LXXX

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Meine Reise war nicht beschwerlich gewesen, was mich doch sehr erstaunte. Immer wieder hatte ich damit gerechnet das Ace auftauchen würde und meine Flucht vereitelte. Doch er kam nicht. Auch sonst war kein Werwolf zu sehen, weder von seinem Rudel noch von den Bestien. Es verwunderte mich das ich so einfach vorwärts kam, aber vermutlich war es auch dem nicht vorhandenen Wissen ihrerseits geschuldet. Denn wenn man nicht weiß was verborgen vor einem liegt sucht man nicht danach.
Das silberne Auto hatte ich in der ersten Nacht noch gegen einen kleinen roten Fiat Punto getauscht, da ich zu recht annahm das Ace wohl nach dem Waagen suchen würde.
Ob ich ein schlechtes Gewissen deswegen hatte? Nein. Würde ich nicht bei meinem Clan ankommen würde der Fahrer vermutlich in den nächsten Wochen den tot finden durch die Hand eines Werwolfes. Also Stahl ich lieber als solch ein Schicksal herauf zu beschwören.

Laut meiner Notizen musste ich nicht mehr lange fahren. Ich befand mich schon auf der Straße zur letzten Abfahrt.  Ungeduldig trommelte ich mit meinen Fingern auf das Lenkrad ein. "Na komm schon Auto." Grummelte ich und rutschte auf meinem Sitz umher. Diese verdammten 60 PS katapultierten mich an den Rand des Wahnsinns. Berg hoch schaffte das alte Auto gerade einmal 70kmh. Und mein Pech war es das 80 Prozent der Strecke Berganstieg hatte. Das Radio im Auto knisterte nur und die CD über Hilfe zur Selbsthilfe hatte ich nach 6 Minuten aus dem Fenster geworfen. Typischerweise bekam ich dieses leider auch nicht mehr richtig zu. Also hatte ich einen ständigen Luftzug im Gesicht. Was nicht gerade angenehm war, vor allem wenn ich Nachts fuhr.
Mir rollten unentwegt diverse Flüche über die Lippen. Dieses Auto war ein rollender Mülleimer.
Nach ewigkeiten kam meine Abfahrt von der Schnellstraße auf die Landstraße. Noch 33 Minuten und ich würde endlich wissen ob Dean es zurück geschafft hatte. Sein verblüffend Gesicht konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Auch die Gesichter meines Clans malte ich mir aus, wen sie erfuhren was ich dazubieten hatte. Grinsend legte ich eine Hand auf meine Hosentasche. Jetzt mussten sie mich als vollwertiges Mitglied anerkennen.

Endlich bog ich von den offiziellen Wegen ab und steuerte auf den Abstellplatz zu, auf dem wir damals losgefahren waren. Ich wusste das dieser Bereich video überwacht war und ahnte daher das meine Ankunft bereits beobachtet wurde. Bis über beide Ohren grinsend stieg ich aus und sah mich um. Niemand schien mir gefolgt zu sein. Also konnte ich in Ruhe zum Eingang gehen. Dachte ich.
Kurz vor der Tür erschienen vier Jäger der roten Gruppe, zwei von ihnen packten mich jeweils an den Oberarmen und die anderen beiden flankierten mich von vorn und hinten. Mir blieb gar nicht die Zeit zu fragen was dies sollte, da schleiften sie mich auch schon mit sich. Überrumpelt stolperte ich ihnen hinterher. Die Freude war wie aus meinem Gesicht gefegt als ich in einen kleinen kahlen Zellenblock gebracht wurde. Grelles Neonlicht brannte in meinen Augen, dessen Antlitz ich bereits vergessen hatte. So langsam viel mir wieder ein warum ich unbedingt auf einen Auftrag gewollt hatte.
Es war trist und langweilig.

"Mein Name ist Alicia. Ich bin zusammen mit Dean aus der roten Gruppe zu einem Auftrag aufgebrochen." Setzte ich an. Doch sie beachteten mich keines wegs. "Ist Dean hier?" Fragte ich weiter. Wieder erhielt ich keine Reaktion. "Aua!" Einer der Männer hatte mir eine Spritze in den Oberarm gejagt. "Was soll das? Kann mal jemand mit mir reden verdammt?!" Wütend rubbelte ich mir über die Stelle des einstiches.

Die Jäger verließen den Raum und ließen mich zurück. Verwirrt blickte ich mich um und suchte sofort nach einer Schwachstelle. War nicht wirklich leicht, denn es gab keine. Alle Räume waren Werwolfsicher, insofern war dieser hier auch für Menschen Ausbruchsicher. Ärgerlich. Langsam nahm ich auf den festgeschraubten Stuhl Platz. Meine Hände verschränkte ich auf dem Tisch vor mir. So saß ich eine quälend lange Zeit. Ohne Uhr wusste ich nicht wie die Zeit verstrichen und konnte daher nur mutmaßen das mindestens 20 Minuten vergangen waren als endlich die Tür anfging.
Mein Blick Schoss zu den zwei Personen die den Raum betraten. "Alicia Grey?"

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