101. Licht im Dunkeln

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Es dauerte eine ganze Weile, bis Zander realisierte, wo er sich befand

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Es dauerte eine ganze Weile, bis Zander realisierte, wo er sich befand.

Der Himmel hatte eine dunkelrote, abendlich-düstere Färbung angenommen. Träge rollten die Wellen über den weißen Sandstrand und verursachten dabei ein rhythmisches Rauschen, das sich mit dem beruhigenden Bimmeln der Heidschnucken und dem fernen Gurren und Gackern der Kapitänstaucher vermischte. Eine kühle Brise zupfte an Zanders schweißfeuchten Haaren und trocknete das Blut, das ihm an Händen, Hals und Gesicht klebte. 

»Zander!«

Noch ehe Zander reagieren konnte, hatte sich Iris bereits von hinten gegen ihn geworfen. Sie schlang die Arme um seine Taille und presste sich fest an ihn. 

Zander hätte gerne etwas gesagt, aber er musste sich darauf konzentrieren, das Gleichgewicht zu halten.

»Ich hab dich so vermisst ...«, schluchzte Iris in sein zerrissenes Hemd.

»Na, solange ist es ja gar nicht her, dass wir-«

Iris schlug ihm sanft mit der flachen Hand gegen den Oberarm.

»Ich habe dich natürlich auch vermisst«, sagte Zander pflichtschuldig und durchaus ehrlich. Auch wenn ihm ihr letztes Treffen sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben war, wäre es ihm noch deutlich lieber gewesen, Iris häufiger um sich zu haben. »Würdest du mich vielleicht kurz loslassen, damit ich ...?«

Iris löste ihre krabbenhafte Umklammerung, sodass Zander sich umdrehen und sie ansehen konnte. Im Gegensatz zu ihrer letzten Begegnung trug sie dieses Mal kein hauchzartes Kleid, sondern eher eine Art Wolllappen. Und dennoch war da noch immer dieser Hauch von Erhabenheit, der sie umwehte. Als würde sie – obwohl sie in diesem Moment zu ihm aufsah – eigentlich von weit oben auf ihn herabsehen. Nicht auf überhebliche Weise, sondern irgendwie wohlwollend und gebieterisch. In ihren Augen funkelten fremde Sterne und ihre Haut schimmerte silbrig als würde das Licht eines inneren Mondes hindurchscheinen.

»Du siehst schrecklich aus«, flüsterte Iris.

»Nun, ich hatte ... gewisse Schwierigkeiten mit ...« Zander verlor den Faden und brachte den Satz nicht zu Ende.

Iris runzelte die Stirn. »Geht es dir gut?«

»Ja.« Zander straffte die Schultern und nickte bekräftigend. »Jetzt geht es mir wieder gut.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Auch wenn ich sagen muss, dass mir dein rotes Kleid besser gefallen hat.«

»Mir auch«, seufzte Iris. »Aber nachdem ich Cyan und Pike begegnet bin ...«

»Du bist Cyan und Pike begegnet? Hier?«

Iris legte den Kopf gegen seine Brust. »Ja. Und bevor du fragst, es geht ihnen gut.« Ihre Stimme wurde leiser. »Weißt du, was verrückt ist?«

»Mit Perlen nach Muscheln zu angeln? Ich hab' Kretzer tausendmal erklärt, dass es so nicht funktioniert.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt