LVII

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Mein Kopf dröhnte schmerzhaft als ich erwachte. Ein pochen an meinem Hinterkopf verhinderte das ich mich zu sehr bewegte. Stöhnend erhob ich meine Hand und wollte sie mir an die pochende Stelle legen. Meine Finger erreichten jedoch lediglich einen weichen Druckverband der sich um meinen Kopf schlängelte. Es viel mehr schwer meine Augen zu öffnen, also ließ ich sie noch ein weilchen geschlossen. Ich versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen was vorgefallen war, dass mein Kopf pochte wie irre. Langsam blitzten meine Erinnerungen unter dem Schmerz hervor. Die Kämpfenden Wölfe, die übereinander herfielen wie Berserker. Wie Lucian tot im Staub gelegen hatte und schließlich erinnerte ich mich an den Anblick des Monsters, welches meine Mutter ermordet hatte. Wie es auf dem Dach vor mir gestanden hatte, die Zähne gebleckt. Zufrieden musste ich grinsen als ich mich auch daran erinnerte wie ich ihm sein Augenlicht genommen hatte. Doch das war erst der Anfang. Ich malte mir in Gedanken aus wie es nun geschwächt in irgendeiner Höhle herum lungerte und verwundbar war. Mir zuckten Ideen durch den Kopf. Waghalsige Ideen, die meinen Untergang bedeuten könnten. Dennoch...ich malte mir aus wie ich ihn verfolgte und niederstreckte. Wenn ich jetzt meine Gelegenheit für immer verpasst hatte, würde ich mir das nie verzeihen können. 

Angespannt verdrängte ich diesen Gedanken wieder und versuchte schlussendlich doch meine Augen zu öffnen. 

Im Zimmer war es angenehm dunkel, so mussten sich meine Augen nicht an eine fremde Helligkeit anpassen. Erleichtert atmete ich aus. Je länger ich in die Dunkelheit starrte, umso besser konnte ich die Umrisse des Zimmers, ebenso das Mobiliar entdecken. Die Umrisse eines mächtigen Schrankes waren in der hinteren Ecke des Raumes. Mein Bett schien um einiges größer noch als der Schrank und direkt neben mir befand sich eine Gestalt, eingesunken schlafend in einem Sessel. Ich brauchte etwas um zu erkennen das es Ace war. Wie ich ihn so beobachtete, erkannte ich das erste mal das seine Gesichtszüge vollkommen entspannt waren. Er wirkte...frei. Frei von Sorgen und Gedanken die ihn tagsüber nur so zu überrennen drohten. Egal in welcher Situation ich ihn bisher angetroffen hatte, in seinen Zügen hatte ich immer erkennen können das er achtsam war. Das er jeden Schritt, jede Person aus seinen Augen heraus misstrauisch beobachtete. Jetzt da diese Augen geschlossen waren, wirkte er zugänglicher. Schmunzelnd beobachtete ich ihn noch eine Weile. Wer weiß wann ich wieder Gelegenheit dazu hatte? Mein blick wanderte von seinem Gesicht herab zu seiner Brust. So weit ich das richtig ausmachen konnte, trug er neue Kleidung. Ein Shirt das ihm eine Nummer zu klein schien, presste sich an seine Muskeln, sodass ich in der tat eifersüchtig wurde. Er schien kein Gramm Fett am Körper zu haben. Das nächste was mir zu diesem Abbild einfiel war, das es mich wunderte warum ich keinen Verband unter seinem Shirt sehen konnte. Musste er sich nicht abzeichnen? Immerhin war seine Wunde auch nicht gerade klein gewesen. Seufzend wollte ich meine Hand heben, dieses mal die andere, doch sie rührte sich nicht. Hatten sie mir meinen Arm amputiert? War er zu sehr schwer verletzt gewesen? Panisch wollte ich schon los schreien, als ich bemerkte das nur etwas meine Hand umschlossen hielt. Mein Blick schnellte nach unten. Ace Hand lag auf meiner. Er hielt sie fest umschlossen. Kurz war ich irritiert doch dann entlockte es mir ein grinsen. Diese Position musste recht unbequem sein, dennoch hielt er sie fest umklammert. Als könnte ich, sobald er mich los ließ, einfach so mich in Luft auflösen. Sein Pech war nur das ich jetzt spürte wie meine Blase schmerzhaft in meinem Unterleib pochte. Kein Wunder ich war den ganzen Tag nicht einmal auf der Toilette gewesen. Zaghaft versuchte ich zunächst seine Hand zu verschieben, doch als dies nicht funktionierte und es ziemlich eng um meine Kontrolle stand, packte ich grob zu und schleuderte sie von mir. 

Ace erwachte wie vom Donner geweckt und schoss von seinem Sessel auf. Er begab sich sofort in die Lauerstellung und fing an zu knurren. Geschockt musterte ich seine übertriebene Geste, bis ich anfangen musste zu lachen, beim Anblick seines verschlafenen und schockierten Gesichtes. Seine Ohren zuckten, er schien wieder ins Leben zurück gekehrt. Hektisch sah er sich im Zimmer um, bis sein Blick zu mir huschte. Ich beobachtete wie er kurz erleichtert ausatmete. Dann räusperte er sich verlegen und kam zu mir ans Bett. "Wie geht es dir?" Höhnisch grinsend blickte ich ihn an. "Gut. Nur mein Kopf pocht etwas." sagte ich ehrlich. "Soll ich das Licht an schalten?" ich verneinte. "Habe ich lange geschlafen?" fragend musterte ich meine Hände. Wenn ich nicht zu lange weg gewesen war, dann könnte ich vielleicht noch die Spur aufnehmen. "Nur ein paar Stunden." besorgt näherte er sich mit seinem Gesicht meinen Kopf. Sachte nahm er meinen Kopf in seine Hände und fing langsam an meinen Kopf aus dem dicken Verband zu befreien. Schweigend betrachtete ich sein Gesicht dabei. Da war es wieder. Dieser Ausdruck in seinen Augen. Er bemerkte wie ich ihn musterte und erwiderte meinen Blick kühl. Doch er sagte nichts weiter dazu. Schnell wand er sich wieder ab und untersuchte meinen Hinterkopf, indem er mit seinem Finger sachte darüber strich. Ein kleiner überraschter Schmerzenslaut entwich mir, als er über eine übergroße Beule strich. Wütend funkelte ich ihn an. "Pass doch auf!" meckerte ich leise. "Du hattest großes Glück." murmelnd zog er seine Hand von meinem Hinterkopf weg. "Ich dachte..." angespannt wartete ich darauf was er wohl gedacht hatte, doch es kam nichts mehr. 

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