LXVI

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Wie erstarrt saß ich auf dem Bett in meiner geplatzten Seifenblase. Es waren bereits einige Minuten vergangen, als ich zu verstehen begann. Und noch im gleichen Augenblick hasste ich mich dafür. Gut, hassen war ein ziemlich starkes Wort und passte vielleicht nicht ganz in diese Situation. Da leider alles in meinem Kopf und Körper Achterbahn fuhr, fand ich die richtigen Worte nicht ganz. Eine eiskalte Dusche war es zweifelsohne gewesen als ich zu mir kam, aber dennoch hatte es mich mehr schockiert das ein fremder uns einfach so beobachtet hatte. War das üblich in Rudeln? Und  wie er mich bezeichnet hatte... Als Gespielin.
Ich selbst wusste natürlich das daran absolut nichts drann war, dennoch schmerzte es.
Stöhnend ließ ich meinen Körper aus dem Bett gleiten. Ohne so wirklich darüber nachzudenken trieben mich meine Schritte zu einem Stuhl in der Ecke des Zimmers. Meine Hose lag dort ordentlich zusammen gefaltet darauf. Mit den Fingerspitzen fischte ich in den Taschen umher, auf der Suche nach meinem Schlüsselanhänger mit dem Foto.
Panik ergriff mich als ich feststellen musste das er nicht mehr da war. Ich suchte unter dem Stuhl, hob ihn zur Seite, durchsuchte alles was in seiner Reichweite stand, doch er war nirgends aufzutreiben. Das durfte doch nicht wahr sein. Wo hatte ich das verdammte Ding zu letzt hingelegt? Im Geiste ging ich den Tag der Abfahrt noch einmal durch.
Ace hatte ja unbedingt darauf bestehen müssen das ich dieses verdammt hübsche Kleid anziehen müsse. Also hatte ich meine Jeans abgestreift und zusammen mit meinem alten Oberteil auf den Stuhl geworfen....Aber ich war mir sicher das ich sie nicht zusammengefaltet hatte. Hatte sich etwa jemand an meinen Sachen vergriffen? Wütend stieß ich einen frusterten Schrei aus. Wenn ich diese Person in die Hände bekam würden unaussprechliche Dinge geschehen.
Gerade jetzt wo ich mich dazu entschlossen hatte hier schleunigst zu verduften, denn ganz offensichtlich war ich dabei meine eigenen grenzen zu überschreiten. Das würde bedeuten das ich in ein paar Tagen vielleicht selbst nicht mehr nach Hause zurück kehren wollte.
Nachdenklich presste ich meine Lippen aufeinander. Doch ich musste zurück um alle vor dem möglichen Krieg zu warnen. Ja, ich weiß was ihr jetzt denkt, hat sie nicht gesagt das sie genau das nicht machen wird? Aber zu meiner Verteidugng, damals wusste ich auch noch nicht das eine Horde mordender Werwölfe über dieses Land herfallen wollte. Und wäre ich nicht ein schlechter Mensch wenn ich meinen Kameraden nicht bescheid geben würde? Außerdem war ich wohl nicht allzu wichtig für Ace. Er schien mich hier nicht zu brauchen, plante lieber alles alleine und schloss mich aus. Da konnte ich dann auch gut woanders hilfreich sein.
Meine Brust zog sich ein wenig schmerzhaft zusammen. Immer standen meinen Plänen Gefühle entgegen. Grummelnd richtete ich mich auf, drückte meinen Rücken durch, der sich kurz dagegen währte.
Ich würde meinen Anhänger finden und dann gehen. Meine Hose roch recht frisch, das bedeutete jemand hatte sie gewaschen. Vermutlich war mein Anhänger nur aus meiner Hose gerutscht und hatte sich in der Waschtrommel erlaubt verstecken zu spielen.

Zu meinem erstaunen war die Tür offen und ich konnte einfach auf den Flur treten. Eilig lief ich die Treppe nach unten, da ich im Keller eine Art Wäschraum vermutete. Das war zumindest bei uns zu Hause der Fall gewesen. Als ich die Treppe in den Keller nahm war ich verwundert wie groß die Fläche war. Immerhin war das restliche Haus auch nicht gerade klein, aber der Keller war erschreckend groß. Und edel. Von der Treppe erreichte man einen Flur dessen Boden aus eldem Stein bestand. Die Decken waren hoch und kräftig beleuchtet. Die Türen von denen es hier doch mehr gab als ich vermutet hätte, bestanden allesamt aus kräftiger Eiche. Als ich die erste aufschob befand sich ein wahrhaft luxeriöses Bad dahinter. Hinter der zweiten ein Schlafzimmer. Irtiert warum der ganze luxus dieses Hauses im Keller zu finden war, öffnete ich die dritte Tür. So langsam kamen mir Zweifel daran das ich hier unten einen Waschraum finden würde, aber ich war auch zu neugierig was sich hinter Tür Nummer 4 und 5 verbarg. Ein weiteres Bad und eine Art Arbeitszimmer. Als ich jedoch die letzte Tür öffnete wurde mir klar warum gerade hier unten alles so prunkvoll eingerichtet war. Ein großer Saal in dessen mitte ein breiter runder Esstisch aus Holz stand, der beinahe den ganzen Raum einnahm befanden sich darin. Würde ich raten müssen würde ich darauf tippen das sich hier das Rudel versammelte. An der langen Seite des Zimmers, standen zwei besonders Prunkvolle Stühle. Schmunzelnd ging ich darauf zu und betrachtete sie mir genauer.
Eigentlich nahm ich an das hier Ace und sein Vater saßen, doch als ich die Inschrift laß war ich doch etwas verwirrt. Irrtiert schüttelte ich den  Kopf und verließ wieder das Zimmer. Über die Bedeutung dessen würde ich mir später gedanken machen.
Leise schloss ich die Tür, erst jetzt da ich am ende des Flures angelangt war, viel mir die schwere doppel Tür auf. Wie ich nun mal bin öffnete ich auch diese Tür. Sofort schlug mir frische  Luft entgegen und fuhr mir durch die Haare. Frisches Sonnlicht bestrahlte meine Nasenspitze. Ein wenig überrrascht trat ich aus der zweit Tür nach draußen. Als ich mich schnell umblickte erkannte ich, dass ich auf der anderen Seite des Hauses herausgekommen war. Auf der Seite welche Richtung Wald zeigte und ganz offensichtlich die Seite die einen wunderschönen Garten besaß. Nun ärgerte es mich das ich diesen noch nicht zu gesicht bekommen hatte. Also strich ich auf Socken über das schön angelegte Gelände und besah mir alles genauer. Alles in diesem Garten wirkte naturbelassen, dennoch erkannte man deutlich das sich hier mit viel Liebe und Angagment gekümmert wurde. Ich entdeckte einen kleinen Teich, versteckt hinter ein paar Büschen, wobei es auch sein könnte das ich bereits soweit gelaufen war, dass ich mitten im Wald stand. Denn übergang hatte ich jedenfalss nicht bemerkt. Was mich nicht wunderte, so wie ich in Gedanken versunken war. Und so zog ich auch in Gedanken versunken meine Socken aus, ließ mich am rand des Teichs nieder und streckte meine Füße in das kühle Nass.
Es war kalt wie Eisswasser, also nicht wirklich angenehm, aber es lenkte mich von meinen Herzschmerzen ab. Herzschmerz...Das ich mal so sentimental werden würde. Das ich mir so einen Kopf darum machte was andere Leute über mich dachten. Was er über mich dachte. Schnell schüttelte ich den Kopf, darüber nachzudenken war Zeitverschwendung. Ich wusste ja nun was er und die anderen in mir sahen. Von wegen Seelengefähten. "Ich bin so naiv!" stöhnte ich leise und warf meinen Kopf in den Nacken um besser in den Himmel blicken zu können. Schöne weiße Wolken tauchten zwischen den Baumwipfeln auf. In meiner Kindheit hatte ich in ihnen die verschiedensten Formen entdecken können. Kleine Kätzchen, Hunde oder Elfanten. Bei mir waren es meißt Tiere gewesen, wenn ich das selbe meinen Bürdern zeigte hatten sie ntürlich immer Autos oder Dinos entdeckt. Wir waren mehr als einmal darüber in Streit geraten. Schmunzelnd schärfte ich meinen Bick und versuchte zwischen den Wipfeln eine Form auszumachen.
Gerade als ich darüber nachdachte ob diese Wolke nun ein Giraffen-Kopf oder ein Elefant von vorne darstellte, knackten hinter mir kleine Zweige als jemand darüber stieg.
Ich erkannte die schweren Schritte und zu wem sie gehörten ohne das ich hinsehen musste. "Was machst du hier?" er klang leicht besorgt, aber das durfte er von mir aus auch gerne sein. Als ich nicht antwortete sprach er leise weiter. Dabei merkte ich wie er hinter mir in die Knie ging, seine Stimme kam aufeinmal von weiter unten. Fast als wären wir auf der selben Kopfhöhe. "Ich habe nach dir gesucht. Warum bist du aus dem Zimmer gegangen?"

"Ich wusste nicht das ich in Haft sitze."  sprach ich so neutral wie möglich. "Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Du weißt das es im Moment nicht gerade sicher ist, wenn du hier einfach rum streunerst." murmelte er leise und schnupperte leicht in der Luft.

"Du brauchst dich nicht um deine Gespielin zu sorgen. Von ihnen scheinst du ja ausreichend zu haben, die mich ersetzen können."
Ein kleiner Fisch streifte meinen Knöchel im vorbei schwimmen. Ruhig sah ich ihm dabei zu wie er im Kreis um meine Füße herum schwamm. Ace hinter mir schien wie erstarrt. Es war mir egal. "Warum also läufst du gerade mir hinterher? Einem herumstreunenden Zeitvertreib."

"Oh Süße, du weißt doch selbst das dass nicht stimmt." Während er das sagte hörte ich wie er sich ebenfalls die Schuhe von den Füßen streifte. Anschließend setzt er sich neben mich an den Rand und steckte seine Füße zu mir ins Wasser. Sie mussten höllisch stinken, denn der kleine Fisch verzog sich blitzschnell in die Mitte des Teichs. Ich mochte diesen kleinen Kerl. "Wieso grinst du denn jetzt?"

"Deine Füße verpesten den Teich." Mein Blick haftete in der Mitte des Wassers auf der Suche nach dem Fisch. "Alle Tiere flüchten vor dir."

"Süße es ist..."

"Hast du für jede von uns einen passenden Namen?" Unterbrach ich ihn gelangweilt. "Kann es sein das du dir keine Namen merken kannst, Hund?"

"Alicia Ich..."

"Ohoo! Ich dachte schon du hättest Alzheimer." Gab ich ironisch von mir als ich merkte das er mir zeigen wollte das er sehr wohl meinen Namen kannte. Nur zu schade für ihn das ich angepisst war. "Welch Glanzleistung." Ironisch klatschte ich in die Hände. "Ein Wunder ist geschehen, Halleluja."

"Hey, jetzt sei nicht so." Knurrte er leise und schnappte sich mein Kinn damit ich ihn ansehen musste. Das tat ich auch, nur zeigte ich ihm wie genervt ich war. "Du bist die einzige für mich. Und nur weil so ein Arsch etwas anderes sagt, heißt das nicht das er die Wahrheit sagt. Jeden Tag den du länger bei mir bist..." er machte eine kurze Pause in der er mich fest ansah und nach Worten zu suchen schien. "kann  ich mich weniger daran erinnern wie es ohne dich war. Du bedeutest mir von Stunde zu Stunde, ach was, von Sekunde zu Sekunde mehr." In seinen Augen erkannte ich das er die Wahrheit sagte, oder ich glaubte es zumindest. Dennoch wollte ich erst einmal nichts davon wissen. "Das hättest du diesem Kerl ja auch mal so sagen können!" Zischte ich und meine Ruhe war dahin. Nun brodelte es unter meiner Haut. "Oder war es dir peinlich das ich ein Mensch bin?" Schnauzte ich weiter und dachte unwillkürlich an das Fest zurück. Freiwillig hatte er gar nichts über mich den anderen mitgeteilt. Und mir war egal das es dort vermutlich aus anderen Gründen auch niemanden etwas angegangen war. Ich schlug es ihm hier um die Ohren weil es mir gerade als Beispiel passte. "Eine mickrige kleine menschliche Jägerin muss ja so eine Beleidigung sein für dich!" Mein Blick war zwar immernoch in seinem Griff gefangen, aber die Funken voll Wut ließen ihn kaum merklich zurück zucken.

"Unsinn!" Fuhr er mich an. "Das hatte andere Gründe. Und das ich meinen Mund vorhin nicht aufbekam um deine Ehre zu verteidigen, lag daran das ich ihm sonst die Kehle heraus gebissen hätte." In seinem Blick erkannte ich wie er sich an die Situation zurück erinnerte. "Cameron gehört nicht zu unserem Rudel. Er ist ein streuner der hier seit kurzem erst rastet. Hätte ich gewusst was für ein hirnloser ungehobelter Bastard er ist..." erneut brach er ab und knirschte mit den Zähnen. "Aber du kannst dir sicher sein das ich draußen mit ihm....geredet habe." Er holte tief Luft. "Auserdem wollte ich dir diesen Anblick ersparen." Seufzend ging er sich mit den Fingern durch die Haare. Dann sprach er etwas aus das mir die Wahl bot mich für das richtige zu entscheiden.

"Verzeih mir, bitte."

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