90. Verfolgt

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Iris wälzte sich ruhelos auf ihrer dünnen Strohmatte herum

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Iris wälzte sich ruhelos auf ihrer dünnen Strohmatte herum. Inzwischen schneite es nicht mehr. Stattdessen ging ein unangenehmer Eisregen auf das Tal nieder. Der namenlose Fluss rauschte durch die Klamm, die schwärzer als die Nacht selbst zu sein schien. Ein gezacktes Grinsen in der Dunkelheit. Ein feuchter Schlund mit spitzen Felsenzähnen. Je länger Iris auf die Schlucht starrte, desto unheimlicher wurde ihr dieser Ort. Als würde die Finsternis Arme und Beine bekommen – und Klauen und Flügel und ein lautes Kreischen, das durch die Berge hallte.

Nein, sie würde hier kein Auge zumachen.

Ruckartig setzte Iris sich auf.

Tuna, die am erloschenen Lagerfeuer saß, und in die Finsternis hinausstarrte, musste die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen haben. »Was ist los, Püppchen?«

»Ich kann nicht schlafen.« Iris warf ihre Decke ab und krabbelte zu Tuna an den Rand der Felsnische, die ihnen als Lagerplatz diente. »Dieser Ort ...« Sie schlang die Arme um den Körper und schauderte. »... ist mir irgendwie unheimlich.«

»Findest du?«, erwiderte Tuna und ließ den Blick schweifen. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Mond und Sterne lagen hinter dichten Wolken verborgen, sodass ein Großteil ihrer Umgebung im Dunkeln lag. Auch zu hören gab es nicht viel. Lediglich das Knistern der Eiskristalle und das Tosen des Wassers in der Schlucht.

»Ja. Kannst du das nicht spüren?«

Tuna zuckte mit den Schultern. »Ich bin für sowas nicht gemacht.«

»Für sowas

»Geistergeschichten. Enzia liebt sie, aber ich ...«

»Enzia liebt Geistergeschichten?«

Tuna schmunzelte. »Sie liest mir am liebsten Bücher von diesem Skorpuli oder so vor. Darin geht es immer um Geister, Untote oder irgendwelche Monster. Hasel und Zander gruseln sich dabei, aber ich kann den Reiz dieser Geschichten nicht nachvollziehen.« Sie lachte unecht. »Ich meine, es gibt so viele furchtbare und tödliche Dinge in dieser Welt, wozu sollte man sich auch noch welche ausdenken?«

»Keine Ahnung«, murmelte Iris. Sie zog Liebesromane den Geistergeschichten vor. »Und Zander gruselt sich bei diesen Büchern?«

»Ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber Zander ist sehr empfänglich, was das Übernatürliche angeht.« Tuna lächelte. »Er geht damit zwar nicht hausieren und er ist auch kein leichtgläubiger Trottel, aber er kann diesen fantastischen Dingen etwas abgewinnen.«

»Irgendwie passt das gar nicht zu ihm.«

»Wirklich?« Tuna lehnte sich zurück und stützte sich mit den Händen an den feuchten Felsen ab. »Er glaubt ja auch an Götter. Und daran, dass sie zu ihm sprechen.«

Iris nickte langsam. »Stimmt.«

»Es ist leicht, Zander von irgendwas zu überzeugen. Es muss nur absolut unmöglich klingen.« Tunas Lächeln wurde zu einem melancholischen Schmunzeln. »Das hat Rogner mal gesagt.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt