XL

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Tja, was hatte er wohl vorgehabt... Es war nicht wirklich etwas das ich bis ins kleinste Detail wiederholen möchte. Nur so viel, natürlich musste er mich offiziell in einer Rats Versammlung vorstellen. Die Hälfte hatte ich nicht gekannt und die andere Hälfte wünschte ich mir nicht zu kennen.  Motiviert wie eh und je wurde ich gezwungen mich vorzustellen. Dabei erwähnte ich nichts was sie nicht eh schon wussten und vermied es sorglich sie darauf hinzuweisen. 

Am Ende dieser kleinen Versammlung, hatte ich den Eindruck das sie mich zu 99,9 Prozent nicht leiden konnten und war mir sicher das ich diesen Eindruck zurück vermittelt hatte. 

Ich wusste nicht wirklich was sie in den nächsten Wochen von mir erwarteten. Welche Vorstellungen sie von mir hatten  und wie sie glaubten ich könnte ihnen weiter helfen mit ihrem Rudelzeug. Bis auf eine Sache. Diese war wirklich überdeutlich klar gemacht worden. 

Sie wollten das ich sämtliche Informationen über die Jäger verriet. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht mir zu drohen oder die Botschaft unterschwellig zu verpacken, sondern mir einfach die klare Anweisung dazu gegeben. Einen Befehl. Nur hielt ich noch nie viel von Befehlen, egal von wem. Also hatte ich mich geräuspert, allen einmal fest in die Augen geblickt, bevor ich ihnen mitteilte das ich keinstenfalls auch nur eine einzige Person verraten würde, geschweige den unseren gesamten Clan. Okay, ich gebe zu das ich es weniger höfflich ausgedrückt hatte, aber meine Rage war begründet gewesen. Beziehungsweise sie ist es immer noch. Auch wenn ich mich langsam fragte warum meine Wut stetig abnahm, dabei hatte ich doch das Recht dazu mich aufzuregen. Vor allem über Ace und seinen Vater. Doch je mehr  Tage ich hier verbrachte, umso schwerer viel es mir zu glauben das einer von ihnen so eine Tat vollbringen konnte. Sein Vater wirkte immer so ruhig und strahlte diese Ruhe auch aus. Genauso wirkte er immer so besorgt wenn er mit mir sprach. Mein Gehirn wusste das er der Täter sein musste, aber mein Gefühl sagte mir das etwas nicht stimmte. Ich fragte mich seither was das war. 

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Die Tage waren schneller vergangen als ich gedachte hatte und meine Verletzungen waren verheilt.

 Ohne Probleme konnte ich gehen, rennen und meine Übungen machen. Immerhin musste ich fit bleiben. Also trainierte ich heimlich im Zimmer mit allem was der Alltag so her gab. Ace hatte mir "erlaubt" mich frei im Haus zu bewegen, doch ich zog es vor nur zwischen drei Zimmern hin und her zu pendeln. Dem Bad, meinem Schlafzimmer und der Küche, wo ich wirklich dankbar für den XL Kühlschrank war. Wenn ich nicht aufpasste würde ich in ein paar Monaten nur noch als Kampfball über Feinde rollen können. Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln, während ich mich im Handstand befand. Vorsichtig hob ich meine Linke Hand vom Boden ab und streckte sie zur Seite. Auf meine Atmung und Gleichgewicht konzentriert streckte ich meine Beine durch. Meine Haare hingen wie ein Schleier rings um meinen Kopf herum. Diese Position ermöglichte es mir immer wieder meinen Kopf zu leeren und mal nicht über etwas nach zu grübeln das sowieso unnötig war. 

Das Fenster stand offen und das Gezwitscher der Vögel drang an meine Ohren, während ein angenehmer Windhauch meinen Körper umspielte. Eine Tiefe Ruhe breitete sich in mir aus und ließ mich durchatmen. 

"Gute Haltung." Falsch, ich hatte eine gute Haltung. Denn genau in diesem Moment zuckte ich zusammen und verlor dadurch mein Gleichgewicht. Es knallte nur einmal, als ich mit dem Rücken auf die Holzdielen knallte. "Weniger schöne Landung." Stöhnend setzte ich mich in den Schneidersitz auf und musterte ihn wütend. "Wie konnte mir das nur passieren?" knirschte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. "Es scheint dir ja wieder bestens zu gehen." Ich hob eine Braue. "Vermutlich ging es mir besser. Aber ich schätze das ich mir gerade das Rückrad gebrochen habe." Mit der Hand rieb ich mir über die Wirbelsäule. "Was willst du?" 

"Es ist schon Mittag. Also..." er musste nicht erst ausreden, ich wusste genau um was es ging. Daher lief mir auch bereits das Wasser im Mund zusammen. Denn eines musste man diesen Trotteln lassen, sie konnten verdammt gut kochen. 

Also rappelte ich mich wie der Blitz auf und zischte an ihm vorbei Richtung Essensraum. Dabei leckte ich mir bereits unaufhörlich über die Lippen. 



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