100. Wie Hund und Katz'

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Iris hatte noch nie so große Bäume gesehen

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Iris hatte noch nie so große Bäume gesehen. Oder so viele davon. Aber auch das Unterholz hatte einige Überraschungen zu bieten. Die Vielfalt an Sträuchern und Blumen schien keine Grenzen zu kennen. Dazu kamen die vielen Tiere, die das Dickicht bevölkerten. Überall raschelte, knisterte, zirpte und summte es. Kunterbunte Singvögel trällerten ihre sehnsuchtsvollen Lieder und erfüllten die Luft mit sich überlagernden Erzählungen, als wäre der Wald ein einziges, riesiges Blomlore-Märchenbuch. Hier und da konnte Iris weitere Waldleus erkennen, die alleine oder in Gruppen durch das Gebüsch streiften. Und einmal entdeckte sie sogar einen Elderdrahki, der es sich auf einem Ast gemütlich gemacht hatte und im hereinfallenden Sonnenlicht badete.

»Es ist wunderschön hier, findest du nicht, Tuna?«

»Keine Ahnung ... ist mir zu grün«, brummte Tuna, die sich widerwillig auf die Schultern ihres Begleiters stützte. Der Waldleu – oder vielleicht besser: Menschleu – hatte sich als Elah vorgestellt. Und obwohl er ganz offensichtlich gekommen war, um ihnen zu helfen, herrschte zwischen ihm und Tuna eine mehr als frostige Stimmung. Vermutlich gefiel es Tuna nicht, wegen ihrer Verletzung auf Elahs Hilfe angewiesen zu sein.

»Zu grün?«, echote Iris. »Wie kann es zu grün sein?«

»Und zu wenig Wasser.«

»Wir haben viele schöne Seen und Wasserfälle«, bemerkte Elah.

Tuna warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich rede ...« Sie presste eine Hand auf ihre Wunde und atmete schwer. »... von Meerwasser.«

»Vielleicht sollten wir eine Pause machen«, schlug Iris vor.

Elah nickte zustimmend und steuerte eine riesige Wurzel an, die sich abseits der Wege durchs Unterholz schlängelte.

Mit einem nur mühsam unterdrückten Grinsen musterte Iris den muskulösen Rücken ihres Begleiters und erlaubte sich auch einen kurzen Blick auf seinen nackten Po. Es war ja nicht alle Tage, dass sie einen derart gut gebauten Mann zu Gesicht bekam. Elah war sogar noch ein ganzes Stück muskulöser als Zander und auch vorneherum sehr gut ausgestattet. Da durfte man zumindest mal einen Blick riskieren. Zander musste davon ja nichts erfahren.

Vorsichtig ließ Elah die verletzte Tuna zu Boden sinken, sodass sie sich mit dem Rücken gegen die Wurzel lehnen konnte. Im Unterholz raschelte es und etwas, das einer großen Libelle ähnelte und schwach leuchtete, schoss kichernd aus einer kelchförmigen Blüte.

Iris bedeckte ihren Mund mit den Händen. »War das ...?«

»Eine Holmfeja«, vervollständigte Elah, während er neben Tuna in die Hocke ging.

»Was ... was machen die hier?«

»Die leben hier.« Elah deutete zu den weit entfernten Baumwipfeln hinauf. Das Licht der untergehenden Sonne brach durch das Blätterdach und tauchte den Waldboden in ein hübsches Mosaik aus Licht und Schatten. Während im Rest Materras der Winter hereinbrach und die Bäume ihr Laub verloren, herrschten in den Wodlanden noch immer sommerliche Temperaturen und die Bäume erstrahlten in ihrer ganzen, sattgrünen Pracht. »Sie bauen ihre Stöcke direkt unter den Baumkronen.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt