74. Kampf der Myrkuren - Zwischenspiel

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Zander erwachte nach einem reichlich unbefriedigenden Schlummer mit einem Gefühl von Dringlichkeit

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Zander erwachte nach einem reichlich unbefriedigenden Schlummer mit einem Gefühl von Dringlichkeit. Als hätte jemand nach ihm gerufen. Lauter als in der vergangenen Nacht. Er vermeinte sogar, das Echo einer Stimme vernehmen zu können. Iris' Stimme. Aber vielleicht war das auch nur Wunschdenken.

Mühsam setzte er sich auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. Das Gesöff der feinen Paluder Gesellschaft war nicht von schlechten Eltern. So viel war sicher. Ob Iris je davon getrunken hatte? Wenn ja, verstand er nicht, wieso sie der Erdbeertrank in der Rosigen Auster so aus dem Konzept gebracht hatte. Die Erinnerung malte ein Lächeln auf sein Gesicht.

Dann erst bemerkte er den grünen Lichtschein, der von draußen hereindrang. Langsam schlug er die Decke zurück und kletterte aus dem Bett, das viel zu hoch und zu dick gepolstert war für seinen Geschmack. Nicht, dass er sich gern den Rücken wund lag, aber er war im Herzen ein einfacher Mann mit einfachen Bedürfnissen. Natürlich vermisste er die Annehmlichkeiten des Forelli-Anwesens, aber das war Rogners Welt. Cyans Welt. Enzias Welt. Iris' Welt. Nicht seine.

Das Gästezimmer, das Delphine Kaviar und Lumin Morue ihm überlassen hatten, war geschmackvoll und unaufdringlich eingerichtet. Gehobene Qualität, aber kein überflüssiger Popanz. Keine grellen Farben, Rüschen, Schleifchen, Porzellanfigürchen oder Zierblumen. Außer dem Bett gab es darin noch eine geflieste Waschecke, einen Studiertisch, einen Kleiderschrank und eine Anrichte mit einem kleinen Bücherregal. Unter den darin aufgereihten Werken befand sich auch eine Komplettausgabe von Fräulein Amandas frivolen Abenteuern. Immerhin ganze neun Bücher voll Liebe, Lust und Leidenschaft. Wenn es sich bei dem besagten Fräulein um eine reale Person handelte, war sie ganz schön herumgekommen. Könige, Prinzen, Gusaren, Aciarier, niemand war gegen ihren Charme immun. Und auch wenn er die Geschichten teilweise ziemlich weit hergeholt fand, konnte Zander nicht sagen, dass er den Reiz der Bücher nicht verstand. Der Gedanke, dass Iris Gefallen daran fand, beunruhigte ihn jedoch ein wenig. Schließlich waren manche Begebenheiten ziemlich sicher vollkommen frei erfunden. Welcher Gusar könnte auch schon ... drei Tage und Nächte am Stück ... also das war wirklich ... lächerlich.

Auf der Anrichte stand ein Krug mit einer Flüssigkeit, die Zander nach Abheben des Deckels als Kräuterbier identifizierte. Es gab wohl nichts Besseres als Alkohol, um die Konsequenzen von zu viel Alkohol zu bekämpfen. Zander legte den Deckel wieder zurück und ging zum Fenster hinüber. Auf dem Weg dorthin wandten sich seine Gedanken ernsteren Themen zu. Er musste Salmon retten. Das hatte jetzt oberste Priorität. Und wenn es irgendeinen Weg gab, in die Eiskammer einzubrechen, würde er ihn finden.

Vorsichtig – um kein Geräusch zu verursachen – öffnete Zander das Fenster und lehnte sich hinaus. Sofort schlugen ihm ein kalter Wind und ein schwacher Schwefelgestank entgegen. Schneeflocken hüllten ihn ein und umtanzten seinen Kopf in einem unberechenbaren Ringelreigen. Von seiner Position aus konnte er den nördlichen Teil des Winterbergs überblicken. Sofern man davon sprechen wollte, denn der Nachthimmel war schwer und grau und schien in die Stadt hineinzudrängen. Die tief hängenden Wolken verschluckten den Glaspalast und einen Teil der höher gelegenen Stadtvillen. So wie der vom Meer heraufziehende Nebel an manchen Tagen das Forelli-Anwesen auf dem Fellmonte verschlang. Im Osten brachen dagegen grüne Lichter durch den Dunst. Sie schienen umherzuwandern und zu flackern. Dabei tauchten sie den Himmel in ein unstetes Farbenspiel. Der Anblick erinnerte ihn an das, was er am Waxenbruch beobachtet hatte. Er zweifelte nicht daran, dass dieses Spektakel denselben Urheber hatte. Kanto Dan de Nowy. Was plante der Großmagier? Was hatte er vor? Mit Myr Paluda ... und der ganzen Welt?

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt