93. Sackgasse

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Alles in Iris weigerte sich, tiefer in die Dunkelheit zu gehen

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Alles in Iris weigerte sich, tiefer in die Dunkelheit zu gehen. Es war als spüre sie, dass dort unten etwas lauerte. Etwas Bösartiges, das es auf sie abgesehen hatte.

Doch der Nunmensch hatte es ebenfalls auf sie abgesehen. Und wenn sie sich entscheiden musste, zwischen dem sicheren Tod im Freien und dem möglichen Tod im Innern des Tunnels, dann wählte sie die Option mit den besseren Überlebenschancen. Jedoch nur widerwillig.

»Iris! Worauf wartest du?«

Iris warf einen Blick über die Schulter und konnte gerade noch sehen, wie Tuna dem Nunmenschen einen Tritt versetzte, der ihn von der Treppe beförderte. Er stürzte über die Kante und kugelte den Felsenhang hinunter. Diese Gelegenheit nutzten Tuna und Baboi, um zu Iris aufzuschließen. Iris warf noch einen letzten Blick in den Himmel, wo das Licht ihres Sterns gegen die Nacht ankämpfte, dann ließ sie sich von Tuna mit in die Dunkelheit zerren.

Hintereinander rannten sie den Tunnel hinunter. Die grob behauenen Steinwände sahen so aus als wären sie mit einfachem Werkzeug in die Felsen geschlagen worden. Vermutlich vor langer Zeit. Im Schein der Fackel waren Höhlenmalereien zu erkennen. Auf den ersten Blick ähnelten sie denen im Wickerbau, aber dann musste Iris erkennen, dass sie viel gröber und weniger kunstfertig waren. Außerdem fehlte ihnen die Vision. Anders als die Malereien im Versteck der Wickerschen Hexe waren sie nicht von schicksalsträchtiger Vorahnung erfüllt, sondern zeigten einfach nur Pflanzen, Tiere und Steine. Was auch immer die ersten Siedler in dieser Gegend für wichtig genug befunden hatten, um es an den Felswänden zu verewigen.

»Lauft!«, brüllte Tuna, um das Rauschen und Gluckern des Wassers zu übertönen, das neben ihnen dahinströmte.

Iris raffte ihren Rock zusammen und rannte, was ihre müden Muskeln hergaben. Der Tunnel führte immer weiter in die Felsen und schien kein Ende zu nehmen. Erst nach einigen Minuten gelangten sie an eine Abzweigung.

»Tuna! Was jetzt?«

»Lauf einfach!«

Iris tänzelte kurz unschlüssig im Kreis, dann wandte sie sich nach rechts und geriet mitten hinein in ein verschlungenes Labyrinth. Abzweigung reihte sich an Abzweigung. Die Tunnel wanden sich wie Schlangenleiber, die zu einem engmaschigen Geflecht verknotet waren. Schon bald hatte Iris jede Orientierung verloren. Ihre Schritte wurden langsamer. Der Atem brannte in ihrer Brust, ihr Rucksack knallte bei jedem Schritt gegen ihren Po, ihre Seiten schmerzten und sie konnte ihre Beine kaum noch spüren.

Schließlich blieb sie stehen und stützte sich nach Luft schnappend mit den Händen auf den Knien ab.

Tuna und Baboi kamen neben ihr zum Stehen. Baboi taumelte und stürzte keuchend auf die Knie. Die Fackel fiel ihm aus der Hand und Tuna trat das Feuer aus, sodass der Tunnel in Dunkelheit versank.

»Was machst du?«, hauchte Iris, der das Licht wenigstens ein schwacher Trost an diesem finsteren Ort gewesen war.

»Still«, herrschte Tuna sie an.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt