Mit meinem linken Fingernagel kratzte ich unaufhörlich einen Strich für jeden Tag in die Wand. Dabei musste ich mich nicht wirklich bewegen oder viel Kraft aufwenden. Es reichte wenn ich immer und immer wieder meinen Nagel in der selben Position an der rauen Wand entlang ziehen. Wie gesagt, es war nicht schwer, aber ich hatte etwas zu tun. Nur eine Kleinigkeit um mich zu beschäftigen da ich nicht aus dem Bett heraus kam.
Heute kratzte ich an meinem siebten Strich herum. Jeder Strich für einen Tag den ich schon hier drinnen war. Seit Dean das letzte mal bei mir war, waren bereits zwei Tage vergangen. Ich wurde immer nervöser und ungeduldiger. Hatte bei jedem Schlüsselklirren die Angst das eine Wache eintreten und mir mitteilen würden, dass sie unser Schauspiel durchblickt hatten. Das Dean nun ebenfalls in einem dieser Räume gefangen war. Doch bis jetzt schienen wir Glück zu haben.
Jede freie Minute, davon hatte ich viele, versuchte ich außerdem meinen Körper wieder fit zu machen. So gut es ging unternahm ich immer wieder Geh-Versuche, machte im Bett liegende Sit-Ups unter schmerzen oder übte mich daran wieder meine Zehen mit den Fingerspitzen zu erreichen. Leider, wie ich feststellen musste, gelang mir kaum etwas davon. Was irgendwie auch zu erwarten gewesen war. Immerhin schaffte ich es einigermaßen lange zu stehen ohne das mir Punkte vor den Augen tanzten.
Auch jetzt war ich nach dem Kratzen mit dem Fingernagel wieder damit beschäftigt meine Zehen zu erreichen. Als ich jedoch das metallisch typische klirren war nahm, legte ich mich wieder regungslos auf die Matratze. Das tat ich immer wenn ich annahm jemand würde herein kommen. Sie sollte nicht den Anschein bekommen das es mir wieder gut genug ging um weiter befragt zu werden. Missmutig sah ich zur Tür. Sofort überkam mich panische Angst. Der Mann von dem ich nun wusste das er Azulon hieß betrat den Raum. Gefolgt von den Ratsmitgliedern. Zitternd starrte ich sie an. "L..lasst mich in Ru...ruhe!" Meine Worte waren holprig durch das ganze zittern meines Körpers. Ihre Gesichter, so hart wie Stein, blickten auf mich herunter. Was mir ein unsicheres, ausgeliefertes Gefühl bereitete. "Meine Liebe, wer wird den direkt so unhöflich sein?" Der Blick dieses Mannes bereitete mir Angst. Es war als würde er bereits planen wie er mich Quälen konnte. Eines der Ratsmitglieder trat vor. "Sag uns endlich was wir wissen wollen oder dein Zustand wird sich noch verschlimmern." Azulon ließ seine Knöchel vielsagend knacken. "Ich weiß nichts." sagte ich immer wieder zwischen dem Röcheln meiner Lunge. Warum kam Dean nicht und holte mich endlich verdammt noch mal hier raus?
"Wir glauben dir kein Wort Wolfshure!" unerwartet traf mich ein Schlag auf mein rechtes Auge. Einen großen Aufschrei konnte ich unterdrücken, so machte es ihnen nicht allzu viel spaß. Wimmernd sah ich auf. Mein Auge pochte auf. Ich wollte meine Hand heben und danach tasten, doch Azulon hielt meine Hand auf und verdrehte sie grinsend. Keuchend versuchte ich durch das Anheben meines Körpers den Druck weg zu nehmen, doch es gelang mir nicht da er meine Hand nur weiter verdrehte. Also versuchte ich es noch einmal damit das ich ihnen sagte das ich nichts wüsste. "Wie viel Schmerzen kannst du ertragen?" hauchte er daraufhin an mein Ohr. Ich hielt das langsam nicht mehr aus. Warum gab ich ihm eigentlich nicht was er wollte? In meinem Verstand arbeitete es endlich wieder. Kurz zögerte ich, da ich vermutlich dutzende unschuldige Jäger damit ins Grab befördern würde die auch Familien hatten, doch dann dachte ich an mich. Zögernd richtete ich mich ein wenig auf. Ein Zeichen dafür das ich mit ihnen Kooperieren wollte. Gerade als er mir einen weiteren Schlag verpassen wollte, schrie ich das ich ihnen alles mitteilen wollte was ich wusste. Wie erhofft hielt Azulon inne und zog sich zurück. Die Ratsmitglieder traten vor. "Gut so. Dann erzähl uns was du weißt." Ich nickte.
"Es...es, eine Schwachstelle ist ihre Rute. Wenn man diese abtrennt dann müssen sie sich zurück verwandeln." Log ich und hoffte das sie mir glaubten. Solch eine dämliche Lüge, aber mir war einfach nichts besseres eingefallen. Vielleicht konnte ich mir ja ein wenig überzeugendere Informationen ausdenken. "Und ähm..." ich zögerte. Die Ratsmitglieder traten näher heran. Offenbar glaubten sie mir diesen Humbug. "Sprich weiter oder müssen wir Azulon bitten..."
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Wolves
WerewolfAlicia wurde durch den Mord an ihrer Mutter zu einer Jägerin. Gemeinsam mit einem guten Freund macht sie sich auf diese Suche nach der Kreatur die ihre Mutter tötete. Einem Werwolf. Doch nicht alles was Zähne hat beißt.