Cyan prallte gegen einen im Sand begrabenen Stein, was seinen Sturz unsanft bremste. Er unterdrückte einen Schmerzenslaut, warf sich herum und hielt nach Iris und Pike Ausschau. Die beiden waren etwas weiter hangabwärts zum Liegen gekommen. Während Iris noch mit dem flatterhaften Stoff ihres Kleides kämpfte, hatte sich Pike bereits auf den Bauch gerollt und spähte an Cyan vorbei zu den Dünen hinauf.
Cyan folgte seinem Blick mit den Augen.
Gamigin – mit Abstand der größte und imposanteste Myrkur, den er je gesehen hatte – wehrte Sheitanis Angriffe so leicht ab als hätte er es mit einer lästigen Fliege zu tun. Verästelte Flammenadern durchzogen seine gefurchte Haut und offenbarten einen glühenden Kern, der unablässig zu brodeln schien.
»Hoy«, zischte Pike und winkte Cyan zu sich.
Cyan krabbelte los. »Alles in Ordnung, Iris?«, erkundigte er sich, als er nahe genug heran war.
Iris setzte sich auf und rieb sich die Schulter. Ihr blutrotes Kleid war ein Hauch von Nichts, das ihren zierlichen Körper und ihre sanften Rundungen kaum verhüllen konnte. Der Anblick hätte wohl keinen Mann kalt gelassen, aber in Cyan weckte Iris in diesem Aufzug vor allem das Verlangen, ihr etwas Vernünftiges anzuziehen.
»Ich weiß, ich bin nicht so interessant wie Fräulein Dan de Lion«, sagte Pike spöttisch. »Aber würden Sie mir trotzdem ein paar Sekunden Ihrer Aufmerksamkeit schenken, Herr Forelli?«
»Natürlich«, murmelte Cyan verlegen.
Pike deutete zu Sheitani und Gamigin hinauf. »Ich bin ja kein Experte, aber das sieht nicht gut aus, oder?«
Cyan schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht wirklich.«
»Und was tun wir dagegen?«, fragte Pike.
Die Frage überrumpelte Cyan. Gegen einen Myrkuren wie Gamigin konnte ein Mensch überhaupt nichts ausrichten. Und wenn er seine Novomagica einsetzte, würde er damit Sheitani schwächen. »Keine Ahnung. Ich dachte-«
»Ersparen Sie mir das«, unterbrach ihn Pike und rieb sich die Nasenwurzel. »Wieso bin ich bloß davon ausgegangen, dass Sie vorbereitet sein würden?«
»Ich habe Sheitani vertraut«, entgegnete Cyan. »Und das tue ich noch. Er weiß bestimmt, was er tut.«
Tief im Innern war er sich dessen jedoch gar nicht so sicher. Sheitani hatte Gamigin als seinen Gegner ausgewählt. Einen mächtigen Myrkuren, der seinem Meister enorme magische Kräfte verleihen konnte. Doch hatte er auch einen Plan, wie er diesen Myrkuren bezwingen konnte? Im Moment sah es nicht danach aus. Und es gab nichts, was Cyan tun konnte, um seinem Freund zu helfen.
»Oh, wie ich Ihre naive Vetrauensseligkeit vermisst habe«, seufzte Pike. »Was ist Ihre Meinung, Fräulein Dan de Lion?«
»Ich habe zwar keine Ahnung, um was es hier geht«, sagte Iris, während sie sich aufsetzte und sich den Sand aus den Locken klopfte. »Aber wir müssen Sheitani helfen.« Sie blickte zum Ozean hinunter. »Ich nehme nicht an, dass es in dieser Welt eine Rybala Havfruese gibt, die uns die Drecksarbeit abnehmen könnte?«
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Die Forelli-Dynastie: Göttlicher Zorn
FantasyNach den dramatischen Ereignissen des letzten Buchs gehen die junge Landadelige Iris Dan de Lion und der Unterhändler Zander Arryba getrennte Wege. Während es Zander und Salmon auf der Jagd nach dem Hofmagier Kanto Dan de Nowy ins verschneite Myr Pa...