"Alicia, Fang!" ich schnappte den kleinen gelben Tennisball aus der, ohne überhaupt einmal genau hinzusehen. "Pass!" sofort schleuderte ich ihn weiter zu meinem jüngeren Bruder der etwa 50 Meter von mir entfernt stand. Noch während der Ball flog, erkannte ich das er womöglich eher in dem hohen Grass hinter meinem Bruder verschwinden würde, als das er ihn fangen würde. Die untergehende Sonne blendete mich, so dass ich mir die Hand schützend vor die Augen halten musste. Ich konnte gerade noch sehen wie mein Brüderchen versuchte mit beiden hoch gerissenen Armen und einem kräftigen Sprung in die Luft, den Ball zu erhaschen. Jedoch verfehlte er. Und das nicht zu knapp. Wie ich es voraus gesehen hatte, landete er im hohen Grass, direkt hinter dem wilden Busch. "Mist!" Ich musste grinsen als er wütend mit der Spitze des Fußes ein Loch in unseren Rasen trat. "Geh ihn holen, du hast geworfen!" meckerte er und drehte mir beleidigt den Rücken zu. Immer schwerer wurde es für mich, mir das Lachen zu verkneifen. Es hinunter zu schlucken. Immerhin wollte ich ihn nicht noch mehr aufregen. Er machte zur Zeit sowieso eine schwere Pubertäre Krise durch. "Ist ja gut, Lars."
"Du hast viel zu hoch geworfen! Da hätte ich unmöglich dran kommen können." beschwerte er sich weiter. "Tja, ich war in der Annahme du wärst fit genug um deinen Hintern höher zu bekommen." grinsend lief ich an ihm vorbei und fischte den Ball aus dem Gestrüpp hinter unserem Land. Unser Haus stand mitten in der Einsamkeit. Meine Mutter hatte es damals unbedingt so gewollt. Uns erzählte sie immer das es friedlich und idyllisch war. Ich fragte mich dann immer ob sie das Haus nur Nachts zu Gesicht bekam wenn meine Brüder schliefen. Auch jetzt hatten sie sich wieder aus undefinierbaren Gründen in den Haaren. Für außenstehende musste es so aussehen als wollte Lars meinen kleinsten Bruder James erwürgen. Dabei hatte er ihn lediglich ordentlich im Schwitzkasten.
Statt mich einzumischen lief ich nach drinnen, in die Küche. Wo meine Mutter am Herd stand und Kochte. "Was gibt's zu essen?"
"Siehst du doch!" sofort warf ich einen Blick in die Töpfe. Nudeln mit Tomaten Soße. "Maaannn!" stöhnte ich leise auf. "Wenn's dir nicht passt kannst du ja selber kochen!"
"Ne. Schon okay." mit dem Löffel stocherte ich in der Soße herum. "Wo sind deine Brüder?" fragte Mom. "Draußen. Prügeln sich mal wieder." Weder mich noch meine Mom störte es wenn sie das taten. Sobald einer heulte hörten sie eh auf und jeder verschwand in sein Zimmer. "Das essen ist gleich fertig. Holst du sie bitte?"
"Wenn's sein muss." genervt stieß ich mich vom Herd ab und trat aus der Haustür hinaus. Auf die Veranda. "ESSEN!" brüllte ich einmal über das gesamte Gelände. Entweder sie hörten es, oder eben nicht. Das war nicht mein Problem. Dann gab's mehr für mich.
Doch kaum war ich die Haustür wieder rein, da kamen sie auch schon um die Ecke gerannt. Schossen an mir vorbei ins Esszimmer. Augen rollend knallte ich die Tür zu. "Du reißt noch alle Scharniere aus der Wand!" tadelte mich meine Mutter sofort aus der Küche."Mimimii!" äffte ich sie leise nach und verzog mein Gesicht. Ich war mal wieder gereizt. Das kam und ging bei mir wie im Flug. "Was hast du gesagt?" Wie der Teufel persönlich stand meine Mom plötzlich im Türrahmen zur Küche. In ihrer Hand ein Kochlöffel. "Nix!" sagte ich schnell, rannte ins Esszimmer.
Das Essen verlief ziemlich ruhig und ihm Anschluss, nachdem alles aufgeräumt war, verzog sich jeder von uns in sein Zimmer. Bis auf James, der spielte noch eine Runde WII Party Insel mit Mom.
"Bin zu Hause!" schön für dich. Aus meinem Zimmer ganz oben, hörte ich meinen Vater wie er das Haus betrat und mal wieder für alle hörbar herum brüllte das er es endlich auch geschafft hatte nach Hause zu kommen. Ich hasste es wenn er das tat. Genauso sehr wie wenn jemand laut nieste. So richtig abartig laut. So laut das man es vermutlich noch dreihundert Meter weiter hören konnte. Und eben jenes Niesen hatten meine Mutter und James drauf. Eine herrliche Familie. Der eine brüllt, die anderen schlagen sich und zu guter letzt niest noch einer so laut das dass Haus einzustürzen droht. Allein das ich schon darüber nachdachte regte mich auf.
DU LIEST GERADE
Wolves
WerewolfAlicia wurde durch den Mord an ihrer Mutter zu einer Jägerin. Gemeinsam mit einem guten Freund macht sie sich auf diese Suche nach der Kreatur die ihre Mutter tötete. Einem Werwolf. Doch nicht alles was Zähne hat beißt.