XXV

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Gähnend reckte ich mich in die Lüfte, streckte meine Arme. Dehnte meinen Nacken und Schultern. Ich fühlte mich ausgeruht und fitt.
Draußen war es immer noch hell. Oder etwa schon wieder?
So konnte ich gut zu Dean herüber blicken, der immer noch schnarchend auf dem Sofa lag. Einen Arm über die Lehne, einen Fuß auf dem Boden.
Ich schlug die Decke bei Seite und stand auf. Dean ließ ich schlafen. Ich suchte das kleine Bad auf und machte mich fertig. Korrigiere, ich wollte mich fertig machen. Aber ich konnte meine Kleidung nicht finden ich die ich gestern Abend, hier fein säuberlich gestapelt hatte. Direkt hier, auf dieser Ablage. Neben diesem Waschbecken. Mir kam ein nicht so schöner Gedanke. Ein Gedanke der mit Dean oder Benedikt zu tun haben musste. 

Sauer verließ ich das Bad. Auf dem Flur begegnete ich dann auch schon praktischer weise Benedikt. "Guten Morgen." er gähnte, hielt sich die Hand vor den Mund und musterte mich kurz. 

"Wo sind meine Sachen?" zischte ich ihn herausfordernd an. "Was?"

"Dieses Unschuldige Getue kannst du dir bei mir sparen!" ich wusste genau wie solche wie er tickten. Dieses mal waren wir zwar nicht an einen Werwolf liebhaber geraten, aber ein perverser der in meinen Sachen rumwühlte war mir mindestens genauso unangenehm. Ein Dorn im Auge.

"Ich weiß wirklich nicht wovon du sprichst." unschuldig aber mit teuflischem Blick zuckte er die Achseln. Das konnte er jemand anderen weiß machen. Nicht aber mir!

Mein Bein schoss wie alleine hinter seine Kniekehle. Mit den Händen schnappte ich eine seiner. Ohne zu zögern hievte ich ihn in einer unschönen abwärtsrolle über meinen nun gekrümmten Rücken. Es gab einen dumpfen Aufschlag als er mit dem Rücken auf dem Boden landete. 

"Ich frag dich nicht noch einmal. WO SIND MEINE SACHEN?" Dean durch den Tumult offensichtlich aufgewacht, stand im Türrahmen und sah uns amüsiert zu. Er wusste wozu ich in der Lage war. "Wo?" ich drehte seinen Arm, den ich immer noch fest im Griff hatte, einige Grad. 

"In der Wäsche. Während ihr den halben Tag verpennt habt." ich ließ ihn los. "Geht doch." 

"Meine Güte, du musst ja nicht gleich so ausflippen." ich ließ ihn am Boden liegen und zeigte ihm den Mittelfinger. "Und wo ist das?" nun grinste er plötzlich wieder. "Zwei Straßen weiter." Will der mich auf den Arm nehmen? Ich konnte so nicht zwei Straßen weit laufen! Nicht in dem Aufzug. "Geh sie holen." Benedikt setzte sich auf. Verschränkte die Arme vor seiner Brust und lachte demonstrativ. "Nein." das Wort sprach er so leise und so gelassen aus das ich es zunächst nicht wahr nahm.

"Wie bitte?"

"Ich sagte nein. Du hättest dich auch bedanken können. Immerhin bin ich Gastfreundlich. Stattdessen machst du hier einen auf Kampfstachel." Was erwartete er denn?"Dean." klagend sah ich ihn an. Er sollte mir helfen. "Sorry." er hob abwehrend die Hände. "Da muss ich ihm recht geben." fassungslos sah ich ihn an. Das war doch wohl ein persönlicher unerlaubter Angriff auf meine Privatsphäre gewesen und er gab ihm Recht? Lag ich etwa falsch? Ich musste lachen. Nein. Ich hatte recht. 

"Gut! Dann gib mir die Adresse!" ohne weiter Nachzudenken schlüpfte ich sauer in meine Schuhe. Ich zog mir dir übergroße Jacke von Dean über und zählte mein Restgeld. Sollte reichen. "Na los!" Doch weder er noch Dean zuckten auch nur. "Na gut. Ich werds auch ohne euch finden. Danke dafür." Ich riss die Tür auf und war unfassbar dankbar das ich wenigstens meine Haare gemacht hatte. Denn sonst hätte man mich definitiv für eine Drogenabhängige oder Obdachlose gehalten. Gut letzteres war ich ja auch irgendwie.

Die Treppen im Treppenhaus war ich schnell nach unten gelaufen. Doch nun stand ich vor der großen Tür und überlegte ob ich mich wirklich so raustrauen konnte. 

Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig. Wenn ich so eine große Klappe hatte, musste ich mich auch daran halten. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und weit hinunter in mein Gesicht. Dann atmete ich tief durch und trat nach draußen. Ich werde sie beide dafür umbringen. Einen nach dem anderen. 

Ich lief die Straßen rauf und runter und wusste einfach nicht wo lang. Zudem rutschte die dämliche Jogginghose dauernd nach unten. Ich musste sie festhalten, sonst stünde ich ohne da. 

Als ich endlich das Schild der Wäscherei sah, war ich überaus erleichtert. Ich betrat das Geschäft. Eine Glocke klingelte und ich spürte sofort diese Wärme im Laden wie sie nur von den großen Trockenmaschinen kommen konnte.  Ich lief zwischen einer reihe selbst Wasch Waschmaschinen entlang, direkt bis nach ganz vorne an die Theke. 

Zusätzlich hämmerte ich dort noch einmal auf eine Handklingel. 

Eine junge Frau, sie könnte meine Mutter sein, tauchte hinter den vielen Regalen mit Waschprodukten auf. "Hallo." sie sah mich kurz stutzig und abschätzig an bevor sie weiter sprach. "Was kann ich für Sie tun?" Ich lächelte sie mit meinem besten Fake lächeln an, während dich die Kapuze abnahm. "Guten Tag. Ich würde gerne meine Kleidung abholen." sie sah so aus als müsse sie angestrengt versuchen nicht zu lachen. "Und ihr Name und ihre Nummer?" amüsiert betrachtete sie mich während ich hochrot und hilflos meinen Fehler bemerkte. Dann kochte das ganze in Wut über als ich ihren -hab ich es mir doch gedacht- Blick erkannte. 

"Nun, das ganze ist etwas komplizierter." fing ich an zu erklären. "Ein Mann, ich kenne nur seinen Vornamen, hat hier meine Sachen abgegeben ohne meine Einverständnis." sie runzelte die Stirn und es war schon klar das sie mir nicht glauben würde. "Benedikt heißt er."

"Kein Vollständiger Name, keine Nummer keine Kleidung." Oh du blöde.... ich verbiss mir was ich aussprechen wollte. Statdessen musterte ich die Stange an der die fertigen Kleidungsstücke hingen. Auch meine. Zielstrebig zeigte ich auf diese. "Das dort sind meine Sachen!" Ich nannte ihr meine Größen und bat sie nach zu sehen. Was sie auch tat. "Kindchen, ich sag es nicht noch mal. Keine Nummer dann auch keine Kleidung. Und jetzt raus." Am liebsten hätte ich ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Sonst könnte ja jede kommen." 

"Er war ein One Night Stand, verdammt! Ich war betrunken und er hat meine Klamotten einfach hier her gebracht! Wie soll ich so nach Hause gehen?" schrie ich sie an. "Er hat mich voll verarscht und jetzt einfach rausgeschmissen! Er will mich demütigen, verstehen sie das nicht?" ich spielte meine letzte Trumpfkarte überaus geschickt aus. "Hat sie denn noch niemand verarscht?" ich setzte auf die Mitleidsnummer. Und es schien zu funktionieren. Sie schaute mich etwas mitfühlender an als zuvor. Ich quetschte ein paar Tränen hervor. 

"Ist ja gut. Ist ja gut." Ja! Beinahe hätte ich gejubelt. Zu früh gejubelt. Denn ihr Gesicht verhärtete sich wieder. "Aber mit solchen Tricks kenne ich mich aus. Und jetzt raus aus meinem Laden!" ich erstarrte. Diese miese Bitch. "Bevor ich die Polizei rufe." ich fasse es nicht. am liebsten hätte ich ihr eine über gebraten. Aber im Grunde konnte nur Benedikt etwas dafür. 

Ich bring ihn um!

WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt