7. Meneer op de Lüttrund

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»Fräulein Dan de Lion!«

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»Fräulein Dan de Lion!«

Beim Klang ihres Namens blieb Iris stehen und wandte suchend den Kopf. Sofort wurde sie angerempelt. Erst von hinten, dann von der Seite. Der Menschenstrom, der sich durch das weit geöffnete Eingangsportal des Ratsgebäudes wälzte, schob sie unerbittlich vorwärts. Iris musste ihre Ellenbogen einsetzen, um sich ein wenig Freiraum zu verschaffen. 

Dann entdeckte sie Cyans dunklen Haarschopf, der sich durch die Masse auf sie zubewegte. Inzwischen trug er die Haare kürzer. Nicht so kurz wie Zander, aber die Veränderung war trotzdem deutlich zu sehen. Und nicht nur, was seine Frisur anging, schien er sich verändert zu haben. Er wirkte insgesamt entspannter und befreiter. Sein Lächeln war beinahe ungetrübt und seine karneolbraunen Augen voller Hoffnung. Anscheinend hatte er in den vergangenen Monaten neuen Lebensmut gefasst.

»Iris!«, rief er und nutzte seine körperliche Präsenz, um sich in der aufgewühlten Menge zu behaupten. »Kommen Sie«, ergänzte er und streckte die Hand nach ihr aus.

Iris fasste seine Hand und ließ sich von ihm zu einer Nische am Rand des menschlichen Mahlstroms helfen. Vielstimmiges Gemurmel und Geschnatter erfüllte den Durchgang, der ins Innere des Ratsgebäudes führte. Die gewölbte Kassettendecke aus strukturiertem Meereskiefernholz war das Prachtstück der Vorhalle und wurde an Kunstfertigkeit nur noch von der handgeschnitzten Rybala Havfruese übertroffen, die in ihrem Schrein über der Tür thronte.

»Was ist denn hier los?«, wollte Iris wissen, strich sich eine Locke hinters Ohr und ließ ihren Blick über die vielen Menschen gleiten, die an der Nische vorbeiströmten. Die meisten von ihnen schienen ganz normale Bürger zu sein. Handwerker, Kaufleute und Fischer in den Farben ihrer jeweiligen Zunft. Fabrikarbeiter in ausgeblichenen Kesselpackern. Alchemisten, Gerber und Köhler aus den Randgebieten der Stadt. Berufsgruppen, die man nicht oft innerhalb der Stadtmauern zu sehen bekam. Dienstmädchen in dunklen Kleidern und Priesterinnen in leuchtend blauen Gewändern. Frauen mit Schürzen um die Hüften, Bundhauben auf den Haaren und Kleinkindern auf dem Arm. Gelehrte der Rybaler Akademie, die flache Filzhüte auf dem Kopf, schneeweiße Pelerinen über ihren Mänteln und Anstecker mit dem Emblem ihrer Fachrichtung an der Brust trugen. Das bunte Treiben in der Vorhalle erinnerte an das allmorgendliche Durcheinander auf dem Fischmarkt. Nur die Stimmung war weniger ausgelassen. Eher aufgeheizt. Wie brodelndes Wasser in einem kochenden Kessel.

»Eine außerordentliche Stadtratssitzung«, antwortete Cyan. »Deswegen habe ich Sie auch herbestellt. Es geht um den Vorfall von letzter Nacht.«

Iris zupfte ihr Kleid zurecht. »Ist Tuna schon wieder zurück?«

»Anchois hat heute Morgen eine Nachricht von ihr erhalten«, sagte Cyan. »Zu dem Zeitpunkt waren sie und Narwal bereits wieder auf dem Rückweg. Bis nach Nordmosse sind es zu Pferd etwa sechs Stunden.« Er warf einen Blick auf seine vergoldete Taschenuhr. Diese nützlichen Schmuckstücke waren bei den Herren von Myr Ryba derzeit groß in Mode. »Sie müssten also vor ein oder zwei Stunden in Ryba eingetroffen sein, sofern ihnen nichts zugestoßen ist.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt