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Ich starrte in sein blasses Gesicht mit den geschlossenen Augen. Langsam Strich ich mit meiner Hand über seine Wange. Kalt. Als ich jedoch meine Hand über seinen leicht geöffneten Mund hielt , spürte ich sachte einen Luftzug. In diesem Moment dankte ich sämtlichen Göttern das er am Leben war. Wütend wendete ich mich an den Mistkerl hinter mir. "WAS. HAST. DU. IHM. ANGETAN!!!" Dabei merkte ich sehr wohl das ich wütend knurrte und fast bedrohlicher wirkte als wenn ich bewaffnet gewesen wäre.
Und das er das immer noch mit, zunächst bloß verblüfft, dann lachend abtat machte mich umso rasender.

"Du kannst froh sein das er noch lebt. Wir töten Jäger sonst immer bevor sie blinzeln können." Er musterte mich abschätzig. "Abschaum wie euch sollte kurzer Prozess gemacht werden." Wie konnte er es wagen?

"Abschaum wie uns? UNS?" Meine Stimme stieg immer weiter an. Dean in meinem Schoss rührte sich seine Hand schob sich zu meiner auf dem Boden liegenden. Sie war verdeckt durch meine Knie. "RENNEN WIR ETWA DURCH DIE GEGEND UND ERMORDEN UNSCHULDIGE FAMILIEN?" Die dreistigkeit seiner Worte brannten mir ein Loch ins Herz. Dieser Hund sollte bloß seine Klappe halten, bevor ich dafür sorgte.

"Ja." Rau antwortete er mir. Sah mir forschend in die Augen. Konnte ich da Hass entdecken? Hass auf die Menschheit. Vermutlich. Er war ja auch ein dummes Monster.

"Was glaubst du wer du bist? Alleine durch eure Existenz sind wir bedroht!"

"Da hast du es. Ihr Menschen seid so engstirnig. Und so leicht zu kontrollieren. Wenn euch eure Generäle etwas befehlen tut ihr es. Ohne euch über den Schaden zu informieren." Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger. "Halt bloß die Fresse. Was tut ein Alpha, wenn nicht Befehle erteilen? Du tust gerade so als wären wir die Monster." Ungerührt über meine Geste und Beleidigung blickte er aus dem vernagelten Fenster. Oder starrte darauf. Was weiß ich.

"In meiner Welt seid ihr das." Die Worte hörten sich tatsächlich so an als meinte er sie ernst. "Wie viele von uns habt ihr getötet ohne fragen zu stellen, als sie in Wolfsgestalt umher irrten? Wie viele? Ihr seht einen Wolf und fragt euch nicht wie alt oder ob er eine Familie hat. Euer erster Gedanke ist das töten."

"LÜGE! Ich greife nur an wenn ich angegriffen werde. Wie wir alle!" Obwohl ich nicht zu hundert Prozent für meinen Clan sprechen konnte. Eher so 90 Prozent.

"Ich bin ein Lügner?" Er lachte rau, es klang gefährlich. "Dann enttäusche ich dich mal Süße." Bevor ich ihn alleine für das süße zurecht weißen konnte, sprach er weiter. "Vor nicht gut einem Jahr wurden wir zu einem Haus gerufen. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern lebte darin. Der Mann war ein Wolf." Er stockte. "Ich kannte die Familie gut. Wir waren befreundet." Sein Blick wurde glasig. Er sah aber nicht aus als würde er gleich anfangen zu heulen. Eher als würde er abgrundtief hassen. Definitiv.

"Sie hatten einen Garten. Die schönsten Blumen. Seine Frau liebte diese Blumen. Doch als ich das Haus das letzte mal sah, war alles bis auf die Grundfeste niedergebrannt. Und im Garten hatten sie ihre Köpfe auf Pfählen in den Boden gerammt. Die Kinder nahmen sie mit. Bis heute konnten wir sie nicht finden." Das war doch bloß eine Geschichte die er mir erzählte um sich gut dazustellen. So etwas  würden wir nie tun. Niemals.

Ich spürte das er abgelenkt war. Für den kurzen Bruchteil einer Minute. Und das nutze ich aus. Ich ertastete den Kleinen Stift welchen Dean mir zu geschoben hatte und klammerte mich daran fest.
Tief Luft holen!

Und dann schoss ich auf den abgelenkten Bastard zu und rammte ihm mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, den Stift genau in seine Brust. Zerrte ihn heraus rammte ihn in seinen Hals. Seine Augen weiteten sich noch vor Überraschung dann kippte er langsam wie in Zeitlupe nach vorne. Sank auf seine Knie und kippte zur Seite.

"Komm schnell!" Ich half Dean auf, direkt nachdem ich dem Wolf Handy, Schlüssel und Bargeld entwendet hatte. "Beeilen wir uns, das haben sie bestimmt gefühlt." Sarkasmus triefte in meiner Stimme mit.

"Ich wusste du schaust vorbei." Dean lächelte leicht und ließ es zu das ich ihm hoch half. Ihm ging's also gut. "Klar. Ich kann dich doch nicht im Stich lassen. Immerhin kann ich dich langsam gut leiden." Und darin steckte etwas Wahrheit.

Ich zerrte Dean durch den Wald, dabei hatte ich selbst keine Ahnung wie oder wohin wie eigentlich laufen sollten. Nur eins war sicher. Schnell viel Abstand gewinnen.

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