84. Metamorphose

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Cyan stand am Bett seines Vaters

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Cyan stand am Bett seines Vaters. Im Schein der schwachen Gaslampen wirkte die gebräunte Haut Rogner Forellis fahl und beinahe durchscheinend. Blaue Äderchen zeichneten sich darunter ab. Der Patriarch von Ryba hatte noch nie so kränklich ausgesehen. Wäre da nicht seine Brust, die sich rhythmisch hob und senkte, hätte man ihn für tot halten können.

»Er würde das hassen«, sagte Morena von der Tür aus.

Cyan warf einen Blick über die Schulter. Seine Stiefmutter trug ein weißes Nachthemd mit Spitzenbesatz und darüber ein Obergewand aus bunter Seide. Sie war barfuß und die dunklen Haare fielen ihr offen über die Schultern. »Was meinst du?«

»Hier nutzlos herumzuliegen«, antwortete Morena, während sie langsam ins Zimmer kam und mit verschränkten Armen neben ihn trat. »Sogar der nächtliche Schlaf ist für ihn immer eine Zeitverschwendung gewesen. Das Bett hat er eigentlich nur benutzt, um-«

»Ich kann's mir vorstellen«, fiel ihr Cyan scharf ins Wort.

Morena brach ab und schmunzelte, aber Cyan sah ihr an, dass sie müde war. Wie sie alle. Doch im Gegensatz zu Rogner konnten sie sich nicht einfach hinlegen und ausruhen. Vermutlich würden in Nächten wie diesen sowieso nur die Hartgesottensten Schlaf finden. Alle anderen sahen mit bangem Blick aufs Meer hinaus, wo eine feindliche Flotte auf den Wellen trieb und die Bucht belagerte. Noch gab es keine Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff. Aber wer wusste schon, wie schnell sich das ändern konnte? Sie wussten ja noch nicht einmal, wie es den fremden Schiffen gelungen war, Myr Ryba noch vor den Feierlichkeiten zu Holilevke zu erreichen. Eigentlich hätten sie um diese Zeit noch weit draußen auf dem Meer sein sollen. Es sei denn ... Cyan schürzte die Lippen. Es sei denn, König Fridur und seine Magier hatten nachgeholfen.

»Was wirst du jetzt tun?«, wechselte Morena das Thema.

Cyan seufzte. »Ich denke, ich werde nach Sheitani sehen. Und dann fahre ich in die Stadt. Da ist diese außerordentliche Ratssitzung, an der ich teilnehmen muss.«

»Hast du dir schon überlegt, wem du eine Holilevke-Kerze schenken willst?«

»Meinst du das ernst?«

Morena zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Nur weil die Welt untergeht, heißt das ja nicht, dass du enthaltsam leben musst.«

»Und nur weil ich einer Dame eine Kerze schenke, würde ich nicht erwarten, dass sie mich gleich heiratet.«

»Von Hochzeit hat ja auch niemand gesprochen.«

»Dann erst recht nicht.«

Morena verdrehte die Augen. »Wieso bist du eigentlich so anständig?«

»Du meinst, bei dem Vater?«, erwiderte Cyan.

An dieser Stelle mussten sie beide herzlich lachen.

»Ja ...« Morena wischte sich ein Lachtränchen aus dem Augenwinkel. »Ja, ich denke, genau das meine ich.«

Cyan wurde das Herz schwer. »Keine Ahnung. Vielleicht wegen meiner Mutter. Oder weil ich immer das Gegenteil von dem machen wollte, was mein Vater gemacht hat.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt