Die Stunden vergingen und wir suchten nach der Nadel im Heuhaufen. Ähnlich ging es uns schon einmal. Nur das aus diesen Stunden, Tage wurden. Wochen. Das Wetter war nicht gerade günstig. So suchten und jagten wir die Spuren bei Regen und Gewitter. Was es uns nicht gerade einfacher machte. Ende der dritten Woche bekam ich Fieber. Sagte es aber nicht Dean, da es ihm auch nicht besser ging. Ich wollte ihm keine Sorgen bereiten. Wir hatten kein Essen mehr und alles was wir fanden waren ein paar Beeren. Dementsprechend klaffte uns beiden ein Loch im Bauch. "Wer hätte gedacht das dieser verdammte Wald so groß ist?" scherzte ich leise.
"Wir brauchen eine Pause." Dankend sah ich ihn an. "hast du noch was zu trinken Alica?" ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nichts mehr. "Ich würde uns ja etwas schießen, aber in diesem verdammten Wald sind einfach keine Lebewesen außer den Bäumen."
"Sie haben Angst vor den Wölfen. Das ist gut." ich hob die Augenbrauen. "Inwiefern soll das gut sein?"
"Das heißt wir sind nahe an unserem Ziel." ich horchte auf. "Dann sollten wir uns jetzt wirklich eine Pause gönnen. Sonst schaffen wir es nie sie zu töten." Wir würden so oder so sterben. Wenn wir es wirklich zu zweit mit dem Rudel aufnehmen sollten, wären wir unterlegen. Haushoch. Doch wir beide hatten einfach nichts das wir verlieren konnten. Wir wollten unbedingt unseren Clan schützen und Leonard töten. Genauso den Alpha. Also ruhten wir uns aus.
Ich lehnte mich an einen Baumstamm und spürte die leichten Regentropfen in meinem Haar. Sie liefen wie kleine Bäche meine Stirn herab über mein Kinn und meinen Hals. Ich schloss kurz meine Augen um die Ruhe des Waldes zu genießen. Ich sah auf, als mir eine Hand die Wange entlang fuhr. Dean saß in der Hocke vor mir und sah mich ganz genau an. "Alica?"
"Hmm?" ich ließ die ungewohnte Berührung zu. Es war so beruhigend. "Da dass vermutlich unser Ende ist, kann ich ja auch ruhig das tun, was ich die ganze Zeit schon tun wollte." Fragend sah ich ihn an. "Was denn?" Doch bevor ich noch weiter fragen konnte, kam er mir plötzlich so nah wie nie zuvor. Mein Herz flatterte kurz und ich war verwirrt. Was wollte er denn?
Doch dann merkte ich es. Seine Lippen berührten meine. Überrascht starrte ich ihn an. War das gerade real oder lag es an meinem Fieber? Küsste Dean mich wirklich? Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. War er etwa schon die ganze Zeit in mich verschossen?
Als er sich langsam von mir löste, wollte ich ihn mit fragen bombardieren, doch dazu kam es nicht. Ein lautes und animalisches Knurren ertönte hinter Dean. Mir stellten sich die Nackenhaare. Das konnte nur ein Tier. Dieses gefährliche Knurren. Wir beide starrten uns kurz an. Dan sprang Dean auf und richtete seine Waffe auf den Schatten, den ich nur aus den Augenwinkeln sehen konnte. Langsam richtete ich mich auch auf. Doch meine Knie wollten nicht so recht wie ich wollte. Scheiße, das Fieber musste ausgerechnet jetzt seinen Höhepunkt erreichen. "Dean?" flüsterte ich leise, angespannt.
Da sah ich unseren Untergang. Ich sah das gesamte Rudel, oder eher eine kleine Gruppe von ihnen. Alles rostbraune, graue Wölfe. Bis auf einen. Derjenige welche der vor Dean stand. Dieser war größer, pechschwarz und wirkte bedrohlicher als die anderen. Das musste der Alpha sein. Langsam griff ich nach einem Messer das ich an meinem Gürtel trug. Dean hielt seine Pistole auf den Wolf. Dabei würde auch er nicht alle auf einmal töten können. Plötzlich hörte ich eine Stimme. "Raus!" es war ein tiefes, düsteres knurren. Kann das sein? Langsam wackelte ich auf Dean zu und stellte mich neben ihn. Wir sahen uns nur kurz an. Dann brach der Tumult los.
Ich sah wie sich einige Wölfe auf uns stürzten und Dean seine Waffe abfeuerte. Ich selbst rammte einen Wolf das Messer in die Brust, verletzte ihn aber nur leicht. Ich wusste nicht so recht was ich tun sollte. Mein Fieber machte mir zu schaffen und ich konnte nicht mehr richtig stehen. Wankend torkelte ich auf den Alpha zu, der sich bis jetzt mit dem Großteil des Rudels noch nicht bewegt hatte. Ich hörte wie seine einige seiner Leute auf knurrten. Es schien als wollten sie mich sofort in Stücke reise, wenn ich noch einen Schritt mehr tat. Doch aus mir unbekannten Gründen hielt er, der schwarze, sie mit tiefem Knurren zurück. Das hinderte mich aber nicht daran meinen Weg weiter zu gehen. Ich wollte nicht darüber nachdenken warum er das wohl tat. Mir kreiste nur ein Gedanke im Kopf umher. Daher sprach ich ihn mit schwacher Stimme an. "Ich...werde...dich...töten." zwischen jedem Wort musste ich tief Luft holen um gegen den Schwindel anzukämpfen. Mit dem Messer stocherte ich lasch in der Luft herum und versuchte ihn zu erwischen. Dabei schwankte mein Sichtfeld immer weiter hin und her.
"Alicia!" Deans Stimme drang an mein Ohr. Wenn auch nur wie durch einen fernen Tunnel. Dumpf. Er klang besorgt. Ich drehte meinen Kopf leicht zu ihm. Er durfte sich jetzt nicht um mich kümmern, er musste stark bleiben und Kämpfen. "Mir geht's gut." Sagte ich daher. Wobei ich nur eines dachte: Mir geht's gar nicht gut. "ugh." ich kniete mich auf den Waldboden und starrte zu dem Alpha empor, der nun vor mir stand. Dieser öffnete sein Maul. Vermutlich würde er mir jetzt den Kopf abreißen mit seinen Zähnen die so lang und scharf waren wie Dolche.
"Alicia! Neeein!" Deans Schrei bereitete mir Schmerzen. Er kämpfte sich zu mir durch und stellte sich vor mich. "Rühr sie nicht an!" Doch der Alpha fletschte nur die Zähne. Mittlerweile hatte sich das ganze Rudel um uns versammelt. Mit seiner riesen Tatze schob der Alpha Dean von mir weg. Doch der währte sich natürlich. Da hörte ich wieder diese Stimme. Konnte das sein? Der Alpha konnte in seiner Wolfsgestalt sprechen? Oder halluzinierte ich wieder? Er knurrte Dean an der beschützend seine Hände um mich legte. "Hände weg!"
Dean schien genauso schockiert darüber, also war es wohl real. Das Biest konnte sprechen. Hilfesuchend klammerte ich mich nur weiter an Deans Oberarme fest. "Du! Du bist es." ich konnte nicht verarbeiten was er meinte und eigentlich war mir Momentan alles egal. Was mich beschäftigte war mein Kreislauf. "Dean..." hauchte ich leise. Mein Blickfeld verschwamm allmählich. "Alica!" Das tiefe fortwährende Knurren ebbte jedoch nicht ab, es verblieb in meinem Gehörgang wie das unersättliche Summen eines Bienenstockes.
"Hände weg!" Ich sollte nicht mehr heraus finden wer von wem die Hände lassen sollte. Denn mir wurde schwarz vor Augen. Ich kippte in das weiche Graß zurück und sah und spürte gar nichts mehr. Ich hatte nur noch das Gefühl das meine Haut kochte.
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Wolves
WerewolfAlicia wurde durch den Mord an ihrer Mutter zu einer Jägerin. Gemeinsam mit einem guten Freund macht sie sich auf diese Suche nach der Kreatur die ihre Mutter tötete. Einem Werwolf. Doch nicht alles was Zähne hat beißt.