LVIII

4.5K 209 10
                                    

Ich hatte mich nicht damit aufgehalten zu schlafen. Zu sehr war ich empört. Wütend raufte ich meine Haare. Was bildete er sich nur ein? Mich wie ein Kind zu Bett zu schicken! Einfach eine Dreistigkeit die Bodenlos war. Noch wütender machte es mich das ich mich ihm vorher anvertraut hatte. So konnte ich nicht schlafen. Es ging einfach nicht, auch wenn ich noch so müde wäre. 

Aufgewühlt sah ich mich weiter in dem Raum um. Das Fenster stand auf Kipp und ließ ein wenig frische Luft herein. Der fahle Mondschein viel herein und ermöglichte es mir, mich weiter umzublicken. Da ich eh nicht schlafen konnte, warf ich die Decke beiseite und stapfte auf das Fenster zu. Die Nacht war wirklich schön. Friedlich. So legte ich meine Ellenbogen auf das Fensterbrett, damit ich mein Gesicht in meinen Händen abstützen konnte. So betrachtete ich das kleine Dörfchen. Hinter diesem Haus gab es nur noch zwei weitere Straßenreihen. Hinter diesen folgte der Waldrand. Er streckte sich empor wie eine gewaltige Grenzmauer. Ganz anders als der Wald der um das Seehaus wuchs. Dieser wirkte malerisch und ruhig. Die Tannen hatten weicher gewirkt, hier wirkten sie wie stachelige kleine Speerspitzen. Selbst aus der ferne. Ich fragte mich woran das wohl lag. Nachdenklich beobachtete ich die Gegend. Unten auf den Straßen herrschte leere. Natürlich, es war ja auch spät oder eben sehr früh. Doch in einigen Fenstern sah ich das noch Licht brannte. Und ich sah Schatten an den Fenstern? Ein Schatten der genau an einem der Fenster stand, von denen man sehr gut mein Fenster beobachten könnte. Ace hatte doch nicht etwa...? Ich schnellte aus meiner Position heraus und hing mit der Nase am Fenster. Der Schatten bewegte sich genauso ruckartig. Als wäre er ertappt und verschwand vom Fenster. Keine Sekunde später ging in diesem Haus das Licht aus. Mein Verdacht verhärtete sich. Dieser Irre lässt mich überwachen? Was denkt er sich? Das ich in diesem Zustand aus dem zweiten Stock springe? Wutentbrannt knallte ich den Rollo nach unten, schnappte mir die erst beste Waffe die ich finden konnte und stürzte aus dem Zimmer. 

Im Flur hielt ich kurz inne, Geräusche kamen von unten. So gut es ging schaffte ich meinen Körper die Treppe nach unten und versuchte dabei keinerlei Geräusche von mir zu geben. Mit meinen Rückenschmerzen und der ächzenden Holztreppe war dieses unterfangen nicht gerade einfach, doch ich schaffte es. Durch eine schwere Glastür erblickte ich den Fernseher der brummte. Ace saß auf dem Sofa und blickte gedankenverloren auf dem Bildschirm. Er schien nicht so als würde es ihn interessieren was er sah. 

Langsam schob ich die Glastür etwas weiter auf. Der Griff um meine Waffe wurde fester als ich mich durch die Tür schob. Das Sofa auf dem Ace stand, war weit genug vorne im Raum, sodass ich mich hinter diesem an ihn heran schleichen konnte. Ich stoppte erst als ich hinter ihm stand und meine Waffe genau auf seinen Kopf zielte. Gerade als ich ausholte bemerkte ich wie seine Ohren leicht zuckten. Wie er in der Luft umher schnüffelte. Er konnte mich riechen, vielleicht hörte er auch mein klopfendes Herz. Also musste ich mich beeilen. 

Ich holte aus und ließ den Pantoffel auf seinen Kopf niedersausen als er sich gerade umdrehen wollte. "Wie kannst du es wagen mich beschatten zu lassen?" polterte ich während ich zum zweiten schlag ausholte. Mit genugtun lauschte ich wie es ordentlich klatschte als ich traf. Sein erschrockenes aufstöhnen brachte mich dann aber doch zum grinsen. Es war ein schadenfrohes grinsen. Seine Augen blitzten kurz auf, als er zu realisieren begann. "Al..." murmelte er leise, was durchaus bedrohlich klang. "Was machst du hier?" Hatte er mich wirklich gerade Al genannt? "Mein Name ist Alicia!" zischte ich ihn an. "Und ich bin hier weil ich ganz offensichtlich gestalkt werde, da oben!" ich deutete mit meinem Finger eine Etage höher. Verdutzt sah er mich an. "Was meinst du?" 

"Tu doch nicht so unschuldig! Deine komischen Wolffreunde beobachten mich aus dem einen Haus heraus! Das ist doch krank!" empört bließ ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit einem Satz hechtete Ace über die Sofa lehne. Nun stand er Auge in Auge mir gegenüber. Und er sah wütend aus. Nun war ich verwirrt und überrascht. "Welches Haus?" knurrte er und ließ mich dabei nicht aus den Augen, sein Blick bohrte sich in meinen hinein. "Ähm, das gegenüber von meinem Fenster?" 

"Das gelbe?" 

"Es ist dunkel. Was weiß ich denn welche Farbe es hat?" genervt wollte ich mich abdrehen und der Sendung im Fernsehen zu wenden, doch er hielt mich auf. "Ich habe niemanden diesen Auftrag erteilt!" nun gefror auch mir das Blut in den Adern. "Es muss einen weiteren Späher in unseren Reihen geben." Ace murmelte vor sich hin, während er mich schnappte und nach oben trug. Ich war so überrumpelt das ich ihn erst anmeckern konnte, als wir bereits wieder vor dem Fenster standen. Ace zerrte den Rollo ungeduldig nach oben und sah mich dann an. "Welches?" hakte er nach. "Das dort." Ich deutete auf das Haus. Er nickte. "Du ziehst um." sprach er mehr zu sich selbst. Kurz schloss er die Augen, als er sie öffnete glühten sie noch kurz rot nach. "Was machst du denn?" seufzend rieb ich mir die Arme, mir war kalt. "Willst du mir etwas weiß machen das hier fremde umherstreifen?" 

Nach kurzem schweigen sah er mich ernst an. Dann sprach er: "Ja." Eine Angst kroch in meine Knochen die ich so vorher noch nicht gekannt hatte. Warum wollte man mich beobachten? Das machte mir eine Gänsehaut auch wenn ich weiter nur wirr vor mich hin philosophierte. Es war einfach nur krank. "Keine Sorge, ich pass schon auf dich auf." murmelte er leise. Ein Heulen ertönte auf einmal von draußen. Mein Kopf zuckte wieder zum Fenster hin, ich hatte gar nicht bemerkt das ich ihn anblickte. Dort unten tauchten einige Wölfe auf, diese umstellten das Haus. Einige andere stürmten hinein. Angespannt sah ich zu. 

Sie kehrten nach kurzer zurück. Blickten hier herauf und ich meinte sie mit dem Kopf schütteln zu sehen. Fragend blickte ich zu Ace. Am liebsten würde ich mir an den Fingernägeln kauen, aber ich hatte nun mal keine. "Leer." er war genauso unzufrieden und angespannt wie ich es war. "Aber sie haben einen Geruch aufgenommen. Sie folgen ihm eine Weile." er knirschte mit den Zähnen. " Gib ihnen eine Stunde. Nun schämte ich mich fast das ich ihn mit einem Pantoffel verdroschen hatte. "Solange bleibst du in meiner Nähe. Morgen reisen wir ab. Dieser Ort hier ist scheinbar eine Sicherheitslücke die ich nicht beheben kann." Unzufrieden raufte er sich durch die Haare. "Komm." Wobei ich bei ihm keine Wahl hatte, da er mich eh schon wieder hoch nahm. Als ich protestieren wollte, schüttelte er nur mit dem Kopf. "Gott, du bist so verdammt verwirrend!" rief ich genervt aus und ließ meinen Kopf über seinen Arm nach hinten fallen. 

"Und du bist hinreißend." Ja, das kommt sehr ironisch, an deine Timing musst du noch arbeiten. Dachte ich genervt, aber erwiderte nichts mehr. Auf diesen schaukelnden Armen wurde ich doch etwas müde. Am Ende des Flures hielten wir, als er eine Tür aufstieß befanden wir uns in einem Schlafzimmer das dem vorherigen sehr ähnelte. Doch dieses war größer und zu meinem Glück befand sich auch ein Fernseher auf einer Kommode darin. Erleichtert betrachtete ich das Bett, das wesentlich größer war als das Einzelbett im anderen Zimmer. Auf einer Hälfte lagen bereits Sachen und ich ging davon aus das er sich diese Hälfte reserviert hatte. Die andere dachte er wohl mir zu, denn er setzte mich auf eben jener ab. "Danke." sprach ich höflich. "Du darfst nun gehen." Ich warf mir die Decke über und schmiegte mich in die Decke hinein. Mein grinsen, das ich wegen seinem verdutzen Gesicht hatte, versteckte ich hinter der Decke. "Husch Husch! Ab ins Körbchen!" höhnte ich lauthals. 

"Einer muss dich doch beschützen." Theatralisch strafte er seinen Körper und presste seine Muskeln heraus. Was für ein Protz! Er schritt zu den Fenstern und schloss sie, dann ließ er noch die Rollos herunter. Als er sich dann in die andere Betthälfte legte, beschloss ich hier klare Grenzen zu ziehen. "Wenn deine Hand, dein Finger oder Zeh, auch nur einen Millimeter über deine Matratze hinaus reichen, werde ich sie dir eigenhändig abschneiden!" informierte ich ihn sachlich, dabei meinte ich es tot ernst, doch ich hörte deutlich wie er über meine Drohung lachte. Er zuckte mit den Schultern, dann fing er an sich zu entkleiden. "Hast du sie noch alle!" sofort drehte ich mich weg, mein Gesicht stand in Flammen. "Mach das auf dem Flur!" Doch als Antwort hörte ich kurz drauf nur die Decke rascheln als er darunter schlüpfte. "Möchtest du noch etwas fernsehen?" Warum eigentlich nicht? Also nickte ich, dabei brauchte ich nicht mal mehr 4 Minuten bis ich eingeschlafen war. Vermutlich hatte er es eh nur eingeschaltet für sich selbst.

Ich nahm mir fest vor das ich morgen, wenn ich bei besserer Gesundheit war, meine eigenen Ermittlungen durchführen würde. 

WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt