In der Küche roch es herrlich. Mit der Nase in der Luft schnuppernd, folgte ich dem Duft bis hin zum Backofen. Langsam begab ich mich in die Knie und betrachtete durch das kleine Fenster die warme Mahlzeit. Ich könnte jetzt gemein sein und detailliert beschreiben wie unglaublich gut es aussah. Mir lief beim Anblick allein das Wasser im Mund zusammen. Nudel-Schinken-Auflauf. Mit extra viel Käse überbacken.
Ein wenig später schon saß ich am Küchentisch, gemeinsam mit Ace. Den Teller bis zum Rand gefüllt mit Auflauf. "Wenn du dich jedes mal so schnell in Bewegung setzt wenn es nicht um essen gehen würde, könntest du vom Tempo her eine von uns sein." ein zucken spielte sich um seine Mundwinkel herum ab. "Immerhin reicht es um euch anzugreifen." murmelte ich und schob mir die Gabel in den Mund. Oh Gott, nie hatte es in der Kantine solch leckeres essen gegeben. Ich hatte es wirklich vermisst ohne es zu bemerken. Jetzt würde es mir später schwer fallen in mein altes Leben zurück zu kehren. "Wie du meinst." während er schelmisch grinste versuchte ich einen ernsten Blick zu bewahren. Es war mir durchaus bewusst das er unsere Strategie ins Lächerliche zog. Leider musste ich zugeben, dass je länger ich darüber nachdachte, ich mir eingestand das er recht hatte. Auch wenn ich immer noch etwas davon überzeugt war das ich in diesem Moment richtig gehandelt hatte. Oder grob gesagt; es war uns auch nichts besseres in den Sinn gekommen. Noch besser formuliert; Wir waren Idioten gewesen mit einem idiotischen Plan. Aber Schwamm drüber. Ich konnte eh nichts mehr daran ändern.
Das einzige was mich wirklich nicht mehr los ließ war der Unfall. Jeden Abend und in jeder freien Minute in der mein Kopf einigermaßen klar war, was ziemlich häufig vorkam wenn ich jetzt darüber nachdenke, musste ich an ihn denken. In meinen Träumen war es besonders schlimm. Sie zeigten mir jedes Detail, wieder und wieder. Mit solcher Präzession, das es erschreckend war. Manchmal dachte ich sogar ich sei noch vor Ort und könnte etwas ändern. Doch sobald ich schweißgebadet aufwachte, merkte ich wo ich mich wirklich befand. Das einzige das ich mir immer wieder danach vornahm, war den Alpha zu stürzen. Aber meine Gefühle, tief in diesem bescheuerten Körper vergraben, hielten mich davon ab und forderten langsam aber sicher Beweise.
"In welcher Welt bist du unterwegs?" zuckend blickte ich von meinem Teller auf. "Nirgendwo." murmelte ich leise. "Ich spüre das du mich anlügst." sein Blick verharrte scharf auf mir. Ohne speziell irgendwo hinzusehen antwortete ich ihm. "Um ehrlich zu sein war ich im Lasagne Land." Ich brauchte ihn nicht anzusehen um zu wissen das er mich für bescheuert hielt. Sein verächtliches Schnauben reichte aus. Doch dann vernahm ich leises kehliges lachen. Langsam ließ ich meinen Blick in sein Gesicht huschen. Dort musste ich feststellen das er es war, der mich herzlich auslachte. "Ich hab wirklich glück mit der Auswahl meiner Gefährtin gehabt."
"Ist das Ironie?" hackte ich forschend nach. Offenbar konnte er mich bereits besser deuten als ich ihn und das störte mich. Offen gesagt würde ich auch gerne zu den Menschen zählen, die immer genau wusste wie andere etwas meinten, aber meine Stärken lagen schon immer wo anders. Doch hatte ich angenommen das durch diese Bindung, Ace etwas... wie soll ich es ausdrücken... durchschaubarer für mich werden würde. Fairerweise muss ich sagen das ich mir auch nicht besonders mühe gab. Er hingegen wohl schon. "Was sonst?" er schmunzelte verwegen. "Ich kann nicht behaupten das es mir gut ginge." fauchte ich verteidigend und versuchte meine Ego Mauer wieder aufzurichten. "Weil ich dich nicht mit Samthandschuhen angepackt habe? Nachdem du mich versucht hast umzubringen. Mehrfach." belustigt zog er seine Brauen in die Höhe. Doch in seinen Augen blitzte es kurz bedrohlich auf. Ein funken wie Feuer ging durch seine Iris. "Kommt vor." knurrte ich leise. "Zum Beispiel wenn man jemanden entführt und versucht sie gegen ihren Willen festzuhalten. Und wenn man dann auch noch den Freund dieser Person..." ein tiefes wütendes Knurren, tief aus seinem Brustkorb, zerschellte an meinen Ohren. Nun war es an mir verwegen zu grinsen. Eifersucht war einfacher zu durchschauen als der Rest seiner Emotionen. Ich könnte damit spielen. "in einer Zelle festhält." beendete ich noch meinen Satz durch das knurren hindurch. "Oder ihn in einem Unfallfahrzeug dem tot überlässt." Ein Schauer jagte mir bei dem Gedanken den Rücken herab und ließ mich kurz frösteln.
Seine Stimme veränderte sich ab diesem Moment von belustigt zu tot ernst. "Dort ist er hoffentlich verreckt. Sonst reiß ich ihm eigenhändig die Kehle aus dem Hals, sollte er noch einmal mit eurer lächerlichen Jäger Truppe hier auftauchen." Kaum waren die Worte über seine Lippen, konnte man sehen wie er sie bereute. Meinem Gesicht waren sämtliche Emotionen entglitten. Mein Gehirn versuchte zu verarbeiten was er gesagt hatte, ohne das ich losheulen musste. Wir saßen hier wie versteinert und blickten uns an. Es schien keiner auch nur atmen zu wollen. Ich weiß nicht wieso aber ich hatte das Gefühl, das ich außer meinem eigenen Schmerz in diesem Moment auch seinen wahrnahm.
So ruhig ich konnte, legten meine zitternden Hände das Besteck beiseite. Mit der Servierte wischte ich mir nun über die Lippen, die sich anfühlten als wären sie die Sahara persönlich. Aus trockener Kehle presste ich ein "Danke für das Essen hervor." und richtete mich auf. Auf wackeligen Beinen verließ ich die Küche und ging nach oben. Beim hinaus gehen bildete ich mir ein, wie er hart schluckte und versuchte eine Entschuldigung hervor zu pressen. Aber wie gesagt: ich bildete es mir vermutlich ein.
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Wolves
WerewolfAlicia wurde durch den Mord an ihrer Mutter zu einer Jägerin. Gemeinsam mit einem guten Freund macht sie sich auf diese Suche nach der Kreatur die ihre Mutter tötete. Einem Werwolf. Doch nicht alles was Zähne hat beißt.