59. Das Zentrum des Wissens

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»Normalerweise überleben bei diesen Temperaturen nicht mal die Fische«, bemerkte die Aciarierin und warf Zander ein Handtuch zu

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»Normalerweise überleben bei diesen Temperaturen nicht mal die Fische«, bemerkte die Aciarierin und warf Zander ein Handtuch zu.

Zander fing das Handtuch auf und lächelte gequält. Nachdem er aus dem Wasser geklettert war, hatte die Kälte mit voller Wucht zugeschlagen. Sein Körper fühlte sich erhitzt an, aber er zitterte wie nach einer Begegnung mit einem Vunkenaal und seine Zähne klapperten wie Nüsse in einem Sack.

Die Aciarerin ließ ihn nicht aus den Augen, während er sich umständlich aus seinem durchnässten Hemd schälte und trocken rubbelte. Ein zufriedenes Lächeln, das er nicht so recht zu deuten wusste, lag auf ihren vollen Lippen.

Zander bemerkte, dass sie eine Baumweinschürze über ihrem dunkelroten Wollrock trug. Eine ungewöhnliche Kleiderwahl für eine junge Dame. Zusätzlich hatte sie sich mit einem Lammfelljäckchen, Handschuhen und gefütterten Stiefeln gegen die Kälte der Berge gewappnet. Ihre rotbraune Haarkrause verbarg sie unter einer Pelzmütze, die bis über ihre Ohren reichte.

»Wo ... wo bin ich hier?«, stotterte Zander und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen.

Sie befanden sich unter dem kuppelförmigen Dach eines kleinen Pavillons inmitten eines von Säulengängen umgebenen Innenhofs. Zu allen Seiten ragten kalte, grauschwarze Steinmauern mit Strebepfeilern, Maßwerk und Giebeln auf. Einige Meter über ihnen befand sich eine umlaufende Loggia, auf der Gelehrte in bodenlangen Roben mit schneeweißen Pelerinen, flachen Filzhüten auf dem Kopf und schweren Büchern unter dem Arm umherflanierten. Die spitz zulaufenden und von kreuzförmigen Ornamenten gekrönten Türme waren mit niedrigen Aufbauten, horizontalen Schmuckbändern und finster dreinblickenden Wasserspeiern verziert.

»Das hier ist die königliche Akademie von Myr Paluda«, antwortete die Aciarierin. »Ihr seid in den Wassertank der naturkundschaftlichen Fakultät gefallen.«

»Bin nicht gefallen«, erwiderte Zander schlotternd.

Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch. »Ich weiß, aber das ist die Geschichte, die ich erzählen werde, wenn Ihr mit mir kooperiert.« Sie faltete die Arme vor dem Körper. »Falls nicht, werde ich eine andere Geschichte erzählen. Eine, die möglicherweise die Stadtwache alarmieren könnte.«

»Schon gut«, beeilte sich Zander zu sagen. »Ich kooperiere.«

»Fein«, erwiderte die Aciarierin. »Warum verratet Ihr mir dann nicht Euren Namen?«

»Mein Name ist Zander. Zander Arryba.«

Seine Gesprächspartnerin zog die Augenbrauen zusammen. »Ein Waisenjunge aus Myr Ryba?« Sie legte den Kopf schief. »Ihr seid weit außerhalb Eures Gewässers. Sagt man das nicht so im Süden?«

Zander brachte irgendwie ein Lächeln zustande. »Ja, das sagt man so.« Er warf sich das Handtuch um die Schultern. »Darf ich vielleicht auch Euren Namen erfahren?«

»Erst, wenn Ihr mir verratet, was Ihr in Myr Paluda zu suchen habt und woher Ihr Xyla kennt.«

»Wir sind uns in den Bergen begegnet«, antwortete Zander wahrheitsgemäß. »Sie hat mich aus einer Lawine gerettet.« Auch das war nicht vollkommen falsch. »Danach haben wir uns wieder getrennt.« Diese Aussage war dagegen ein ziemlich gewagter Euphemismus.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt