, selbst nach vier Minuten hörte ich weder einen Vogel zwitschern, noch das leise knacken von Ästen, oder das Rascheln von kleinen Tieren im Unterholz.
Kurz dachte ich darüber nach Seth zu rufen, doch diese Demütigung wollte ich mir ersparren. Ich wusste das er mich dann nie wieder auch nur einen Moment aus den Augen lassen würde. So etwas wollte ich nun wirklich nicht erreichen.
Von mir selbst genervt sah ich mich um. Aus welcher Richtung war ich gekommen? Ich bückte mich und untersuchte den Boden nach meinen Fusabdrücken. Doch leider konnte ich diese nicht ausmachen. Es war viel zu trocken als das ich sie hätte in die Erde drücken können. Wäre ich nur nicht so überstürzt augesprungen! Verärgert suchte ich nach abgebrochenen Zweigen, die mir meine Spur zum Lager zeigen sollten. Nur war ich leider auf keinen einzigen getreten. Nachdem ich mich einige Minuten verärgert im Kreis gedreht hatte und somit meine letzte Orientierung komplett in den Wind geschossen hatte, ließ ich mich auf den Boden fallen.
Ich wollte fluchen, schreien und schimpfen. Doch ich war mir sicher das nicht nur Seth dies hören könnte, sollte er in der Nähe sein.

"Scheiße!" fluchte ich leise. Für einen Moment waren meine Worte das einzige Geräusch im Wald, bis ich unerwartet eine Antwort auf meinen Fluch vernahm.
Ein leises Knurren ertönte hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um.
Ein großer Wolf befand sich dort. Er hatte verdrecktes Braunes Fell und sah mir direkt in die Augen. Angespannt hielt ich die Luft an. Dies war kein Wolf unter dem Reglement von Ace. Schauer um Schauer lief meinen Rücken herab, während sich Schweiß auf meiner Stirn sammelte.
Dieser Wolf gehörte zu seinem Rudel.

Einen Moment zu lange starrte ich dieser Kreatur in die Augen. Es war mir als hätte ich diese augen schon einmal gesehen. Sie schienen mir vertraut. Irtierrt blinzelte ich diesen Gedanken weg. Das konnte ja nicht sein. Ich hatte nichts mit diesen Monstern zu tun gehabt.
Meine Instinkte schalteten sich wieder. Die Jägerin in mir erwachte.
Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich auf den Wolf zu. In meiner rechten Hand hielt ich einen flachen Stein, den ich mit aller Kraft gegen seine Schnauze schlug als ich vor ihm stand. Ein leises Jaulen ertönte, gefolgt von einem wütenden Knurren. Doch ich wäre nicht ich, wenn mich das abschrecken würde.
In einer einzelnen fließenden Bewegung ließ ich meinen Körper genau die Bewegungen abspulen, die Aya mir beigebracht hatte.
Meine Faust schlug gegen seine Nase, meine Beine schlang ich um seinen Hals und drückte zu. Mit den Fäusten schlug ich von dort aus gegen seine Rippen. Ich könnte schwören das ich es geschafft hatte, ein leises knacken auszulösen.
Doch es war nun einmal leichter mit einem Menschen fertig zu werden, als mit einem nun ziemlich wütenden Werwölf, der es darauf anlegte mich zu töten. Nicht nur zu Boden zu bringen wie Arya.
Schwer atmend schleuderte mich die Bestie von sich. Mein Körper sauste durch die Luft und prallte gegen einen Baum. Nun waren es meine Knochen die leise knackten.
Stöhnend viel mein Körper zu Boden. Mein Blick zitterte als ich erkannte das der Wolf langsam auf mich zu kam.
Das sollte also mein letzter Augenblick auf diesem Planten sein? Zitternd dachte ich an alles mögliche aus meinem Leben.
Hauptsächlich dachte ich an ihn. Ace.
Stöhnend drückte ich mich aufrecht dem Wolf entgegen. Ich wollte nicht am Boden sterben wie ein Haufen Müll. Somit biss ich die Zähne zusammen und schaffte es mich unter Schmerzen wieder vollständig aufzurichten. Hätte ich nur eine Waffe mitgenommen, dann könnte ich mich jetzt um einiges leichter verteidigen. Doch ich hatte mich zu sehr auf Seth verlassen. Das er mich schützte. Ein weiterer Fehler den ich gemacht hatte, genauso wie ich den Jägern vertraut hatte. Ich war eine Idition.
Kurz blitzte der Gedanke in meinem Kopf auf, nach dem Beta zu rufen, doch dann sah ich das sich im Schatten hinter dem braunen Wolf noch weitere Schatten bewegten. Mir stockte der Atem. Sie lauerten dort für den Fall das ich es schaffen würden den braunen zu besiegen. Wenn ich nun nach Seth rufen würde, würden sie ihn einkreisen und angreifen. Das konnte ich ihm nicht antun. Ich musste das alleine durch stehen.

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