9. Die Anrufung

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»Sheitani!«, rief Iris, während sie die Eingangshalle des Forelli-Anwesens durchquerte

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»Sheitani!«, rief Iris, während sie die Eingangshalle des Forelli-Anwesens durchquerte. »Sheitani! Ich weiß, dass du mich hören kannst!«

Die Handwerker, die seit drei Monaten dabei waren, verschiedene Teile des Gebäudes wieder instand zu setzen, sahen von ihrer Arbeit im Königssaal auf.

Iris schenkte ihnen keine Beachtung, sondern rannte die Treppe in den ersten Stock hinauf. Auch hier waren Handwerker dabei, den ursprünglichen Zustand des Anwesens wiederherzustellen. Derzeit arbeiteten sie an den Holzvertäfelungen im Flur, die der Brand abgenagt hatte, als bestünden sie aus zartbitterer Schokolade. Sie sahen Iris nach, als sie mit wehendem Überrock an ihnen vorbeistürmte.

»Sheitani! Nun komm schon raus!«

Ein Windzug ließ die Tür zum Trandafir-Salon hinter ihr zuknallen.

Iris fuhr auf dem Absatz herum und sah sich Sheitani gegenüber, der neben der Tür an der Wand lehnte. »Du weißt doch, dass man Sheitani verboten hat, sich zu zeigen, wenn Fremde in der Nähe sind«, sagte er vorwurfsvoll.

»Das ist mir jetzt ganz egal«, zischte Iris. »Ich brauche deine Hilfe.« Sie merkte, dass sie ihre Hände wie ein Kleinkind zu Fäusten geballt hatte, und versuchte, sich aus ihrer verkrampften Haltung zu lösen, doch es war unmöglich. Jeder Atemzug fachte die kalt lodernde Angst in ihrem Innern neu an und sie wusste, wenn nicht bald etwas geschah, würde die Furcht wie ein Flächenbrand über sie hinwegziehen und ihre Seele niederbrennen. »Ich brauche eine Vision.«

Sheitani musterte sie aus seinen indifferenten, rot glühenden Augen abschätzend. »Sheitani weiß nicht, ob er dir helfen kann.«

»Und warum?«, entgegnete Iris. »Visionen sind doch das Tagewerk von euch Myrkuren.«

»Das ist so nicht richtig«, sagte Sheitani ernst.

Iris fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Hör zu, ich muss wissen, wie es meiner Familie in Trandafir geht. Verstehst du das?« Sie maß ihn mit festem Blick. »Was muss ich dir dafür geben? Was willst du haben? Was-«

»Darum geht es nicht«, fiel ihr Sheitani kopfschüttelnd ins Wort. »Visionen sind nicht, was du denkst. Sie zeigen dir nicht, was du sehen willst, sondern was du sehen musst. Daher sind sie nur schwer zu kontrollieren oder zu lenken.« Er raschelte mit den Flügeln. »Außerdem weiß Sheitani nicht, ob er dir überhaupt helfen kann.«

»Was soll das heißen?« Iris war unschlüssig, was sie mit ihren Händen oder dem Rest ihres Körpers anfangen sollte. Sie kam sich vor wie ein Geist, der nur noch von einem einzigen Gedanken im Diesseits gehalten wurde. »Cyan sagte, du hättest ihm in einer Vision gezeigt, was in Nordmosse geschehen ist.« Erneut ballten sich ihre Hände wie von selbst zu Fäusten. »Und jetzt will ich, dass du mir zeigst, was in Trandafir geschehen ist.«

»Was Sheitani Cyan gezeigt hat, war keine Vision,« erwiderte der Myrkur ruhig. »Manchmal kann Sheitani sehen und spüren, was seine Brüder aus dem Jenseits sehen und spüren.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt