XLV

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Wie ich es vorher gesagt hatte, tat ich die ganze Nacht kein Auge mehr zu. Wie ein Löwe hinter Gitterstäben lief ich unruhig im Zimmer umher. Ich betete zu allen die zuhörten. Zu jedem der da war, das ihm nichts geschehen würde.
Ich redete mir selbst ein das er wohl schon längst über alle Berge sein musste, doch tief in mir drinnen spürte ich das ich mir das nur erhoffte. Doch mein Verstand hatte längst begriffen wie gefährlich Ace war. Was für eine brutale Waffe sein Körper binnen Sekunden werden konnte. Immer wieder blitzen kurze Szenen in meinem Kopf auf, die mir einen Schauer durch Mark und Bein schickten. Hastig unterdrückte ich diese, doch sie hatten meine Angst ins Unermessliche gehoben. Es war als würden sie mir Bilder aus der Zukunft zeigen.

Langsam graute der Morgen. Die Sonne ging auf. Außerdem hörte ich das triumphierende heulen mehrere Wölfe im Wald. Ohne das ich wusste wie mir geschah oder ich hätte etwas dagegen tun können, sackte ich in mich zusammen. Unsanft landete ich auf dem Boden.
Ich wusste was das bedeutete.
Meine Hände zitterten als ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. Mein Herz pumpte unablässig Adrenalin durch meinen Körper. Mein Gehirn hingegen schickte wiederholt grausige Bilder.

Als das heulen näher kam, dauerte es nicht lange bis jemand ins Zimmer kam. Diese Person packte mich sichtlich unansanft am Arm. "Ich habe meine Befehle." Murmelte dieser "Er will das du etwas siehst." Ich kam nicht umhin zu bemerken das dieser Kerl einige Spritzer Blut auf seinem Hemd hatte. Mir wurde augenblicklich übel. Bitte, bitte, lass das nicht sein Blut sein!

Als wir nach draußen traten, brannte die Sonne kurz in meinen Augen. Wiederholt kniff ich sie zusammen um meinen Blick zu schärfen.
Wir liefen über den knirschenden Steinweg, an den Häusern vorbei, in den Wald hinein. Mir schwarnte übles.
Ich wusste nur zu gut, was sich in diesem Wald befand. Ich hatte es nie vergessen können.
Doch er schlug einen kleinen hacken. So das wir wenig später nicht mehr über Steine und Wurzeln stolperten, sondern auf einer Lichtung standen.
Uns gegenüber stand mit verschränkten Armen und zornigen Blick Ace. Neben ihm einige Männer. Sie alle blickten mich an, als wollten sie mich mit ihren Blicken durchboren.
Der Kerl der mich am Arm gepackt hielt zog mich weiter. Bis ich knapp vor ihm stand. Eine kurze Zeit, sagte niemand etwas. Dann brach er die Stille.

"Ich habe deinen Liebhaber gefunden." Knurrte er leise und nickte einem seiner Männer zu. Ein Berg aus Muskeln und Tattoos zerrte einen Mann hervor, dem man übel mitgespielt hatte. Er blutete, ich konnte nicht einmal erkennen wo genau er eigentlich blutete, da sein ganzer Körper damit bedeckt zu sein schien. Doch seine Statur und die Haarfarbe ließen mich erleichtert ausatmen. Ich hatte keine Ahnung wer er war.
Herausfordernd blickte ich Ace an. "Wer soll das sein?" Fragte ich und zog meine Augenbrauen in die Höhe. Doch statt mir zu antworten nickte er einer anderen Person zu. Ein weiterer Mann wurde hervor gezerrt. Doch auch diesen übel zu gerichteten Mann kannte ich nicht.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und trat noch einen Schritt näher an Ace heran. "Du!" Zischte ich und tippte mit meinem Zeigefinger gegen sein Brust. " Du hast mir absolut nichts vorzuwerfen! Keine deiner lächerlichen Regeln habe ich missachtet, seit ich hier bin! Aber du hast dich aufgeführt wie ein Arschloch!" Aus den Augenwinkeln sah ich wie seine Männer bei dem Wort Arschloch zusammen zuckten.

"Und das hier. Was soll das ganze?" Fuhr ich ihn weiter an. "Du bildest dir Sachen ein, weil du offensichtlich Komplexe hast!" Er spannte seine Muskeln an. Kurz zuckte ich zurück, doch dann schüttelte ich mich und trat wieder vor.  "Ich kenne keinen der beiden Männer! Mach doch mit ihnen was du willst. Ist mir egal!" Bitte lass sie gehen. Du siehst doch das ich sie nicht kenne!

"Wie du willst." Hauchte er fast schon zärtlich und Strich kurz mit einer Hand an meinem Kinn entlang. "Tötet die drei!"

DREI? Ich erstarrte. Als der letzte Mann hervor gezerrt wurde, gefror mir das Blut in den Adern. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Alles an mir schien versteinert. Nur meine Augen waren vor Schock geweitet. Egal wie sehr ich versuchte den Klos in meinem Hals herunter zu würgen, er blieb an Ort und Stelle stecken.
Meine Hände waren bereits aschfahl, wie wohl mein Gesicht aussehen musste?

"Loki, beiß ihnen die Kehle durch." Das teuflische Grinsen in seinem Gesicht erschütterte mich, als besagter sich in einen Wolf verwandelte und auf die drei Männer zu schlich.

"Nicht!" Flüsterte ich leise. "Nicht..." Ich konnte diese Bilder nicht noch einmal ertragen. Nicht noch eine Person verlieren die mir am Herzen lag.

"Wie war das?" Ace stoppte mit seiner ausgestreckten Hand die Bestie. Sein Blick durchbohrte mich. Traurig sah ich ihn an. "Bitte nicht." Es war schwer Kraft in meine Stimme zu legen, doch irgendwie schien ich es zu schaffen. Gespielt verwirrt sah er mich an. "Ich dachte sie seien dir egal." Ich erwiderte nichts.

"Wer von ihnen ist es?" Seine Augen blitzten auf. "Es ist dieser hier, nicht wahr?" Schweigend beobachtete ich wie er ihm die Hand um die Kehle legte und zu drückte. "Ja..." meine Stimme sackte nun doch ab. Das Japsen des Mannes nach Luft erstarb. Ace ließ locker.

Stattdessen fokussierte er sich wieder vollkommen auf mich. Sein Blick zeigte so viel Wut und Abscheu für mich. Es war erschreckend .... Und verletztend. 

"Warum?" Fragte er knurrend. Doch was sollte ich groß darauf antworten. Also zuckte ich mit meinen Schultern. "Sag mir warum er!" Brüllte er mich an. "Wie kannst du ihn mehr wollen als mich?" Da erkannte ich sein Grundliegendes Problem. Seufzend warf ich die Arme in die Luft. "Stehst du auf so etwas?" Sein Blick schwappte über vor Eifersucht und Ekel. Es war erstaunlich wie falsch er lag.
Es brachte mich unwillkürlich zum lachen.
Mir rutschte das wohl krankhafteste Lacheln der Geschichte heraus. So irre wie ich lachte, brachte ich alle dazu in ihren Bewegungen verwirrt inne zu halten. Ohne darüber nach zu denken ginf ich ihn auf ihn zu und verpasste ihm blitzschnell eine saftige Ohrfeige.

Bevor er mich anbrüllen konnte, kniete ich mich neben denn Mann am Boden und half ihm so gut ich konnte aufzustehen. "Er ist mein Vater." Ruhiger als beabsichtigt wieß ich ihn darauf hin.

"Das wäre dir vielleicht früher aufgefallen, würdest du mit deinem Kopf denken und nicht mit dem was dir zwischen den Beinen baumelt." Ich könnte gar nicht sagen was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. Was ich jedoch sagen konnte war, das es nichts gutes war.
Für einen Augenblick schien er erleichtert, doch dann entglitten ihm seine Gesuchtszüge erneut. Er realisierte das ich ihm eine verpasst hatte. Vor seinen Leuten. Nehm ich an.

"Also" erneut blickte ich ihn so herausfordernd wie möglich an "was nun?" Ein Grinsen das auch hätte vom Teufel stammen können, legte sich über sein Gesicht.

WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt