87. Ein ungutes Gefühl

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Es war kalt

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Es war kalt. Die Luft schien gefroren zu sein und bei jedem Schritt mit einem leisen Klirren zu zerbrechen.

Der offizielle Eingang zum Labyrinth des Schneeleus lag an der seeseitigen Flanke des Großen Blauen. Er war nur mit dem Boot zu erreichen und wurde von mehreren bewaffneten Soldaten bewacht.

»Mir nach«, sagte Xyla und führte Zander in die andere Richtung, einen schmalen Pfad hinauf, der am Hang des Gletschers entlangführte.

Zander hatte noch nie einen Gletscher gesehen. Aus der Ferne erinnerte der Große Blaue an eine schmale Zunge, die sich zwischen den Berggipfel hindurchschob, als wollte sie das Wasser des Kristallsees kosten. Erst aus der Nähe wurde deutlich, wie gewaltig diese zerklüfteten Eismassen waren, die sich vor und neben ihnen mehrere Meter hoch auftürmten.

»Wo gehen wir hin?«, fragte Zander, während er seinen Blick über die hohen Eismauern wandern ließ.

»Es gibt noch einen anderen Eingang«, antwortete Xyla. »Er liegt gleich hier vorne. Nur ein paar hundert Meter vom ersten Eingang entfernt. Ich habe seine ungefähre Position auf der Karte markiert.«

»Ungefähre Position?«, murmelte Zander.

»Wenn Ihr es Euch anders überlegt haben solltet ...«

»Nein, nein«, wehrte Zander ab. Ein Blick in Xylas Gesicht sagte ihm, dass sie auf eine andere Antwort gehofft hatte. Noch konnten sie umkehren. Noch war es nicht zu spät.

Zanders Blick schweifte über das Eis, das im Dunkeln fast schwarz aussah. Er stellte sich vor, wie es Salmon ergehen musste. Irgendwo dort drin, im Innern des Eises, in bitterer Kälte und Dunkelheit, zusammengepfercht mit Dutzenden von Dieben, Mördern und anderen Verbrechern. Seine Brust krampfte sich zusammen. Natürlich wusste er, dass Salmon ein zäher Bursche war, der sich sogar unter widrigsten Umständen zurechtfinden konnte, aber er wusste auch, dass er nicht ohne ihn weitermachen konnte. Vielleicht brauchte er Salmon mehr als der Junge ihn brauchte. Wie auch immer, Zander würde keinen Rückzieher machen, selbst wenn er sich wirklich Angenehmeres vorstellen konnte, als in das Labyrinth des Schneeleus hinabzusteigen.

Der Himmel färbte sich bereits dunkelgrau, als sie den zweiten Eingang erreichten. Dabei handelte es sich lediglich um einen schmalen Spalt im Eis.

»Der Dekan hat ihn bei der Entenjagd entdeckt«, erklärte Xyla und wickelte sich enger in ihre Pelzjacke.

Zander ging neben dem Spalt, der sich seitlich ins Eis grub, in die Hocke. Dahinter ging es steil abwärts. »Wie tief ist es?«

»Knapp drei Meter. Wir haben es überprüft.«

»War schon jemand unten?«

Xyla nickte. »Aber nur ganz kurz.« Sie zog die Schultern hoch und seufzte. »Ich werde das Seil hier an einem Felsen festmachen und warten.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt