82. Jade Gris

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Iris konnte es noch immer nicht glauben

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Iris konnte es noch immer nicht glauben. Salmon war verlobt. Mit einem Mädchen, das so passgenau dem Idealbild eines braven Adelstöchterchens entsprach, dass es ihr die Sprache verschlug.

Jade war hübsch und sanft, schlug im richtigen Moment die Augen nieder, lachte hinter vorgehaltener Hand und servierte auch noch den perfekten Tee. Das musste es sein, was Iris' Mutter sich immer gewünscht hatte.

»Wie lange kennt ihr euch schon?«, fragte Tuna, die neben Iris auf einem gestreiften Polstersessel Platz genommen hatte. Ihre Stimme hallte in dem leeren Tagessalon, der trotz hübsch verzierter Decken und verschnörkelter Wandkeramiken an eine nackte Steinhöhle erinnerte.

Jade nahm ihnen gegenüber Platz, wobei sie sorgsam darauf achtete, ihr Rüschenkleid nicht zu zerknittern. »Beryll und ich kennen uns schon unser ganzes Leben, das heißt ...« Sie senkte den Kopf und lächelte verlegen. »Wir haben uns noch nie getroffen, aber wir schreiben uns regelmäßig Briefe.«

Iris warf Tuna einen langen Blick zu, aber ihre Begleiterin schien es nicht zu bemerken.

»Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«, wollte Tuna wissen, während sie ihre Teetasse zum Mund führte. Ganz langsam und vorsichtig, als hätte sie Angst, das zierliche Porzellangefäß aus Versehen zu zerbrechen. Fehlte nur noch, dass sie den kleinen Finger abspreizte.

Jade streckte sich nach der silbernen Teekanne. »Ich bin fünfzehn.«

Iris sah Tuna an, dass sie ihren Tee beinahe wieder ausgespuckt hätte. »Fünfzehn?«, wiederholte sie, um ihr Missgeschick zu überspielen.

»Unsere Eltern haben die Ehe mit Beryll schon vor meiner Geburt arrangiert«, sagte Jade, während sie erst Iris und dann sich selbst Tee nachschenkte. Herber Swartbeertee, wie es in Neromonte üblich war. Schließlich gab es keine anderen Früchte, die an den steilen Felshängen der Wodlandberge gedeihen konnten.

»Und Sie haben nie daran gedacht, abzulehnen?«, fragte Iris vorsichtig. 

Jade schielte über den Rand ihrer Teetasse. »Nein. Natürlich nicht.« Sie zögerte kurz und fuhr dann fort. »Unsere Familien sind eng befreundet. Schon seit die großen Juvelienminen versiegt sind und die meisten neromonter Adeligen ihre Titel verkaufen mussten.« Ihr Blick wanderte zu den hohen, schlitzförmigen Fenstern, durch die fahles Mondlicht hereinfiel und parallele Linien auf den nackten Steinboden malte. Inzwischen regnete es nicht mehr, doch die vielen kleinen Wasserfälle, die das Unwetter geboren hatte, waren noch nicht versiegt. Es plätscherte und rauschte wie im Innern des Hollochs. »Meine Familie musste ihren Titel ebenfalls verkaufen. Allerdings besitzen wir noch einige Schwarzeisenstein-Vorkommen, die etwas abwerfen. Meine Mitgift ist kein Vermögen, aber sie wird Berylls Familie wieder etwas auf die Beine helfen.«

Iris schluckte die Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, herunter. Es war leicht, sich über Jades Gefügigkeit zu wundern, wenn man selbst deutlich besser gestellt war. Und Salmon war zumindest ungefähr in ihrem Alter - und noch dazu ein ehrbarer junger Mann, der ihr keinen Kummer bereiten würde. Ganz anders als ein gewisser Unterhändler.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt