25. Fluchtpläne

356 48 70
                                    

»Xyla«, wiederholte Zander und bemühte sich, die richtige Betonung zu finden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

»Xyla«, wiederholte Zander und bemühte sich, die richtige Betonung zu finden. 

Xyla nickte, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und richtete sich auf. Es wunderte Zander, dass Flaix ihnen eine Führerin zur Seite gestellt hatte. Irgendwie hatte er angenommen, dass Frauen wie Tuna nur in Myr Ryba existieren würden, doch da war er offensichtlich einem Irrtum aufgesessen. Xyla wirkte in jedem Fall kompetent und gut ausgerüstet. Neben ihrer Pelzkleidung und der weißen Fellmütze war sie auch noch mit einer Wildlederhose, Handschuhen und gefütterten Stiefeln ausgestattet. Obwohl sie nicht gerade klein war, schien ihr die Kleidung etwas zu weit zu sein. Der breite Gürtel zierte nicht ihre Taille, sondern umschloss locker ihre Hüfte. Daran waren ein kurzer Dolch, ein Eispickel, Steighaken, einige mit Phosphor getränkte Paluder Kerzen, ein Kompass und ein langes Seil befestigt. Doch eine Sache bereitete Zander Kopfzerbrechen. Was verschlug eine Aciarierin ins Fraland-Gebirge? Und dann auch noch als Bergführerin?

»Wir sollten von hier verschwinden«, sagte Xyla, bevor er seine Frage laut stellen konnte. Ihr Blick war auf die Novomagica-Schleier gerichtet, die den Waxenbruch umwirbelten und den ganzen Himmel in grünes Licht tauchten. Der unheimliche Schein spiegelte sich in ihren großen, dunklen Augen, denen eine eigenartige Distanziertheit anhaftete. Als wäre die junge Frau in Gedanken ganz woanders. Oder als befände sich ein Schleier hinter ihren Augen, der ihre empfindliche Seele vor allzu schlimmen Schäden bewahren sollte. 

»Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?«, fragte Salmon, der ebenfalls zum Waxenbruch blickte. 

Xyla hakte die behandschuhten Daumen in ihren Gürtel. »Vermutlich die Hofmagier des Königs.«

Zander rappelte sich auf und klopfte sich den Schnee von der Kleidung. Erst jetzt, da er sich in Sicherheit befand, spürte er die Kälte, die jede Faser seines Körpers durchdrungen zu haben schien. Er presste die Zähne aufeinander, verschränkte die Arme vor dem Körper und klemmte sich die Hände unter die Achseln. »Die Hofmagier des Königs? Was haben die hier verloren?«

Die Bergführerin warf ihm einen schiefen Blick zu. »In Paluda nennt man das Gebirge den königlichen Hinterhof

»Aber das?«, erwiderte Salmon und deutete auf die Novomagica-Säule, die den schwarzen Felsen einhüllte. »Welchen Sinn hat das

Xylas Miene verfinsterte sich. »Ich will es nicht herausfinden.« 

Mit diesen Worten marschierte sie voraus. Dabei bewegte sie sich so mühelos und leichtfüßig über den lockeren Schnee, den die Lawine ins Tal gespült hatte, dass es Zander den Atem verschlug. Neben ihr und Salmon musste er sich ja zwangsläufig wie ein grobschlächtiger Trampel vorkommen. Schon keimte in seinem Herzen wieder die Sehnsucht nach Myr Ryba auf. Nach der Weite des Ozeans und dem Klang der Wellen. Er schluckte seine Gefühle herunter und setzte sich in Bewegung. Im Tal war der Wind nicht ganz so schneidend wie auf dem Pass, aber dafür herrschte eine unangenehme Düsternis. Die Felswände ragten drohend über ihnen auf und die Luft war von stinkenden Novomagica-Schwaden durchzogen. 

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt